miss_pageturner
Ich liebe Archäologie und vergangene Kulturen und Thriller mit Übernatürlichem. Da klang Valhalla genau richtig für mich. Gut, als ich es mir zulegte, wusste ich nicht, dass es bereits ein dritter Band einer Reihe ist, aber das macht nichts. Die Bände hängen nur lose zusammen, der einzige Faden ist die Protagonistin, ähnlich wie bei Krimireihen. Ein gutes Gespür für Tempo Wie man es eben so macht, will ich als erstes mit dem Positiven anfangen und das ist das Tempo der Geschichte. Die Geschichte startet mit einem wirklich spannenden Prolog, auf dem eine kurze Aufwärmphase folgt. Der Autor hat hier wirkliche in gutes Händchen für das Tempo der Geschichte, denn obwohl ich die Protagonistin noch nicht kannte, hatte ich dank dieser ersten ruhigeren Phase keine Probleme Hannah, ihre Beziehungen und Umfeld kennen zu lernen. Und genau in dem Moment, als ich dachte: „Ok, jetzt bist du gut im Bilde.“, nimmt die Handlung Fahrt auf und geht so richtig los. So soll es sein: kurze Kennenlernphase zum reinkommen und dann konsequent Spannung. Das führt dazu, dass sich das Buch ziemlich schnell durchlesen lässt, da man immer weiter voran gepeitscht wird. Archäologie? Wohl kaum Leider gab es auch einige Punkte, die mich massiv gestört haben. Am meisten war es die inakkurate Darstellung der Archäologie. Wenn ein Autor seine Protagonistin zur Archäologin macht, kann man doch erwarten, dass er sich wenigstens grundlegend mit dieser Wissenschaft beschäftigt. Das Gefühl hatte ich bei Herrn Thiemeyer nicht, denn er leistet sich einige gravierende Schnitzer. So heißt es z.B. Restaurierung und NICHT Restauration. Eine Restauration ist das wiederherstellen einer alten politischen Ordnung z.B. nach einer Revolution oder ein alter österreichischer Begriff für ein Restaurant. Restaurierung bezeichnet die Erhaltung und Konservierung von Objekten. Ich habe bereits so einige Restauratoren kennen gelernt und die werden richtig aggressiv, wenn man das verwechselt. Als Laie ist es ja ok, die beiden Begriffe klingen ja auch sehr ähnlich, aber wenn ich bereits seit drei Bänden eine Geschichte um eine Archäologin spanne, ist dieser Fehler einfach nur hochgradig peinlich und zeugt von schlechter bis keine Recherche. Die Recherche ist auch so eine Sache. Ich persönlich bin jemand der, wenn ich im Buch etwas entdeckte, das schnell mal nachgoogelt, Wikipedia ist da die erste Anlaufstelle, dazu ist es ja da. Für den Autor war Wikipedia offenbar auch die ultimative Quelle. Ich habe mindestens 5 Textstellen gefunden, die bis auf minimale Wortänderungen eins zu eins von Wikipedia stammen. Ich finde es ja nicht schlimm, wenn ein Aitor Wikipedia nutzt, man kann ja nicht für jeden Pups erstmal ein Buch beschaffen. oder Experten befragen, aber kann man von einem Autor nicht wenigstens erwarten, dass er die betreffenden Informationen so einpackt und formuliert, dass es nicht exakt der Wikipedia Artikel ist? Und um nochmal auf die Archäologie zurück zu kommen: Ich finde es sehr irritierend, dass Protagonistin Hannah in der Sahara, an der Himmelscheibe von Nebra und dann in Angkor in Kambodscha forscht. Was zum Teufel ist ihre Fachrichtung? Denn in der Realität haben Archäologen Fachrichtungen. Niemand ist einfach nur Archäologe, sondern Ägyptologe, Klassischer Archäologe, Archäologe für Vor- und Frühgeschichte usw. Niemand macht alles, außer Hannah Peters, die Super Archäologin. Versteht mich nicht falsch, ich erwarte keine absolut akkurate und detaillierte Darstellung der Archäologie, es ist ja immer noch Fiktion, aber wenn das Buch sich schon Wissenschaftsthriller schimpf, sollten wenigstens solche rudimentären Sachen schon stimmen, zumal alles was ich aufgezählt hat, mit ein paar Klicks auf Universitätsseiten oder. dem DAI (oder einem simplen Blick in den Duden, was Restauration angeht) recherchiert hätte werden können. Ziemlich enttäuscht war ich auch, dass die Ruinen unter dem Eis nur Kulisse sind. Ich war gespannt darauf mehr über diese Stadt zu erfahren, wer hat sie erbaut, warum soweit nördlich etc. Im Endeffekt sind sie aber wirklich nichts weiter als eine Kulisse für die actiongeladene Jagd nach dem was die Nazis erschaffen haben (Was das ist, möchte ich aus Spannungsgründen natürlich nicht verraten). Diese Jagd ist zwar nicht langweilg, trotzdem hätte ich gene mehr über die Ruinen erfahren. Fazit: Valhalla ist empfehlenswert für alle, die einfach nur einen actionreichen Thriller nach klassischem Muster lesen wollen. Wer ein bisschen mehr erwartet, wird aber wohl eher enttäuscht werden. Abraten würde ich auch jedem Leser, der auch nur rudimentäre Kenntnisse der Archäologie hat, denn dem wird bei der inakkuraten Darstellungsweise dieser Wissenschaft die Haare zu Berge stehen.