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Was mich natürlich sehr gefreut hat, ist, dass Maria Koschny dieses Buch vorliest, ich finde sie als Becci Bloomwood schon so toll. Man wird sofort in die Geschichte geworfen, was ich super finde. Langes Bla-Bla im Voraus finde ich sehr langweilig. Lieber mag ich es, mitten in der Geschichte zu beginnen und dann anhand von Rückblenden über die Vergangenheit zu erfahren. So ist dies bei Finding Audrey, wie es im Originalheißt, der Fall. Audrey wird seit einiger Zeit zuhause unterrichtet, verlässt das Haus nur, um zur Therapeutin Dr. Sarah zu gehen und trägt sogar im Haus eine Sonnenbrille, da sie mit niemanden Augenkontakt aufnehmen kann. Nicht einmal mit ihrer Familie. Auch Kontakt per Mail, per SMS, per Telefon – unmöglich. All diese Gegenstände hat sie im Klo heruntergespült, nachdem ES passierte. Audreys Charakter ist so toll und absolut sympathisch. Jede Ecke, jede Kante an ihr ist Sophie Kinsella gelungen, anderes habe ich aber auch nicht erwartet. Wenn es um Frauenliteratur geht, bewegen sich Sophie Kinsella und Kerstin Gier für mich auf einer Augenhöhe. Die ganze Familie ist zum Totlachen witzig und verrückt. Ich fand es so toll, Audreys Familie durch das Hörbuch noch ein zweites Mal kennen zu lernen und diesmal hat auch mein Freund mitgehört. Auch er musste ab und zu lachen, das spricht doch auf jeden Fall für Sophie Kinsellas Schreibstil. Immerhin handelt es sich um ein Jugendbuch (für Mädchen). Der Schlagabtausch zwischen Auds Mutter und ihren großen Bruder Frank sind das Lustigste. Man begleitet Audrey auf ihrem Weg der Besserung, den sie natürlich nicht im Alleingang bewältigt. Sie macht große Fortschritte, wird aber auch durch den einen oder anderen Moment zurückgeworfen. Dass sie Medikamente nimmt, hat sie teilweise verdrängt. Was mich damals schon beim Buch gestört hat: Was ist ES? Was ist denn Audrey nun passiert? Was wurde ihr angetan? Man erfährt zwar, WER ihr ES angetan hat. Aber was dieses ES ist erfährt man nicht. Da hört man ein bisschen über vier Stunden eine Geschichte und wird zwar mit keinem offenen Ende, aber mit einem wichtigen ungelösten Aspekt sitzengelassen. Beim Lesen vor einem Jahr war ich so sauer, dass ich, hätte ich damals eine Rezension verfasst, einen Stern abgezogen hätte. Glück, dass mein Blog damals noch nicht existierte. Über den Schreibstil muss ich eigentlich nicht viel sagen: Er ist flüssig und Maria Koschny liest es mit viel Emotionen und Freude, das hört man ihr an. Es gibt keine Stolperer und ist an die Zielgruppe angepasst, die ich auf Mädchen zwischen 12 – 18 Jahren schätzen würde. Ich kann nur ein großes Lob aussprechen: Sophie Kinsella ist ein Jugendroman gelungen, der ein wichtiges Thema behandelt, das Mobbing, es dennoch nicht an Witz, Charme und Liebe fehlt. Mit meinen Worten ist die Moral von der Geschicht: Wichtig sind nicht die Menschen, die einen herunterziehen, sondern die Menschen, die dir mit einer Räuberleiter über die hohe Mauer helfen. Ich vergebe 5 von 5 Feivels.