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Maike Bücheler

Posted on 15.2.2020

Tomeija ist die beste Scirgerefa, die beste Gesetzeshüterin, in der Baronie Walfor. Sie hat alle Verbrecher hinter Gitter gebracht – alle bis auf einen: den ehrlichen Halunken, Dieb und Räuber Liothan, ihren Freund aus Kindertagen. Und ausgerechnet sie beide werden gemeinsam plötzlich in eine gänzlich andere Welt geworfen – und zwar mitten in die Wüste und die Wüstenstadt Wédōra. Dort werden sie bald getrennt und jeder muss für sich selbst einen Weg finden, in der gefährlichen Stadt zu überleben und vielleicht nach Hause zurückzukehren. Wédōra ist groß, kompliziert und gefährlich. Das wird einem schnell klar. Intrigen von außen und von innen kündigen einen großen Krieg an, in den eigentlich weder Liothan noch Tomeija geraten wollen. Doch schnell genug eine Möglichkeit zu finden nach Hause zurück zu kehren, scheint sehr schwierig zu sein. Und so werden Beide ungewollt zu Schlüsselfiguren in dem drohenden Konflikt. Wédōra liegt mitten in der Wüste. Eine achteckige, uneinehmbare Festung, die sich über die 250 Jahre ihres Bestehens nicht nur Angriffen aus den umliegenden 15 Ländern erwehren musste, sondern auch die Wüstenvölker fürchten muss, die mit der Stadt noch eine Rechnung offen haben. Magie, Zauberer, riesige Echsen und Skorpione, fliegende Schlangen, menschenverschlingende Bestien, ein über Monate wütender Sandsturm, zwei (oder drei?) geheimnisvolle Monde und immer wieder Legenden, die sich doch als wahr herausstellen. Die Welt von Wédōra scheint besonders zu Anfang kompliziert und unübersichtlich. Markus Heitz begann schon vor über 20 Jahren an dieser Welt zu feilen, für ein Rollenspiel mit Kumpeln. Daraus geworden ist nie etwas, aber losgelassen hat ihn die Idee nie. Vor kurzem zog er sie also wieder aus der Schublade und Wédōra, Liothan und Tomeija waren geboren. Ganz ehrlich, Liothan mochte ich zunächst überhaupt nicht. Es ging eine ganze Weile, bis ich mit ihm warm wurde, was schlussendlich vor allem an seiner Sorge um seine Familie und an meinem Mitleid mit ihm lag. Tomeija hingegen fand ich vom ersten Augenblick an spannend, denn nicht nur ihre zukünftige Rolle in Wédōra ist ein Geheimnis, sondern auch ihre Vergangenheit, die sie jedoch zu dem macht, was sie heute ist: eine talentiert tödliche Scirgerefa. Markus Heitz verrät gerade genug über sie, um sie zu verstehen, aber lange nicht genug, als dass mein Wissensdurst gesättigt wäre. Was mir an Tomeija, neben ihren Geheimnissen, besonders gut gefiel, war die Art, wie sie auf die Welt und besonders auf die Männer blickt. Sie ist stark und selbstbewusst und weiß genau, dass sich keiner von ihnen in einem Kampf mit ihr messen könnte. Ihr Drang dazu, dass alle Regeln eingehalten werden müssen, wirkt anfangs übertrieben, und doch gehört er zu ihr und ihrer Vergangenheit. Ich hatte Schwierigkeiten in das Buch herein zu kommen, was einfach an der Komplexität der Welt liegt, die Markus Heitz geschaffen hat. Aber spätestens nach 200 Seiten war ich voll drin und die Geschichte wurde von Szene zu Szene packender. Manchmal erschien sie mir etwas langatmig, weil nicht nur von Tomeija und Liothan berichtet wird, sondern auch von vielen anderen Figuren, alles scheint gleichzeitig zu passieren und man weiß, am Ende wird das alles wichtig sein, aber hin und wieder war es für mich schon nervig. In diesen Momenten spürte ich, dass sich hier eben nur wenige Tage auf über 600 Seiten streckten. Und doch blieb ich dran, denn ich musste einfach wissen, wie es weiterging. Wer sich mit wem gegen wen verschworen hatte. Ob Liothan und Tomeija nach Hause kommen würden. Welche Geheimnisse sie und die anderen Figuren mit sich trugen. Wie sie aus dem neusten Schlamassel entkommen sollten. Welche Figur als nächstes sterben würde. Oh, das habe ich noch nicht erwähnt? Naja, Wédōra ist von Markus Heitz. Zimperlich was Blut und Innereien angeht, sollte man nicht sein. Und dann… dann kam das Ende. Und ich war ehrlich gesagt ein wenig enttäuscht. Nach so viel Spannung hatte ich irgendwie etwas anderes erwartet. Das war mir zu einfach. Zu plötzlich. Und das offen blieb, ob er (wer das sein mag, will ich hier nicht verraten) jetzt tot ist oder nicht, nervt mich. Aber das liegt nur daran, dass es mich an eine verhasste Schullektüre erinnert und ist am Ende eines ersten Bandes ja eigentlich per se nichts schlechtes. Trotzdem war ich irgendwie enttäuscht. Mir bleibt also die Hoffnung, dass es nur auf den ersten Blick so einfach wirkt und im zweiten Band gut aufgelöst und ausdifferenziert wird. Denn das aus diesem Ende keine Probleme entstehen, das kann ich nicht glauben. Fazit: Ich habe eine Weile gebraucht, um Wédōra zu verfallen, dann aber gänzlich, woran meine Lieblingsfigur Tomeija nicht unschuldig ist. Das Buch zog mich in seinen Bann und ließ sich immer schwerer aus der Hand legen. Leider enttäuschte mich das Ende ein wenig. Dennoch würde ich es Fantasy- und Heitz-Fans jederzeit empfehlen und freue mich auf Band 2.

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