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Maike Bücheler

Posted on 15.2.2020

Ira und ihr Bruder Zac sind Waisenkinder. Eine ganze Zeit lang werden sie von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gereicht, bleiben aber niemals irgendwo allzu lange, denn sie wollten unbedingt zusammenbleiben. Und so kommen sie irgendwann ins Kinderheim. Und so furchtbar das am Anfang auch scheint, irgendwie wird Skilly House mit den anderen Kindern und den Erwachsenen Silas und Hortense doch zu einem kleinen Stück Zuhause. Und dann gibt es da auch noch Martha, die sie für die Ferien zu sich nach Appleton House einlädt – das die zwei Geschwister ganz schön auf den Kopf stellen werden. Aber Appleton House wird auch ihr Leben auf den Kopf stellen… Als ich Der Himmel über Appleton House zum ersten Mal aufgeschlagen habe, hatte ich eigentlich etwas anderes erwartet. Ich hatte mit einem Jugendbuch gerechnet und habe aber eine Geschichte gefunden, die ich eher als Kinderbuch kategorisieren würde – vor allem wegen des Alters unserer beiden Protagonisten. Und doch ist es ein Buch, von dem meiner Meinung nach jeder etwas mitnehmen kann. Wir erleben die Geschichte aus Iras Sicht, die zwar für ihr Alter unglaublich reif und verantwortungsbewusst ist, aber eben doch noch ein Kind – und das wirkt sich auch auf den Schreibstil und die Art und Weise zu erzählen aus. In manchen Fällen kann das für einen älteren Leser anstrengend sein, doch nicht bei diesem Buch. Im Gegenteil. Ich fand, es hat die Geschichte bereichert und mir unglaublich viel Spaß gemacht das London der späten 80er Jahre durch Iras Augen kennenzulernen. Denn Kinder erzählen nicht nur anders als Erwachsene, sondern sie sehen die Welt auch anders. Und so viel Unglück Ira auch erleben musste, für sie ist diese Welt doch noch immer voller wundervoller Details und voller Magie. Überhaupt habe ich Ira total lieb gewonnen. Wenn ich ehrlich bin, mochte ich sie von der ersten Seite an. Sie ist jung, nachdenklich und kann trotzdem auch sehr verspielt sein. Sie hat unglaublich viel Fantasie, erfindet Geschichten für ihren kleinen Bruder und ist eine talentierte Künstlerin. Sie liest die Menschen wie ein Buch und hat schon ein erschreckend großes Verständnis für die Realität und die Welt der Erwachsenen, in der sie lebt. Die einzige, die sie scheinbar nicht durchschauen kann, ist Martha. Martha, vor der man gemeinsam mit Ira und Zac ein bisschen Angst hat – bis man sie kennenlernt. Dann wünscht man sich nur noch, dass sie die eigene Großtante wäre und will am liebsten selbst jede Ferien in Appleton House bei ihr verbringen. Dann ist da noch der quirlige Zac, der einem schon so ein bisschen vorkommt wie ein kleiner Wirbelwind, den man genau dafür sofort ins Herz schließt und bei dem man es dann überhaupt nicht ertragen kann zu sehen, wenn er traurig ist. Überhaupt sind einfach alle Charaktere in diesem Buch toll, auch die Nebencharaktere. Mir ist nicht ein einziges Klischee begegnet, jede Figur hat ihre eigene Geschichte, ihren eigenen Charakter, ist einfach einzigartig. Dadurch wird das ganze Buch bunt, vielfältig und steckt voller Leben. Zur Handlung selbst will ich gar nicht so viel sagen. So vorhersehbar sie auf der einen Seite auch sein mag, fiebert man doch mit, hofft und betet mit Ira und Zac für eine bessere Zukunft für die Beiden. Sicher ist dieses Buch nicht für jeden etwas – welches Buch ist das schon? – besonders wegen dem Schreibstil, doch mir hat es unglaublich gut gefallen und deswegen kann ich es guten Gewissens weiterempfehlen.

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