Ramona Kielfeder
Ein sehr stilles Buch… Einzeln habe ich von Sofie Cramer und Kati Naumann jeweils schon Bücher gelesen. Das ist nun ihre erste gemeinsame Geschichte, auf die ich im Vorfeld sehr gespannt war. Ich habe Nachtflug innerhalb von nur wenigen Stunden gelesen. Habt ihr nicht auch schon mal an einem Punkt im Leben gestanden, der einen Scheideweg bedeutet hat? Genau so ergeht es Jakob und Ingrid, auch wenn sie das erst im Lauf der Zeit begreifen. Die beiden begegnen sich in diesem Flugzeug das erste Mal in ihrem Leben und augenscheinlich verbindet sie nichts. Ingrid unternimmt den ersten Flug ihres Lebens, um zu ihrer großen Liebe zu gelangen. Jakob ist der etwas einsilbige Geschäftsmann mit der großen Karriere. Was zu Beginn nach einem Pärchen scheint, was sich stundenlang auf die Nerven gehen wird, ist schon bald so viel mehr. Ja, die beiden Protagonisten reden „nur“. Dabei schaut man abwechselnd aus beiden Perspektiven auf die Szene. Das wichtige ist aber, wie die beiden miteinander reden. Wie sie irgendwann den Fremden neben sich dazu nutzen, um ihr Leben wirklich radikal zu hinterfragen. Manchen Lesern passiert vielleicht in der Geschichte von Nachtflug zu wenig. Ich fand es aber schön zu lesen, dass man quasi in jeder Situation die Möglichkeit hat, noch mal ganz frisch auf sein Leben zu schauen und zu schauen, ob man gerade in die richtige Richtung geht. Ob alles so verläuft, wie man sich das wünscht, oder ob man sich gerade nicht einfach nur heillos verrennt. Nachtflug ist ein stilles Buch, aber wenn man sich darauf einlässt, dann kann man aus der Geschichte von Sofie Cramer und Kati Naumann seine ganz eigenen Schlüsse ziehen.