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Maike Bücheler

Posted on 15.2.2020

Emilia war ja am Anfang gar nicht so begeistert von Berlin. Doch dann hat sie Leo kennengelernt und sich Hals über Kopf in ihn, seine zartbitter-farbenen Augen und die Hauptstadt verliebt. Ihr Glück währte nicht lange, doch jetzt hat Leo den Krebs endlich besiegt und die Beiden wollen gemeinsam in die Zukunft blicken. Das ist jedoch zwischen Medizinstudium und Doktorarbeit auf der einen Seite und Modedesign, eigenem Label und Fashion-Week-Stress auf der anderen gar nicht so einfach. Und dann klopft auch noch Leos Vergangenheit an die Tür und will eingelassen werden… Ich hatte mich so sehr auf dieses Buch gefreut und wurde nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil. Worte haben Macht, das ist nichts Neues, doch wenn ich als Leserin schon nach dem ersten Viertel des Buches auf meinem Bett sitze und nicht aufhören kann zu weinen, dann hat die Autorin irgendetwas ganz gewaltig richtig gemacht. Aber eines nach dem anderen. Während mir meine Verbindung zu Mila und Leo in Teil 1 noch ungewöhnlich oberflächlich vorkam, war sie in Teil 2 nach den ersten paar Seiten schon so präsent, dass ich selbst ein wenig erschrocken bin. Die zwei Hauptcharaktere haben beide so viele Ecken und Kanten, dass sie unglaublich rund und komplett und einfach menschlich sind. Sie machen Fehler und lernen daraus. Sie werden erwachsen, sie leben. Und sie lieben. Sie lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele und ich kaufe es ihnen auf jeder Seite, in jedem Satz und in jedem Wort ab. Es gibt sie, die großen Liebesbekundungen und Liebesbeweise, doch was die Beziehung der Beiden ausmacht, sind die kleinen Momente und Berührungen, die das ganze real und glaubwürdig erscheinen lassen. Doch, wie das bei mir öfter der Fall ist, faszinieren mich die Nebencharaktere noch viel mehr als die beiden Protagonistin. Da ist Milas Bruder Johannes, dem ich von der ersten Begegnung an verfallen war, Leos gute Freundin Alessa, mit der ich für mein Leben gerne einmal auf eine Vernissage gehen würde, die beiden Gutmenschen Willem und Élaine, die ich einfach mal umarmen möchte um ihnen für all das zu danken, was sie für Leo tun. Caras lebhafter Schreibstil, voller Bilder und Metaphern, die aber so gut in ihre Geschichte passen, ist wohl auch nicht unschuldig daran, dass ich Mila und Leo nun so verfallen bin und Teil 3 entgegen fiebere. Wie diese Geschichte, hatte ich das Gefühl, dass auch ihre Worte immer wieder voller „Marmeladenglasmomente“ steckten und deshalb das ganze Buch für mich zu eben einem solchen wurde. Trotz des schweren Themas, dem doch hin und wieder stark auftretendem Kitsch und den vielen Tränen, die ich vergossen habe (denn es blieb ja nicht bei dem einen Mal nach 94 Seiten), ist „Die Wahrheit zwischen Jetzt und Hier“ ein fröhliches, lebensbejahendes Buch, positiv und bunt. Es macht Lust auf Mehr – mehr von Leo und Mila, aber auch Lust auf Mehr in deinem eigenen Leben: mehr Verrücktes tun, mehr Reisen, mehr Lachen, mehr Freunde treffen, mehr Leuten sagen, wie gern man sie hat. Tut mir Leid, wenn ich jetzt selbst tief in die Kitsch-Kiste gegriffen habe. Aber ich meine jedes Wort so, wie ich es geschrieben habe. Ich hatte damit gerechnet „Die Wahrheit zwischen Jetzt und Hier“ zu mögen, jedoch nicht so sehr. Ich hatte damit gerechnet, dass es mich berühren würde, jedoch nicht so sehr. Und obwohl ich es ja eigentlich gar nicht so sehr mit New Adult habe, hing ich an jeder Seite und konnte gar nicht schnell genug lesen. Dieses Buch ist eine tolle Mischung aus Liebesgeschichte, Erwachsenwerden (denn ja, das tut man auch mit Anfang 20 noch), Krankenhausbuch, Road-Trip und Heimkomm-Gefühl. Vielleicht bin ich voreingenommen, doch ich kann euch dieses Buch, diese Reihe und diese Autorin nur wärmsten ans Herz legen. Für mich kein Lieblingsbuch, weil es einfach nicht ganz mein Genre ist, aber trotzdem einfach so gut, dass es sich seinen Ehrenplatz im Regal verdient hat.

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