Maike Bücheler
*Rezensionsexemplar* Ich habe mich Hals über Kopf in „Cavaliersreise“ verliebt. Dieses Buch hat mich zum Lachen gebracht, zum weinen, dazu, aus Freude höher quietschen zu wollen als meine Stimmlage es zulässt. Es hat mich gefesselt, vom Anfang bis zum Ende und hat definitiv das Potential eines meiner Lieblingsbücher zu werden. Mackenzie Lee erzählt in „Cavaliersreise“ die Geschichte des jungen englischen Adligen Henry Montague, kurz Monty, der von seinem Vater im 18. Jahrhundert auf eine Kulturreise quer durch Europa geschickt wird. Und wenn er wieder kommt, soll er endlich wissen sich zu benehmen – es gab nämlich einige Skandale um den jungen Schönling, der sowohl Frauen als auch Männern gleichermaßen gern – und geschickt – den Kopf verdreht. Ich gebe zu: am Anfang habe ich mir mit Monty schwer getan, was vermutlich Sinn und Zweck der ganzen Art und Weise ist, wie er vorgestellt wird. Er ist nicht perfekt, genau genommen ist er sogar alles andere als perfekt, und besonders am Anfang fand ich ihn arrogant, verantwortungslos und gleichgültig gegenüber den Gefühlen anderer. Aber da war diese eine Sache, die aus ihm trotzdem auch schon am Anfang einen Charakter gemacht hat, über den ich gerne gelesen habe: seine Liebe zu Percy. Percy ist Montys bester Freund. Er wurde von seinem Onkel und seiner Tante großgezogen, die ihm nicht nur wegen seiner dunklen Hautfarbe einige Steine in den Weg legen. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht so gut wie möglich auf Monty aufzupassen, der ihm das jedoch mehr als schwer macht. Mit dabei auf der Reise ist außerdem Montys jüngere Schwester Felicity. Da das Buch aus Montys Sicht geschrieben ist, weiß man am Anfang noch nicht viel über sie, denn Monty interessiert sich nicht sonderlich für seine Schwester. Aber wenn der Leser ihr zum ersten Mal begegnet, sitzt sie lesend am Frühstückstisch. Allein dadurch war sie mir sofort sympathisch, und umso mehr ich über sie erfahren habe, umso mehr mochte ich sie. Ich habe es geliebt, zu sehen, wie Monty und Felicity näher zusammenwachsen, wie er und Percy miteinander umgehen, wie Monty sich entwickelt und lernt für sich einzustehen. Es gibt einige wundervolle Nebencharaktere, und ein paar, die ich ein bisschen klischeehaft fand, aber das war vollkommen in Ordnung. Das einzige, was ich vielleicht tatsächlich kritisieren könnte, ist, dass das Buch fast schon zu viele wichtige Themen anspricht: Homo- und Bisexualität, Rassismus, Frauenrechte, Selbstmordgedanken, Leben mit einer Krankheit, wer darf eigentlich entscheiden wer lebt und wer stirbt. Doch Mackenzie Lee verpackt all das in dieser großartigen Geschichte, in der die Spannung immer weiter wächst, sodass man das Buch kaum aus der Hand legen möchte. Ihr kreativer, etwas anderer Schreibstil, der sich in den richtigen Momenten an die Sprache des 18. Jahrhunderts anpasst, spielt dabei eine große Rolle. Überhaupt, dieser Schreibstil und das, was gesagt wird… Hach, so schön. Manchmal hätte ich am liebsten das ganze Buch markiert. Schlussendlich kann ich nichts weiter sagen, als dass ich dieses Buch liebe und es vermutlich noch wochen-, wenn nicht monatelang jedem empfehlen werden, der es hören möchte und auch denen, die es nicht hören möchten. Wem all das jetzt zu viel oder zu wirr war, dann fasse ich es noch einmal ganz kurz zusammen: Lies. Dieses. Buch.