Maike Bücheler
Tomeija und Liothan scheinen sich gut in Wédōra einzuleben, was gerade der talentierten Gesetzeshüterin besonders leicht zu fallen scheint. Ihrer Rolle als zukünftiger Priesterin des Totengottes Driochor fiebert sie entgegen, während Liothan sich damit plagt, Zauberformeln mehr schlecht als recht zu erlernen. Doch als zwei benachbarte Reiche einen Krieg planen, in den Wédōra unweigerlich hineingezogen würde und sich auch in der Unterwelt der Stadt ein Feind regt, von dem niemand etwas ahnt, muss Liothan schnell lernen, seine großen Saldûnkäfte unter Kontrolle zu bringen. Der Leser ahnt schnell, dass Liothan und Tomeija, die eigentlich Freunde seit Kindheitstagen sind, es wieder einmal schaffen werden, sich zwei verschiedenen Seiten des schwelenden Konflikts anzuschließen. Denn Tomeija ist nun mal eine Gesetzeshüterin durch und durch und Liothan ist und bleibt ein Halunke mit Herz. Und trotzdem fiebert man mit beiden mit, hofft, dass sie Beide ihr Ziel erreichen, dass sie sich wieder zusammenraufen und erkennen, dass sie doch eigentlich für dasselbe kämpfen: Das Überleben Wédōras. Tomeija ist und bleibt meine Lieblingsfigur in diesem Universum. Sie ist schlagfertig – mit Mundwerk und Messern, tödlich, hat Ideale und Schwächen. Eine davon, scheint immer mehr der Kannibale Irian Ettras zu sein, über dessen größere Rolle in diesem zweiten Band ich mich sehr gefreut hatte. Irgendwie bringt er noch eine Prise des schwarzen Humors mit in die Geschichte, den ich an Markus Heitz so liebe. Mit Liothan habe ich mir tatsächlich wieder schwerer getan und sein Leichtsinn hat mich mehr als einmal zur Weißglut gebracht, doch was soll ich sagen: auch er ist mir ans Herz gewachsen. Während Tomeija viel Zeit außerhalb Wédōras verbringt, und uns die Wüste und ihre Bewohner näherbringt, nimmt Liothan uns mit auf eine Reise durch die Wüstenstadt, in Viertel und Kreise, die wir noch nicht kennen. Und das ist einfach unglaublich spannend. Gleichzeitig macht er im Lauf des Buches eine unglaubliche Entwicklung durch und es ist schön zu sehen, wie er sein Potential entfalten kann. Wie auch in Band 1 – und vermutlich jedem anderen Heitz-Buch – sollte man auch für Schatten und Tod nicht allzu zimperlich sein, was Blut, Leichen und Innereien angeht. Und auch wenn ich mich immer wieder dabei ertappe, wie ich angewidert das Gesicht verziehe oder in mich hineinmurmle „Musste das jetzt sein? Ich wollte heute doch eigentlich schon noch was essen…“ – es scheint, als hätte ich für diese Art von Brutalität etwas übrig. Denn aus der Hand legen, konnte ich das Buch kaum. Wenn ihr das Buch gelesen habt, merkt ihr vielleicht, dass ich nur über die Vorgänge in Wédōra selbst schreibe und nicht über das, was in der Baronie Walfor passiert. Denn auch dorthin lässt Markus Heitz uns immer wieder einen Blick werfen, denn Liothans und Tomeijas Heimat schwebt nach den Geschehnissen von Band 1 immer noch in großer Gefahr. Aber wie schon in Staub und Blut hat mich Wédōra einfach viel mehr interessiert. Gut, mit Voranschreiten der Geschichte, wollte ich schon auch wissen, was wohl mit Walfor geschehen würde – mehr als im ersten Band – aber das lag vor allem an den neu eingeführten Charakteren Arcurias und Atha, die meiner Meinung nach eine ganz tolle Dynamik hatten. Ich hatte Angst, mich in Wédōra nicht gleich wieder zurecht zu finden, nachdem ich Band 1 vor so langer Zeit gelesen hatte, doch das ging überraschend schnell wieder überraschend gut. Die wichtigsten Punkte erwähnt Markus Heitz hier und da, oder schneidet sie zumindest so an, dass ich mich dunkel daran erinnern konnte, der Rest war eher unwichtig, die Handlung dieses zweiten Bandes spricht für sich allein. Was ich allerdings ganz sicher noch wusste, war, dass mir das Ende von Staub und Blut nicht sonderlich gefallen hatte. Und irgendwie war das bei diesem zweiten Band auch so. Nicht ganz so schlimm, doch auch hier kam die Lösung, der Schluss einfach irgendwie zu plötzlich, zu schnell, zu einfach, nachdem wir 600 Seiten lang die Probleme geschaffen haben – gerade, was die Bedrohung in Walfor angeht, war meiner Meinung nach einfach viel zu viel Glück und gutes Timing im Spiel. Und auch die Probleme, die das Ende des ersten Bandes in Wédōra geschaffen hatte – oder hätte schaffen sollen, wurden viel zu leicht zur Seite gewischt und irgendwie einfach umgangen. Ich kann verstehen warum, das wäre echt schwierig zu lösen gewesen, aber so hat es sich für mich fast ein wenig faul angefühlt. Fazit: Schlussendlich muss ich sagen, dass mir Schatten und Tod noch einen Ticken besser gefallen hat als Staub und Blut und ich es, trotz ein paar kleinerer Schwächen, guten Gewissens empfehlen kann. Und es ist auch die volle Wahrheit, wenn ich sage: Es ist ein wirklich gutes Buch.