frau.nat
Ich fand die ersten 150 Seiten wirklich sehr spannend und habe die düstere Atmosphäre sehr genossen. Die Geschichte war für mich etwas Neues, das Genre sowieso. Mit Geistern habe ich es für gewöhnlich nämlich nicht so. Daher war ich doch enttäuscht, dass das Buch nicht gruselig ist. Absolut nicht! Es ist zwar auch erst ab 14 Jahren geeignet, daher sollte es nun vielleicht nicht blutrünstig sein oder deine Psyche durcheinanderwirbeln, dennoch hat mir noch ein wenig der gruselige Kick gefehlt. Die einzelnen Charaktere sind jeder für sich einzigartig, sie sind unverwechselbar. Mein persönlicher Lieblingscharakter ist Emma. Emma wurde als „kleines Mädchen“ (sie ist 18) dargestellt, um das man sich kümmern muss. Emma ist ganz eigen, sagt seltsame Dinge in unpassenden Momenten, ist überaus intelligent, aber dennoch hart wie ein Stein. Sie lässt keine Emotionen zu, sie weint niemals. Dennoch hat Meyer die Gratwanderung geschafft, dass man als Leser Emma als sehr liebenswürdig empfindet. Rain hingegen soll dem Leser auch sympathisch sein, nur ist bei mir der Funke nicht so ganz übergesprungen. Sie hat zwar nichts gemacht, das mich dazu brachte sie nicht zu mögen, dennoch konnte ihr Charakter mich nicht vollends überzeugen. Tyler war mir von Anfang an sympathisch und das hat sich auch bis zum Ende des Buches nicht geändert. Er ist ein einfacher Typ, der gerade Ziele vor Augen hat, emotional aber hart sein kann. Ich habe ihn mir bildlich zwar völlig anders vorgestellt, als er beschrieben wurde, aber das ist ja das tolle am Lesen: ich kann mir meine Personen so denken, wie ich es möchte. Mein Tyler hatte keine langen Haare! Die bereits erwähnte düstere Umgebung ist Meyer wirklich vollends gelungen. So sehr, dass es mir teilweise schon zu deprimierend wurde. Die ganze Zeit ist es dunkel, daran können auch die hell erleuchteten Geister nichts ändern. Überall sind Tote, Dreck und Müll. Noch dazu verläuft ein Teil der Geschichte Untertage. Positive Stimmung gibt es in diesem Buch nicht, wirklich super Umsetzung! Was zur Stimmung ebenfalls beitrug ist der Schreibstil. Es wurden keine positiven Worte benutzt, alles wurde negativ ausgedrückt, auch wenn man es positiv hätte beschreiben können. Das Glas war eben halb leer statt halb voll. Außerdem lässt sich das Buch wirklich sehr fix lesen, die Seiten fliegen nur so ein einem vorbei. Jedoch muss ich auch zugeben, dass ich mich durch die düstere Stimmung und die recht negative Story oftmals zwingen musste, zu lesen. Ich bin nicht aufgestanden und habe unbedingt lesen wollen (normalerweise nehme ich mir morgens immer eine halbe Stunde zum Lesen, bevor ich los zur Arbeit muss) und auch als ich zuhause war, habe ich eher Serien geschaut, als zu lesen. Das liegt ganz einfach daran, dass ich nicht düster in den Tag starten wollte und erst recht nicht traurig ins Bett gehen wollte. Denn das Buch hat mich auch nicht so einfach losgelassen. Ich finde es dieses Mal wirklich sehr schwer, das Buch zu bewerten. Auf keinen Fall kann ich 5 Feivels geben, denn 5-Feivel-Bücher lese ich ununterbrochen und liiiieebe sie. 2 Feivels sind auch zu wenig, dafür war der Schreibstil viel zu gut, und auch die Charaktere. 3 Feivels heißt für mich, dass es ein gutes Buch für zwischendurch ist, jedoch ist dieses Buch nicht für zwischendurch, man muss sich darauf einlassen. 4 Feivels gebe ich bei einem sehr guten Buch, das nur ein kleines Manko aufzuweisen hat. Mein Gefühl sagt mir, dass 3 Feivels dieses Mal gut passen. Fazit Ich vergebe 3 Feivels. Das Buch an sich ist gut, der Schreibstil, die Idee, die Charaktere. Die Stimmung überzeugt auch. Dennoch hat mich das Buch nicht absolut gefesselt, die Story entwickelt sich nicht wirklich, es passiert kaum etwas Neues. Spannend fand ich es nur anfangs, leider hat die Spannung abgebaut, mir hat ein Höhepunkt oder auch ein Wendepunkt gefehlt. Das Ende fand ich wieder ganz schön, anders, als erwartet, aber zufriedenstellend. Ganz bestimmt wird es nicht das letzte Buch sein, das ich von Kai Meyer gelesen haben werde.