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stricki

Posted on 14.2.2020

Wissenschaft und Menschen Das Buch beginnt damit, dass Nell und Fen von den Mumbanyo flüchten: mager, krank, psychisch angespannt. Das Forscherehepaar könnte nicht unterschiedlicher sein, er ein wilder Haudegen, sie ein warmherziger Freigeist, die mit einem ersten Buch bereits für Furore in der Ethnologenwelt gesorgt hat. Ein dritter Ethnologe, Bankson, hatte die ursprünglichen Pläne der beiden durchkreuzt, dieser hatte sich das beste Forschungsgebiet am Amazonas gesichert. Doch dieser ist kreuzunglücklich, er zweifelt stark an seiner Fachkompetenz, er ist einsam, er kommt nicht voran. Bei einem ersten Zusammentreffen stellen die drei fest, dass sie sich vortrefflich ergänzen! Vor allem Nell und Bankson scheinen aus einem Holz geschnitzt, der eine beendet die Sätze des anderen, ihre Gedankengänge greifen in einander und befruchten sich gegenseitig. Bankson wirkt wie ein Puffer zwischen den beiden temperamentvollen Eheleuten, die beide stur an ihren Forschungsmethoden festhalten und einen nicht übersehbaren Konkurrenzkampf mit einander ausfechten! Unglücklicherweise hat Bankson sich in Nell verliebt, die wiederum Anhängerin der freien Liebe und nicht gewillt ist, seinetwegen den wilden Ehemann zu verlassen. Ich bin sofort in diese faszinierende Welt abgetaucht, wobei Lily King es einem mit dem bildergewaltigen Beginn der Story mehr als leicht macht. Es war mir eine große Freude, den Forschern bei ihrem Blick in die fremde Kulturen über die Schultern zu schauen, ihr eifriges Bemühen, neutral zu bleiben, sich anzupassen, ein Teil der Gemeinschaft zu werden - wohlwissend, dass ihre Geschenke ihnen die Gunst der Völker gewähren. Jeder der drei hat andere Ziele ... Die Liebesgeschichte, diese Amour fou zwischen den dreien, interessierte mich hierbei weniger, auch wenn sie raffiniert inszeniert wurde, mich haben die Zweifel der Forscher an ihren Bemühungen am meisten fasziniert, die Darstellung der Völker und deren Erforschung. Das hätte ich noch ewig so weiter lesen wollen!

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