Ladybug
Kylas Geschichte geht hochspannend weiter! Unfassbar - diese Fortsetzung von "Gelöscht" hat mich noch mehr gefesselt, als der erste Teil! Kyla vermisst Ben - und sie will unbedingt genau erfahren, was mit ihm geschehen ist. Noch immer will sie - natürlich - herausfinden, wer sie selbst ist, warum sie geslated wurde und wer Freund und wer Feind ist. Das ist nicht so einfach und Kyla muss sehr vorsichtig sein. Ihre Adoptiveltern sind sehr lieb zu ihr, aber sie haben auch Geheimnisse und Probleme, denn "Dad" ist immer seltener zu Hause und "Mom" zieht sich immer wieder zurück, wenn Kyla meint, sie öffnet sich. Amy, ihre "Schwester", wurde auch geslated, aber sie ist ein typischer Slater: fröhlich, sorglos, harmlos, lieb und nett - aber ein wenig nervig manchmal. Dr. Lysander, bei der Kyla jeden Samstag einen Termin hat, stellt Kyla auch vor ein Rätsel: sie ist doch die Erfinderin des Slatens und somit im Grunde ein Lorder - warum aber stellt sie gewisse Fragen einfach nicht und verhindert auch, dass Kyla sie stellt? Was soll sie von Nico halten? Kyla ist so einsam und allein, wie man nur sein kann. Sie spürt, sie muss herausfinden, wer auf ihrer Seite und wer ihr Gegner ist. Und jede neue wiederaufkeimende Erinnerung macht alles nur noch schlimmer und Kyla zersplittert immer mehr. Langsam lichtet sich das Dunkel und der spektakuläre Show-Down führt zu überraschenden Antworten, aber auch zu neuen Fragen. Ein Cliffhanger vom Feinsten, der die Zeit bis zum dritten und finalen Teil unendlich lang erscheinen lässt! Teri Terry hat mich auf eine rasante Reise in eine nahe Zukunft mitgenommen, in der eine neue Methode der Bestrafung angewendet wird. Doch wie alles, hat auch diese Methode zwei Seiten. Allerdings führt das Verdunkeln der Vorgehensweise, der Vergangenheit und der Herkunft der Slater dazu, dass niemand gern mit den Slatern zu tun hat und niemand wirklich weiß, ob da tatsächlich ehemalige Schwerverbrecher in der Klasse sind. Wie können Jugendliche unter 16 überhaupt Schwerverbrecher sein? Alles ist sehr geheimnisvoll und Kylas Bemühen, die Puzzleteile zusammenzufügen, geht sehr unter die Haut - zumindest bei mir. In diesem Teil gab es auch eine Stelle, die für meinen Geschmack sehr hart und brutal war, zumal dies ja auch ein Jugendbuch ist. Trotzdem bin ich begeistert und kann nur die volle Sternezahl vergeben - ein Abzug wäre mäkeln auf hohem Niveau. Die Sprache ist weder zu schlicht noch zu verschwurbelt, sondern für eine Jugendliche, die innerlich so zerrissen (zersplittert) ist, absolut authentisch. Wunderbar, wie es die Autorin schafft, dass der Leser regelrecht in einer Achterbahn landet und irgendwann dermaßen oft im Kreis geschleudert worden ist, dass er nicht mehr weiß, wo oben und unten ist, wer gut und wer böse ist und was Kyla zu raten wäre. Die Ich-Form verstärkt all das noch, da der Leser keine Informationen "von außen" bekommt und damit ebenso im Dunkeln tappt, wie Kyla. Ich freue mich sehr auf den finalen Teil, fürchte mich aber auch ein wenig davor. Die Informationen, die Kyla am Ende von "Zersplittert" hat, erklären zwar vieles - aber sie lassen auch einen extrem spannenden letzten Band erahnen. Es ist noch genug offen, dass wieder mit Hochspannung von der ersten bis zur letzten Seite zu rechnen ist.