Ladybug
Blutig und beängstigend - aber kein guter Serienauftakt. "Heute Morgen" startet mit der Folter von Caro, die gar nicht weiß, was man von ihr will. Sehr blutig, sehr brutal. Sie soll sagen, wo Markus ist. Aber sie kennt gar keinen Markus. Dann geht es weiter mit "Vorgestern abend" - das zieht sich, in mehreren verschiedenen Erzählsträngen - bis zum Ende, wo wir wieder bei "Heute morgen" landen werden. Dazwischen lernen wir eine Menge Personen kennen, die zum Glück vorne aufgelistet sind. Man muss auch wirklich öfte mal nachsehen, wer jetzt wer ist. Das ist schon mal nicht so prickelnd. Aber die Erzählstränge um Toni, Kriminalbeamter mit einer kleinen "Extrageldquelle", hat ernsthafte Probleme. Er verkehrt im Rotlichtmilieu und seine "Freundin", die ihm gerade eröffnet hat, dass sie von ihm schwanger ist, wird bestialisch ermordet. Dann ist da noch Philip mit seiner Familie: Hannah Baby Milie und Hund Bootsmann. Sie machen einen kleinen Urlaub, obwohl die Werbeagentur von David und dessen Kumpel Arthur gerade nicht sehr gut läuft. Und David, der Expolizist, der die verschwundene Shirin finden soll. Warum ist David kein Polizist mehr? Die Andeutungen ziehen sich durch das ganze Buch und werden nie aufgelöst. Das soll wohl in einem der geplanten Folgebände geschehen .... Ich mag das nicht. Serien sind prima, aber sie dürfen nicht zu viel von den Vorgängerbänden in den Folgeband mitschleppen. Man muss die einzelnen Bände auch ohne Probleme separat lesen können, um nicht den Lesespaß zu verlieren. Auf der Innenseite des Buchrückens ist ein Steckbrief von David Gross. Anfangs mag er etwas unsinnig wirken, im Laufe des Buches macht er Sinn. Ständig wird von Hannah zu Toni und dann wieder zu David gewechselt, es kommen Einschübe anderer Protagonisten dazu und irgendwann ist man dermaßen verwirrt, dass man das Buch gern weglegen möchte. Besonders die ständige Wiederholung von Tonis Lieblingsfluch ("verf***te S*******) nervt gewaltig. Auch die überzogene Gossensprache der mehr oder weniger kriminellen Handlungspersonen. Zu klischeehaft! Alles verfällt immer mehr und landet dann urplötzlich gemeinsam auf einem Punkt. Auflösungen dieser Art gefallen mir leider überhaupt nicht. Auch die Textauszüge von Songs nerven gewaltig. Die wenigsten kennt wirklich JEDER Leser. Auch hatte ich es ziemlich rasch kapiert, dass der Klingelton des Handys von David "Flieg, flieg, fahr aus der Haut ...." spielt. Das nervte dann schon so, wie das ewige Handygeklingle in Cafés und beim Einkauf. Mir kommt es auch so vor, als wolle Martin Krist einen Thriller im amerikanischen Stil in Deutschland spielen lassen. Das funktioniert nur leider nicht so gut. Aber ich war immer versucht, die Namen in englischer Aussprache zu lesen, bis ich dann wieder über typisch deutsche Orte und Worte gestolpert bin. Da "Drecksspiel" auch noch der Auftakt einer Serie sein soll, muss ich leider sagen: das ist absolut nicht gelungen. Inzwischen, nach mehreren ähnlichen Erlebnissen, tendiere ich dazu anzunehmen, dass Bücher mit dem Aufkleber "VOX TOP THRILLER" schlichtweg total von meinem Lesegeschmack abweichen. Wer aber gern miträtselt und nicht enttäuscht ist, am Ende eine völlig unerwartete Auflösung (mit ein paar erwarteten Momenten) vorzufinden und blutrünstige, brutal geschilderte Szenen zwischendurch mag, der wird mit diesem Thriller von Martin Krist sehr gut bedient sein. Martin Krist ist das Pseudonym von Marcel Feige. Ein weiteres Pseudonym von ihm ist Christoph Brandhurst. Außer Thrillern schreibt er auch noch Belletristik und "Lifestyle"-Bücher (z.B. über Nina Hagen, Kurt Cobain, Sido, Prostitution und Pornos, Tattoos und Piercings, Geschäftsmodelle, Big Brother, Techno usw.). Dem Korrektorat sind auch noch leider einige Rechtschreib- und Grammatikfehler entgangen. Auch das hat mir die Freude am Buch stark gemindert. Alles in allem vergebe ich drei Sterne, mit Tendenz nach unten ....!