Buchstabenfestival
Die Geschichte hat mich nachdenklich und teilweise auch traurig zurückgelassen. Sie lässt einen nicht so einfach los. Es geht um eines der vielen Schicksale des Syrienkrieges und deren langer mühseliger und entbehrungsreicher Weg in ein Land ohne Krieg und Todesangst. Die Geschichte beschreibt das Leben, die Flucht und die Ängste eines Paares, die ihren Sohn im Krieg verloren haben und nun flüchten müssen, wenn der Mann nicht selbst in den Krieg ziehen soll. Die Frau ist erblindet und weigert sich das Land zu verlassen. Für sie bedeutet es auch den toten Sohn und die Erinnerungen zurückzulassen. Erst als der Druck zu groß wird, gibt sie nach und begibt sich mit ihrem Mann auf die gefährliche Reise. Es wird von den teilweise katastrophalen Unterkünften und der schlechten (ärztlichen) Versorgung erzählt, von den Strapazen und den Mangel an Hygiene. Die wenigen Informationen, die ins Auffanglager kommen und die Angst wieder zurückgeschickt zu werden, zerren an den Nerven der Geflüchteten. Es wird ganz deutlich, dass nur Menschen mit Geldreserven wirklich eine Chance haben nach Mitteleuropa zu kommen. Auch Nuri und seine Frau Afra kämpfen, um zu den Verwandten nach England zu kommen. Die Geschichte berührt, da die Autorin es schafft ohne Rührseligkeit zu schreiben. Sie will kein Mitleid für ihre Charaktere, sondern Verständnis und Menschlichkeit wecken. Man merkt ihrer Geschichte an, dass sie viel Kontakt mit Flüchtlingen hatte und so auch von vielen Schicksalen und Geschichten erfahren hat. Es ist keine leichte und schnell wegzulesende Geschichte, sondern eine Geschichte, die nachdenklich stimmt, die Augen öffnen soll und zum Hinterfragen anregt.