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Maike Bücheler

Posted on 15.2.2020

Celia wird von ihrem Vater in einer alten Kunst unterrichtet. Er nennt es Manipulation, aber seien wir ehrlich: es ist Magie. Sie soll einen geheimen Wettkampf gewinnen, über den sie nicht viel weiß und den sie noch weniger versteht. Ihr Gegner: Marco, zu charmant für sein eigenes Wohl. Der Ort: ein schwarz-weißer Zirkus, voller Träume und Magie. Und als wäre das alles nicht genug, mischt sich auch noch die Liebe ein… Bin ich mal wieder spät dran? Wahrscheinlich. 2011 erschienen, zählt "Der Nachtzirkus" mittlerweile schon zu den modernen Klassikern, zumindest der Fantasy, würde ich sagen. Und das zu Recht, denn dieses Buch steckt so voller Magie und Zauber, dass es wirklich schwer fällt es wieder aus der Hand zu legen, wenn es einen einmal gefangen hat. Die Charaktere sind mir von Anfang an ans Herz gewachsen. Celia zuerst, aber auch Marco hat mich sofort verzaubert, genau wie die Zwillinge Poppet und Widget und später auch Bailey. Ich hatte Respekt und auch ein wenig Angst vor den beiden Lehrmeistern Prospero und Alexander und wollte gleichzeitig am liebsten jedes ihrer Geheimnisse aufdecken. Und auch die Nebencharaktere, die eigentlich so viel mehr sind und bei denen jeder seine eigene unverzichtbare Rolle spielt, haben es mir sofort angetan. Der ganze Cast ist einfach faszinierend und ich würde nichts lieber als selbst einmal an einem Mitternachtsdinner teilnehmen dürfen. Oder den Zirkus besuchen. Gott, wäre das cool. Ich hatte unfassbar hohe Erwartungen an dieses Buch, weil ich so viel Gutes gehört hatte. Dementsprechend groß war meine Angst, dass sie enttäuscht werden könnten, doch das wurden sie nicht. "The Night Circus" war genau so magisch wie man es mir versprochen hatte, wie es jeder sagt, wie ich es hier auch bestimmt hundert Mal wiederholen werde. Ihr kennt das alle, dieses Gefühl, dass aus den schwarzen Buchstaben echte Magie gewebt wird, das Eintauchen in eine neue Welt, die dir bisher verborgen war, das Staunen, wenn diese sich in ihrer ganzen Pracht vor deinen Augen entfaltet. Das alles schenkt einem dieses Buch. Und das alles, ohne auch nur einmal in eine Klischee oder Stereotypenkiste zu greifen, alles fühlt sich neu und aufregend an und nie weiß man, was jetzt wirklich als nächstes passieren wird. Man hängt an jeder Seite, kann gar nicht schnell genug lesen und hat spätestens ab der Hälfte des Buches auch verdammt Angst vor dem Ende, weil man weiß, dass man den Zirkus dann wird hinter sich lassen müssen. Der Weltenbau ist einfach große Klasse. Das ist etwas, worauf ich in letzter Zeit immer mehr geachtet habe, weil ich das selber, glaube ich, erst noch lernen muss. Welten müssen so weit Sinn ergeben, dass sie sich nicht selbst widersprechen. Sie dürfen dem Leser nicht zu viele Fragen stellen, aber auch niemals alle Antworten geben, das wäre langweilig. "The Night Circus" erklärt sehr wenig, das mag stimmen, doch das sorgt nur dafür, dass sich die Magie noch echter anfühlt. Man weiß nicht genau wie es funktioniert, aber deshalb staunt man nur noch mehr. Es ist ein Akt der Balance, den Erin Morgenstern meistert, wie es die Hochseiltänzer im Akrobatenzelt nicht besser hätten machen können. Dazu trägt natürlich auch ihr Schreibstil bei. Ich bin durch die Seiten geflogen, habe nicht die Buchstaben vor meinen Augen gesehen, sondern den Zirkus in seiner ganzen Pracht. Ja, es ging ein paar Seiten, bis ich so weit drin war, aber dann wollte ich nie wieder weg. Der Zauber war einfach überall und ich liebe es, dass die Charaktere so viele wunderschöne, weise und irgendwie philosophische Sachen sagen, ohne dass es jemals falsch oder unpassend oder gezwungen wirkt. Das ist einfach ein Teil von ihnen, ein Teil der Welt und weil ich das Buch gelesen habe, durfte ich auch ein Teil davon werden. Ich habe mit ihnen gelitten, gefühlt, ich hatte Angst mit ihnen und um sie. Aber ich durfte auch mit ihnen lachen und habe mich öfter bei einem Schmunzeln erwischt. Ich habe dieses Buch geliebt und bin so unendlich froh, dass ich es jetzt endlich gelesen habe. Ich hoffe inständig, dass das noch mehr Leute tun werden – denn wir können alle ein wenig mehr Magie in unserem Leben brauchen.

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