Maike Bücheler
Es gibt vier London: eines, in dem die Magie voller Leben pulsiert. Eines, in dem sie mit Gewalt beherrscht wird. Eines, in dem sie vergessen wurde. Und eines, in dem sie alles zerstört hat. Kell ist einer der letzten Antari, einer der letzten Blutmagier und damit einer der wenigen, der noch in der Lage ist zwischen den Welten zu reisen. Als Bote überbringt er die Nachrichten der verschiedenen Königshäuser – und arbeitet nebenbei heimlich als Schmuggler. Bis ihm eines Tages ein machtvolles Artefakt aus dem toten, schwarzen London zugesteckt wird und eine Hetzjagd durch die Welten beginnt… Das Setting hat mir mega gut gefallen. Spätestens seit ich vor … puh… sieben (?) Jahren „Das Wunder von Narnia“ gelesen habe, liebe ich die Vorstellung von verschiedenen Welten nebeneinander. Die Art, wie sich in „Vier Farben der Magie“ die vier London überschneiden und unterscheiden, war wirklich spannend und schön gestaltet. Jeder der Städte wurden bestimmte Attribute – nicht nur die Farben, sondern zum Beispiel auch Gerüche und Geräusche, aber auch bestimme Charaktereigenschaften der Bewohner – zugeordnet, die sich immer und immer wieder fanden, so dass es nicht schwer fiel sich in den Welten zu orientieren. Überhaupt waren die Handlungsorte gerade detailliert genug beschrieben, um sie sich vorstellen zu können, aber Schwab verliert sich nicht in so ausufernden Beschreibungen, dass es langweilig werden könnte. Zwei der wichtigsten Faktoren für die Handlung waren Kell und das Blut. Denn blutig ist sie, immer wieder. Und wenn es nur hier und da ein paar Schnitte sind – irgendetwas scheint immer zu bluten. Und dann ist da Kell, unser Protagonist. Ich weiß gar nicht, was ich großartig zu ihm sagen soll, denn für mich war er nicht mal annähernd die interessanteste Figur im Buch. Er ist lebendig, ich habe mit ihm mitgefiebert und alles, keine Frage, wollte, dass er überlebt. Aber um so mehr ich darüber nachdenke, umso klischeehafter kommt mir sein Charakter vor: er ist der Junge ohne Eltern oder Vergangenheit, der auf den ersten Blick Privilegierte, der doch nur im goldenen Käfig sitzt oder glaubt zu sitzen und Illegales tut, um sich ein Stück seiner Freiheit zu bewahren. Das ist alles nichts neues. Was mir allerdings sehr gut an Kell gefallen hat, ist, dass gleich von Anfang an deutlich wird, dass er mit den weitaus schlechteren Karten in das Spiel startet, das er gar nicht anfangen wollte. Er ist der Underdog, sein Überleben, das wird immer wieder klar, ist unwahrscheinlich. Also fiebert man mit. Wen ich aber zum Beispiel viel interessanter fand als Kell, war Lila, mit vollem Namen: Delilah Bard, eine Diebin, mit der Kell im grauen London aneinander gerät und die dann irgendwie zu seiner Begleiterin auf seiner Mission wird. Lila ist trotzig, auf der Suche nach dem Abenteuer, vorlaut, frech und sehr gut in der Lage auf sich selbst aufzupassen. Auch viele der Nebenfiguren fand ich sehr gelungen, wie den anderen Antari, Holland, oder Kells Bruder Rhy. Besonders über ihn hätte ich gerne noch viel mehr erfahren. Über den Plot selbst will ich gar nicht so vie sagen, sonst verrate ich am Ende nur noch irgendwas. Für mich war die Handlung aber logisch und spannend. Manchmal beruhte sie stark auf Zufall und hin und wieder wurde sie auf einmal ziemlich abgedreht – aber das hat mich überhaupt nicht gestört. Schlussendlich muss ich sagen, dass ich von dem Buch nicht ganz so begeistert war, wie ich anfangs gehofft hatte zu sein – aber es war ein gutes Buch, ein vielversprechender Auftakt und ich freue mich jetzt schon auf das Wiedersehen mit einigen Figuren im zweiten Teil. Für Fantasy-Liebhaber würde ich es definitiv empfehlen, für Fantasy-Einsteiger ist es aber glaube ich nichts.