collectionofbookmarks
Er ist neu im Land und in der Schule; sie das aufmüpfige Mitglied einer Mädchenclique mit familiären Problemen. Während Nicu verzweifelt versucht, mithilfe seiner gelernten Sprachbrocken seinen Schulalltag zu meistern, der durch Rassismus, Intoleranz und Mobbing erschwert wird, versucht Jess herauszufinden, wie sie ihrem gewalttätigen Stiefvater entkommen kann, ohne dabei ihre Mutter zu verraten. Kein Ausweg scheint in Sicht, bis sie sich beide unerwartet kennenlernen, eine Freundschaft ensteht und sich neue Möglichkeiten ergeben. Das Autorenduo schafft es in diesem Buch sehr eindrücklich, zu verstehen zu geben, wie es sich anfühlt, in ein neues Land mit neuer Sprache und neuen Regeln zu immigrieren. Insbesondere der sprachliche Aspekt wird dabei beleuchtet, indem alle Kapitel aus Nicus Sicht in gebrochenem Deutsch verfasst wurden. Sie zeigen, wie schwierig es ist, bzw. wie schwierig es einem gemacht wird, wenn man die Muttersprache des Einwanderungslandes nicht beherrscht, sich bei rassistischen Äußerungen nicht verteidigen kann und absichtlich falsch verstanden wird. Wie man es bereits aus Sarah Crossans "Eins" kennt, sind die kurzen Kapitel in Versform verfasst, ohne sich dabei zu reimen. So lässt sich das Buch sehr schnell lesen, was einerseits positiv für Lesemuffel sein kann, andererseits auch alles etwas zu schnell gehen lässt. Trotz der schwierigen und ernsten Themen, trotz der emotionalen Situationen, trotz alldem muss ich sagen, dass mich das Buch nicht so mitreißen konnte, wie es dies vielleicht in einer längeren Ausführung geschafft hätte. Natürlich ergeben die kurzen Kapitel Sinn. Sie stehen stellvertretend für die verminderte Kommunikationsfähigkeit Nicus und für Jess' Rat- und Sprachlosigkeit; sie sind also ganz eindeutig ein stilistisches Mittel. Für mich wollte dies alles jedoch nicht ganz funktionieren, vielleicht auch, weil mir ziemlich schnell klar wurde, wie die Geschichte enden würde.