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Schattenwege

Posted on 14.2.2020

Warum sollten eigentlich nur junge Leser Bücher für junge Leser lesen dürfen? Mit Luzifer Junior wird wieder einmal bewiesen, dass auch ältere Semester durchaus ihren Spaß mit Geschichten haben können, die eigentlich für jüngere Generationen geschaffen wurden. Denn Zu gut für die Hölleist man in keinem Alter so wirklich, und so darf sich nicht nur die Zielgruppe, sondern durchaus auch der etwas ältere Leser über Luzies Abenteuer amüsieren. In Szene gesetzt von passenden Zeichnungen Raimund Freys könnten selbst Comic-Freunde dieser Geschichte etwas abgewinnen, und damit ist nicht nur die optische Gestaltung gemeint. Der junge Teufelssohn denkt manchmal fast schon wie ein Großer und lässt es sich auch nicht nehmen, hier und da mal in ein Fettnäpfchen zu treten. Wie könnte es auch anders sein, schließlich sind die Sitten auf der Erde ganz andere als in der Hölle. Aber Jochen Till schafft es, aus diesen Fettnäpfchen echte Abenteuer und knifflige Situationen zu machen, die dem Protagonisten wiederum die Chance geben, sich noch mehr ins Herz des Lesers zu schleichen. Doch auch wenn die Abenteuer von Luzifer Junior und seinen Freunden auf den ersten Blick sehr amüsant und unterhaltsam sind, so hat Zu gut für die Hölle auch so manche Metapher inne. Mal mehr, mal weniger versteckt weisen Luzies Gedanken auf so manche Problematik an Schulen hin und zeigen damit auch auf, dass hinter sogenannten harten Kerlen manchmal einfach nur zarte Seelchen stecken, die irgendwie ihre Mauern aufrecht erhalten müssen. Auch der Umgang mit eigentlich offensichtlichen Außenseitern und die Wichtigkeit von einzuhaltenden Regeln im Zusammenleben mit anderen Menschen werden in diesem Jugendbuch thematisiert – allerdings nie mit erhobenem Zeigefinger, sondern vielmehr mit einem Augenzwinkern. Ein weiterer Beweis dafür, dass auch Unterhaltungsliteratur einen Lehreffekt haben kann. Im Großen und Ganzen lässt sich wohl sagen, dass Jochen Till mit seiner Satansbrut einen liebenswerten Teufelskerl geschaffen hat, der in der echten Welt ein paar Probleme bekommen dürfte, aber auch schnell Freunde findet. Und zwar genau dort, wo er sie eigentlich nicht erwartet hätte. Zu gut für die Hölle ist amüsant und unterhaltsam, kurzweilig, aber auch lehrreich und ein wenig nachhallend. Die perfekte Lektüre für Jungs und auch Mädchen ab zehn, aber auch geeignet für ältere Leser, die keine (Enkel)Kinder als Ausrede vorzuweisen haben. Fazit: Der Sohn des Teufels auf Abwegen – in Luzifer Junior wird nicht nur dem jungen Leser gezeigt, dass mal als Satansbrut tatsächlich Zu gut für die Hölle sein kann. Auf amüsante Weise bringt Jochen Till seinen Protagonisten aus der Unterwelt nach oben und lässt ihn dort von einem Fettnäpfchen ins nächste Abenteuer stolpern. Manchmal ein wenig belehrend, aber immer mit einem Augenzwinkern – abgerundet durch tolle Zeichnungen aus der Hand Raimund Freys. Wertung: 5 / 5 Handlung: 4 / 5 Charaktere: 5 / 5 Lesespaß: 5 / 5 Preis/Leistung: 5 / 5

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