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sillyt

Posted on 16.2.2020

Silke Hofmeister scheint es geschafft zu haben, denn seitdem sie bei einer Show für Modedesigner gewonnen hat, arbeitet sie für Maria Predo, das In-Label schlechthin. Ihr Eltern standen diesem Berufswunsch und somit auch Silkes Traum immer kritisch gegenüber. Als sie dann doch in einer der Shows Silkes Kreationen bewundern wollen, geschieht das Unfassbare. Sie verunglücken vorher tödlich bei einem Autounfall. Silke fühlt sich schuldig und kämpft sehr mit ihrer Psyche. Doch ihre Arbeitgeberin hat nur wenig Verständnis. Als Silke nach kurzer Zeit immer noch nicht funktioniert, kündigt sie ihr fristlos. Plötzlich steht die junge Frau auf der Straße, ohne Wohnung, ohne Arbeit und ohne Angehörige. Nun muss sie es schaffen, sich selbst in der Welt der Obdachlosen zu behaupten, wenn sie nicht auch noch ihr Leben verlieren will. Meine Meinung Das Cover ist einfach wunderschön gestaltet und jetzt nach dem Lesen des Buches kann ich auch sagen, dass es absolut zum Inhalt passt. Sabrina Schuh schreibt absolut einnehmend und mit der gewissen Mischung aus Emotionen und Abstand. So behält man durchaus beim Lesen einen gewissen Abstand, aber nicht soweit, dass man sich nicht permanent fragen würde, wie es einem selbst gehen würde, wenn man sich plötzlich in einer solchen Situation wiederfindet. Man spürt bei der Geschichte, dass sich die Autorin intensiv mit dem Hintergrund befasst hat. Sie hat sich beim Recherchieren für das Buch die Zeit genommen, tatsächlich den Menschen zuzuhören, die ihr Leben auf den Straßen unserer Landes fristen. Dabei wird eines deutlich: kaum einer trägt wirklich Schuld an seiner Situation, oft sind es tragische Umstände, die die Menschen dazu gezwungen haben, ihr Leben auf der Straße zu führen. Ich selbst bin absolut nachdenklich geworden, denn man wird hier als Leser mit so manch einem Vorurteil gegenüber Obdachlosen, das wohl auch selbst in einem ruht, konfrontiert. Die Geschichte der Protagonistin Silke ging mir sehr nahe. Erschreckend schnell ging der Abstieg von der erfolgreichen Modedesignerin von der nahezu von der Gesellschaft geächteten Obdachlosen. Dabei ist diese Geschichte absolut glaubwürdig und authentisch erzählt, so dass man hier wirklich spürte, dass hier wahre Schicksale den Grundstein der Geschichte boten. Ja, die Geschichte ist gesellschaftskritisch, aber dadurch macht sie nachdenklich und berührt. Die Protagonistin Silke, aus deren Perspektive wir in der Ich-Form die Geschichte erleben, ist eine sehr glaubhafte Person. Ihr Schicksal, das Verlieren der Familie, das sich selbst dafür die Schuld geben und das letzten Endes resignieren, fand ich absolut nachvollziehbar. Das man sich in solch einer Situation zunächst auf den “Sozialstaat” glaubt verlassen zu können, hätte ich auch vermutet, doch sie wird hier absolut allein gelassen. Sie muss lernen, allein auf der Straße zurecht zu kommen und das es hier keinen Zusammenhalt unter den Obdachlosen gibt, höchstens Zweckgemeinschaften. Letzten Endes ist sich jeder selbst der Nächste. Ob dann wirklich alles hoffnungslos bleibt, verrate ich an dieser Stelle nicht. Die Nebencharaktere sind ebenfalls glaubhaft gezeichnet und so habe ich hier manch eine Situation mit Erschrecken und Unglaube beobachten müssen. Mein Fazit Eine Geschichte, die mich auch jetzt, beim Schreiben der Rezension, wieder nachdenklich stimmt. Die Erlebnisse der Protagonistin haben mich wirklich mitgenommen und auch wenn das alles sehr negativ klingt, glaube ich doch, dass sich ein Schicksal genau so ereignen kann. Dieses Buch ist wirklich spannend zu lesen und ich habe es an einem Nachmittag beendet, da mich die Situation der Protagonistin einfach nicht losgelassen hat. Klare Leseempfehlung!

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