Profilbild von Buchstabenfestival

Buchstabenfestival

Posted on 16.2.2020

Ian McEwans „Nussschale“ war tatsächlich nicht so einfach zu knacken. Die Geschichte fällt etwas aus dem Rahmen und wurde aus der Sicht eines Ungeborenen aus dem Bauch der Mutter heraus erzählt. Schon dies hat mich etwas irritiert zuhören lassen. Das Wissen des Ungeborenen (klug durch das Zuhören der Podcasts und Radiosendungen der Mutter) und die Auswirkungen der Handlungen der Mutter auf das Ungeborene fand ich manchmal schon etwas verstörend. Ein Ungeborenes, das die Weinsorte erkennt, die die Mutter trinkt und auch spürt, dass es nicht gewollt ist und live beim Sex der Mutter mit dem Liebhaber dabei ist und sich von dessen Penis bedrängt fühlt, fand ich dann doch teilweise etwas gewöhnungsbedürftig. Worum gehts? Eine schwangere Frau (Trudy) hat sich in den Bruder Claude ihres Mannes verliebt und führt auch eine Affäre bzw. Beziehung mit ihm. Der Ehemann wurde daraufhin aus seinem eigenen Haus geschmissen und darf nur noch von außen zu schauen. Die drei Charaktere wissen von dem Baby, aber keiner scheint sich wirklich dafür zu interessieren. Weder kämpft der Ehemann/Vater für sein noch ungeborenes Kind noch achtet die Mutter bei ihrem Alkoholkonsum auf das Ungeborene. So erlebt man mit dem Kind den Rausch und die Wahrnehmungsstörungen. Die Mutter und der Liebhaber planen den Mord an dem Vater/Ehemann, um an die Millionen, die sein Haus wert ist, zu kommen. Das Ungeborene kommentiert und reflektiert das Geschehene und geht dabei auch auf das Weltgeschehen und die Menschen ein. Trudy und Claude planen akribisch und sorgsam, versuchen alle Eventualitäten zu berücksichtigen, aber dann kommt etwas dazwischen, was sie zu einer übereilten Handlung zwingt. Am Ende wird das Ungeborene für den finalen Paukenschlag sorgen. Die Symphatie zu den Charakteren hielt sich bei mir etwas in Grenzen, die Geschichte dagegen ist sehr gut aufgebaut und interessant gewesen. Der Humor war teilweise sehr schwarz und beißend, aber er war an den richtigen Stellen, so dass die Geschichte insgesamt gut war. Mich hat nur die Perspektive etwas gestört, aber dies war nun mal das Besondere an der Geschichte.

zurück nach oben