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Bris Buchstoff

Posted on 15.2.2020

Last Chance - fünf vor zwölf Douglas Adams ist den meisten Leser*innen wohl ausschließlich als Autor bekannt, der für die Kultrilogie in fünf Bänden um den etwas verpeilten aber liebenswerten Briten Arthur Phillip Dent und seinen, wie sich herausstellt, außerirdischen Freund Ford Prefect, verantwortlich zeichnete. Adams zeigte bereits im Hitchhikers Guide to the Galaxy großes Vergnügen daran, unserer Spezies hinsichtlich ihrer meist eher kurzsichtigen Denkweise und deshalb wenig nachhaltigen Handlungen den Spiegel vorzuhalten. Nachdem er seine Leser*innen erfolgreich per Anhalter ins Universum geschickt hatte, machte er sich selbst gemeinsam mit dem befreundeten Zoologen und Fotografen Mark Carwardine auf die Suche nach bedrohten Tierarten. Die Reise sollte Niederschlag in einer BBC Serie mit dem treffenden Titel Last Chance to see finden. Anstoß für die Dokumentation war ein Auftrag der Wochenzeitung The Observer, für den Adams, der zoologisch eher unwissend, gemeinsam mit dem Zoologen Carwardine nach Madagaskar fuhr, um dort eine seltene Lemurenart zu beobachten. Für Adams kam diese Reise einem Erweckungserlebnis gleich. Dass Naturschutz eine der wichtigsten Aufgaben ist und sein wird, wurde ihm dort schlagartig klar. Und so bereisten er und Carwardine in den Jahren 1988 und 1989 den ganzen Planeten, um eben auf die Situation verschiedener bedrohter Tierarten aufmerksam zu machten. Die letzte ihrer Reisen nach Chile war allerdings durch ein Ereignis gekennzeichnet, das ihr Vorhaben beinahe zunichte machte: Adams hatte ein neues Notebook, um seine Aufzeichnungen zu tätigen. Leider setze er sich aus Versehen darauf und seine ganzen Notizen waren zunichte gemacht. Zurück in der Heimat wurde nach einigen verpassten Abgabeterminen durch den Verlag entschieden, die ersten sechs Beiträge über die Reise zu veröffentlichen. Die letzten ihrer Art war für Adams das befriedigenste und wichtigste seiner Werke, auch wenn es nicht an den kommerziellen Erfolg des Anhalters reichen konnte. Stefan Kaminski hat diese sechs außergewöhnlichen Reiseberichte, die alles über die Vorbereitung, das Unwissen von Adams, die Unwägbarkeiten eines solchen Unternehmens in der von Adams gewohnt unterhaltsamen aber darüber hinaus ernsthaften Art und Weise, versammeln, eindrucksvoll eingelesen. Selbst die mit Bussen zur Kommodowaranfütterung heran gekarten Touristen spricht er mit unterschiedlichen Stimmen. Am eindrucksvollsten aber stellt sich die Begegnung mit den Gorillas dar – ein Appell an uns Menschen, sich weniger wichtig zu nehmen und die zwar anders geartete aber dennoch nicht weniger vorhandene Intelligenz von Tieren im allgemeinen endlich anzuerkennen und entsprechend zu handeln. Es sei zugegeben, manche Stellen mögen nichts für zarbesaitete Gemüter sein, so zum Beispiel die bereits kurz angesprochene Waranfütterung – Kaminski gelingt es den Worten Adams immer genau den richtigen Dreh zu verleihen – dennoch ist dieses Buch mehr denn je eines der wichtigsten Dokumente, dafür, was die Menschheit durch ihr Tun dem Planeten und seinen Bewohnern aufbürdet. Douglas Adams über „Die letzten ihrer Art“ „Ich dachte, dies wäre das Wichtigste, was ich je gemacht habe, und trotzdem konnte ich niemanden dazu bringen, mir seine Aufmerksamkeit zu schenken“ Das Booklet zum Hörbuch ist mit allerlei Informationen zu Autor und Fotograf / Zoologe, zur ursprünglichen Reihe und deren Fortsetzung 30 jahre später, die Mark Carwardine gemeinsam mit Stephen Fry wieder auf die Reise schickt, gespickt und somit ein großartiges Plus zu dem erhellenden und einnehmenden Gehörten. Immerhin hat Douglas Adams mit seinem Buch einiges bewirken können, auch wenn er es selbst nicht so sah: Aufgrund dieser Dokumentation wurde Naturzschutz in der Öffentlichkeit breiter diskutiert und ein paar der gefährdeten Tierarten konnten sich dadurch, was ihre Populationsgrößen angeht, wieder etwas erholen. Dem Yangtse-Delfin scheint dies leider nicht beschieden zu sein. Er gilt als funktionell ausgestorben – das Exemplar, das Carwardine und Adams in Gefangenschaft bewundern konnten, ist mittlerweile ebenfalls verstorben. Trotzdem oder gerade deswegen: Absolute Hör- bzw. Leseempfehlung für Die letzten ihrer Art – das Buch ist 2009 in englischer Sprache mit einem Vorwort von Richard Dawkins neu aufgelegt worden. Gerne auch zusammen mit den Kindern ab ca. 10 Jahren, die sich für abenteuerliche Reisen und den Zustand des Planeten interessieren. Die Rezension bezieht sich im Schwerpunkt auf das großartig eingelesene Hörbuch

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