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stephanienicol

Posted on 15.2.2020

Mein Fazit ausnahmsweise vorneweg: Diese Reihe ist genial! Sie ist witzig, sie ist originell, sie ist gruselig. Wer sie noch nicht gelesen hat, darf sich glücklich schätzen, denn er/sie kann einen echten literarischen Schatz entdecken. Diese Serie hält konstant ihr Niveau und der vierte Band „Das flammende Phantom“ ist jeden einzelnen Cent seines Preises wert! Da ich diese Reihe jedes Jahr beweihräuchere - sie auf englisch und auf deutsch lese und auch das Hörbuch herunterlade - kann ich mich ansonsten nur wiederholen: Die Kombination von Realem/Alltäglichen mit einer völlig aus den Fugen geratenen Geisterwelt sorgt auch dieses Mal für diesen ungewöhnlichen Kontrast, dem ein ganz besonderer Zauber innewohnt. So gibt es wieder einige umwerfend eindrucksvolle Schauplätze. Es geht tief unter die Erde in eine alte U-Bahn-Station hinein und in ein heimgesuchtes Dorf. Was man über den neusten Band wissen sollte: Die losen Fäden der ersten drei Bände verweben sich nun. Das ist gut, weil man merkt, dass Stroud nicht ins Blaue hinein schreibt. Und das ist auch der entscheidende Unterschied zu den Vorgängerbüchern – man hat das Gefühl, Stroud setzt seine Detektive erstmals seit dem Auftaktband etwas hartnäckiger auf die Spur zu den Hintergründen des Problems Geisterplage, was sich jedoch erst nach und nach herausstellt. Ansonsten ist alles wie gehabt: Mit einem sagenhaften Sprachfundus für unheimliche Atmosphäre zelebriert Jonathan Stroud seine Geisterjagden, baut leisen Grusel auf, lässt den Leser zwischendurch erleichtert aufatmen, um sofort wieder eine Gänsehaut entstehen zu lassen. Der Charme der Bücher entsteht wie immer durch eine Kombination aus Spannung und Witz. Minutenlang kann man die Augen nicht vom Papier lösen, vergisst das Blinzeln, vergisst das Atmen und im nächsten Moment löst sich die ganze Spannung in einem Kichern auf. "Das Flammende Phantom" war für mich wie nach Hause kommen. Obwohl Stroud dieses Mal etwas zielstrebiger an die Wurzeln geht, ist doch alles wie gehabt... hier ein Fall, dort ein Fall und am Ende läuft alles wie immer lockerleicht zusammen. Hinzu kommt erneut eine außerordentlich liebevolle Zeichnung der Charaktere, die jedes Jahr genauer wird. Die kleine Lockwood-Familie ist mir im Laufe der Jahre sehr ans Herz gewachsen – ich sorge mich um jeden Einzelnen von ihnen und habe in diesem Teil mit ihnen gelitten wie nie zuvor. Dabei handelt es sich um einen ziemlich unperfekten Haufen. Die Agentur-Mitglieder könnten unterschiedlicher nicht sein, haben aber gelernt, die Stärken der jeweils anderen zu schätzen und wechselseitig das Beste aus sich herauszuholen. Was sie auszeichnet ist Mut und Toleranz und im entscheidenden Moment füreinander da zu sein. Das Team um Agenturchef Anthony Lockwood ist jedoch nicht statisch, es wächst und verändert sich und auch das ist ungewöhnlich und zeichnet die Reihe aus. Nach dem vor Sarkasmus triefenden, sprechenden Schädel, ist die unerträglich perfekte Holly Munro zur Portland Row dazugestoßen; dieses Mal gibt es für die Agentur eine weitere überraschende Unterstützung. Ach ja… hat Lucy nicht letztes Jahr der Detektei den Rücken gekehrt? Jep! Hat sie. Wie Stroud dieses Problem löst, werdet ihr selbst sehen. Denn wer die Serie bis hierher verfolgt hat, der wird, der muss (!) den neuen Teil lesen, den meiner Meinung nach besten der Reihe. Aber das sage ich jedes Jahr. Letzte Worte: Ich hoffe, ich habe mit dieser ultimativen Lobhudelei einen kleinen Beitrag dazu geleistet, den Druck auf den Autor zu erhöhen. Denn ich weigere ich mich entschieden zu glauben, dass es nur noch einen weiteren Teil geben wird. Jonathan Stroud hatte ursprünglich vier Bücher angekündigt. Inzwischen hat er auf fünf erhöht. Ich finde, Flexibilität ist eine lobenswerte Eigenschaft und hoffe, dass Stroud sich diese bewahrt.

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