Profilbild von Maike Bücheler

Maike Bücheler

Posted on 15.2.2020

Achtung: Diese Rezension ist nicht ganz spoilerfrei. Die größte „Überraschung“ und das Ende behalte ich zwar für mich, einige kleinere Details muss ich aber erwähnen um meinen Standpunkt zu erklären. Em ist in den Freund ihrer besten Freundin verliebt. Zwar nicht erst seit gestern, aber in letzter Zeit scheint er immer offensichtlicher mit ihr zu flirten – erwidert er etwa ihre Gefühle? Chase ist in einem Wohnwagen aufgewachsen, sein Dad ist tot, seine Mum arbeitet im Supermarkt. Er passt ganz und gar nicht zu den reichen Schülern seiner High School. Aber er ist Quarterback – und darf sich deswegen nur noch weniger Fehler erlauben. Wie zum Beispiel ohne Begleitung zum Footballfest zu erscheinen. Eine kalte Nacht und ein Mädchen springt von einer Brücke. Wieder eine kalte Nacht, eine Party und drei andere Mädchen, wunderschön, die plötzlich aus dem Nichts auftauchen und rote Blumen verteilen. Chase und Em bekommen beide eine. Ich hatte so große Hoffnungen in dieses Buch gelegt. Leider ist mir ziemlich schnell klar geworden, dass es diese Hoffnungen nicht würde erfüllen können. Als Leser lernen wir als allererstes Em kennen, die sich für eine Party fertig macht. Bei dieser Gelegenheit wird auch gleich etabliert, wie verliebt sie in Zach ist – den Freund ihrer besten Freundin Gabby. Warum? Das bleibt bis zum Schluss unklar, denn für mich persönlich war ziemlich offensichtlich, was Zach für ein Arschloch ist. Und Manieren hat er auch keine. Aber was soll’s, nicht jedes Mädchen hat schließlich denselben Jungs-Geschmack (zum Glück!). Was mich viel mehr gestört hat: Em behauptet zwar, dass sie ein schlechtes Gewissen hat, wegen ihrer Gefühle für Zach, das hält sie aber nicht im Mindesten auf. Das ist eins der größten Probleme, die ich mit dem Buch hatte: die Inkonsistenz im Verhalten der Charaktere. Denn das Gleiche haben wir auch bei Chase. Er ist ja ach so vorsichtig, weil sein Ruf ihm so wichtig ist, und vertraut niemandem, aber dann taucht dieses eine Mädchen auf und er wirft sofort jede Vorsicht über Bord ohne auch nur darüber nachzudenken. Gut, schieben wir es darauf, dass Ty (also besagtes Mädchen) nicht menschlich ist. Aber selbst dann müssten doch irgendwelche Regeln gelten, oder? Sollte das in diesem Buch auch so sein, wäre es mir mal noch nicht aufgefallen. Bleiben wir bei Ty und ihren „Cousinen“. Das Konzept, drei absolut nicht menschliche Rache-Engel zu schaffen und auf die Welt loszulassen, fand ich wirklich gut. Nein, ehrlich. Endlich ist es mal nicht die Liebe, die aus den „Bösen“ irgendwie doch noch Helden macht, nein, sie bleiben einfach 100 % böse. Das Problem dabei ist nur, dass ohne menschliche Emotionen ziemlich offensichtlich ist, was sie vorhaben und Überraschungen gibt es dann keine mehr. Und dann ist da noch die Sache mit den Klischees. Ich liebe Jugendbücher. Das tue ich, und die Klischees gehören eben auch dazu. Aber hier hat man es dann doch ein wenig übertrieben, fand ich. Die Protagonistin, die sich gar nicht für so hübsch hält, aber doch von mindestens zwei Jungs angehimmelt wird. Sie selbst ist verliebt in den, den sie nicht haben kann, während sie den netten Jungen von nebenan, den sie schon aus dem Sandkasten kennt, gar nicht wirklich wahrnimmt (außer um ihn als Chauffeur zu benutzen). Geschweige denn rafft, dass er sie in sie verliebt ist. Oh, und sie hat zwar Eltern, die spielen aber nur die Rolle stummer Statisten. Ich will zum Schluss noch eine Sache nennen, die mir doch ganz gut gefallen hat: die offenen Möglichkeiten für Band 2. Denn so langweilig und zum-Augen-rollen ich diesen ersten Band auch fand, ist das Foreshadowing für "Im Herzen der Zorn" wirklich gut gelungen. So gut, dass ich tatsächlich in Erwägung ziehe, Band 2 irgendwann noch zu lesen um zu sehen, ob ich mit meiner Vermutung recht habe. Und wenn dem so wäre, dann könnte es tatsächlich interessant werden. Aber vielleicht hoffe ich auch wieder nur zu viel. Schlussendlich muss ich sagen, dass ich "Im Herzen die Rache" zwar zu Ende gelesen habe, aber empfehlen kann ich es leider nicht. Am meisten enttäuscht haben mich die Charaktere, und so gut mir die Grundidee gefällt, konnte mich die Umsetzung vor allem auf Grund der Vorhersehbarkeit nicht überzeugen. Schade.

zurück nach oben