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stricki

Posted on 14.2.2020

Verrat und Überleben Berlin 1942. Der junge Schweizer Friedrich, Sohn aus reichem Hause, ist neugierig auf Deutschland und die Gerüchte, die sich um diesen Krieg, dieses Land ranken. Er reist nach Berlin und lernt bei einem Malkurs das Aktmodell Kristin kennen. Sie gehen aus und treffen dort auf Tristan. Neutraler Schweizer trifft auf Jüdin trifft auf SS, um es auf den Punkt zu bringen. Kristin ist besagte Stella, die dem Buch den Titel verleiht. Stella ist schillernd, lebenslustig, trinkfreudig. Und sie will Friedrich. Fritze. Sie ergreift die Initiative, er ist hingerissen. Zusammen mit Lebemann Tristan genießen sie das Leben in vollen Zügen. Man mag es kaum glauben, mit Geld ist auch mitten im Krieg mit knappen Rationen fürs gemeine Volk so einiger Luxus möglich! Zuerst scheint alles ein großes Abenteuer, bis Stella völlig zerstört bei Friedrich aufläuft. Bis Friedrich erkennt, wer Tristan wirklich ist. Bis er von Stellas Eltern erfährt, die in einem Zwischenlager ständig der Gefahr der Deportation ausgesetzt sind. Er versucht zu helfen, zu verstehen, zu begreifen. Dazwischen immer wieder Textpassagen aus Protokollen, in denen es um die Aufgreifung von Juden geht. Irgendwann kapiert man als Leser, worum es sich dabei handelt. Stella Goldschlag agiert als Judenfängerin, es sind ihre Opfer, die hier beschrieben werden! Unglaublich. Und ich dachte, ich hätte mich schon mit allen Thematiken zum Zweiten Weltkrieg befasst. Takis Würger greift hier etwas auf, was mir so noch nicht begegnet ist. Nicht in diesem Ausmaß jedenfalls! Stella erkauft sich ihre Freiheit, ihr Singendürfen, ihre Beliebtheit bei den Nazis (Gänsehaut!), durch die Denunziation anderer Juden. Takis Würger spielt mit den Gefühlen der Leser. Zuerst baut man große Sympathien für den unbedarften Friedrich auf, dessen Kindheit mit der alkoholkranken Mutter wahrlich kein Zuckerschlecken war. Dann begegnet er Kristin, die auch gern pichelt und ehe man sich versieht, spielen ganz andere Dinge eine Rolle. Echt raffiniert: Tristan, der wichtige SS-Mann, der so gern verbotene Musik hört und französischen Käse isst, zuerst so tolerant und weltoffen wirkt und dann doch nur ein widerlicher Nazi ist. Ich mag die Sprache von Takis Würger. Ich mag die Art, wie er dieses schwierige Thema umsetzt, spannend, beklemmend, und auch voller Leichtigkeit und Lebendigkeit. Zuerst fand ich das Cover hässlich. Je weiter ich die Geschichte gelesen hatte, umso passender fand ich es. Jetzt fasziniert es mich. Schwarzer Pulli vor schwarzem Hintergrund. Man erahnt ihm mehr, als man ihn wirklich sieht. Wie all die Abgründe im Buch. Irgendwie. Das Buch hallt nach. Ich bin froh, dass Takis Würger uns die Geschichte der Stella Goldschlag mit diesem Buch und auf diese Art und Weise nahe gebracht hat. Lesen!

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