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frauschafski

Posted on 16.2.2020

Die Sache mit den Affen Stockholm, drei Protagonisten, drei Erzählperspektiven. Der Einstieg fällt extrem leicht: Kurze, verständliche Sätze, schnelle Szenenwechsel, alltagstaugliche Sprache. So rasant, wie der Einstieg gelingt, bleibt das Tempo leider nicht. Der Schreibstil erlaubt zwar einen ungestörten, schnellen Lesefluss, aber der Handlung fehlt ein nachvollziehbarer stringenter Spannungsbogen. Die Figurenkonstellation erscheint bedauerlicherweise allzu stereotyp und orientiert sich größtenteils an gängigen, insbesondere durch Film und Fernsehen beeinflussten Mustern: Der kleine Gauner, gefangen im Zwiespalt zwischen dem eigenen Schein und Sein, hinter dem der Leser aber ein gutes Herz vermutet; der korrupte, frauenfeindliche, rassistische Macho-Polizist, der von Beginn an als der eigentliche "Feind" ins Feld geführt wird; und schließlich die toughe, unerschrockene Polizistin, die mit voller Überzeugung ihren Job ausübt, aber durch den Verlust ihrer Schwester nun auf ihrem persönlichen Rachefeldzug jegliche moralisch vertretbare Grenze zu übertreten bereit ist. Das ist wenig überraschend, garantiert aber unangestrengte Unterhaltung. Am Ende bleibt vor allem die Frage nach der Moral der Stockholmer Polizei. Es macht ein wenig den Anschein, dass der Roman eine persönliche Abrechnung der Autorin mit ihrem ehemaligen Arbeitsumfeld darstellen könnte. Korruption, frauenfeindliches Verhalten, sexuelle Belästigung, allzeit berechnendes Verhalten, Mobbing und eine festgelegte Hackordnung ermöglichen es nur den Stärksten, in diesem Arbeitsumfeld zu überleben. Die Autorin beweist in jedem Fall ein Gespür für authentisch wirkende Milieustudien. Noch fehlt es ihr an literarischer Finesse bei der Umsetzung, ebenso an der Kunst der überzeugenden, stimmigen Charakterzeichnung. Insgesamt hat sie etwas zu viel auf einmal gewollt, aber zeigt auch, dass in ihr durchaus Potenzial vorhanden ist. Und was es mit den Affen auf sich hat ... das sollten neugierige Leser selbst herausfinden.

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