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Schattenwege

Posted on 14.2.2020

Mobbing an sich war sicherlich schon immer ein Thema in der Gesellschaft, doch erst die sozialen Netzwerke haben es so einfach wie nie gemacht, insbesondere anonym gegen andere Personen zu hetzen. Clémentine Beauvais greift genau dieses Thema auf und zeigt im Zusammenspiel mit einer Geschichte über Freundschaft, die erste Liebe und jede Menge Mut, was Mobbing anrichten kann und dass die Auswirkungen in verschiedene Richtungen gehen können. Die Grundthematik ist ernst und doch hat man als Leser nicht das Gefühl, in Die Königinnen der Würstchen von Ernsthaftigkeit erschlagen zu werden. Vielmehr schafft es die Autorin durch ihre etwas unorthodoxe und gewöhnungsbedürftige Charaktergestaltung, eine besondere Art von Humor zu vermitteln. Gerade Mireille zaubert mit ihrer direkten und unverblümten Art des Öfteren ein Lächeln aufs Lesergesicht, besticht mit Selbstironie Selbstzynismus. Sie ist trotz der Goldmedaille für die anderen beiden, viel jüngeren Mädels da und zeigt ihnen, wie man am besten mit der erlittenen Schmach umgehen kann, ohne daran zu zerbrechen. Auch wenn Mireille dabei manchmal etwas forsch und unsensibel wirkt, wird einem doch regelmäßig warm ums Herz durch die Art, wie sie sich um Astrid und Hakima kümmert. Das Storysetting selbst lädt den Leser ein, die Strecke der drei Würste (und ihrer männlichen Begleitung) zumindest mit dem Finger auf der Landkarte zu verfolgen, aber auch die Reiselust wird definitiv geweckt. Und bei den Beschreibungen der Würstchen sowie der selbstgemachten Saucen läuft einem manchmal schon das Wasser im Mund zusammen. Ein weiterer Pluspunkt für Die Königinnen der Würstchen ist auch die Reaktion von der Außenwelt, also den Menschen, die im Grunde gar nicht betroffen sind. Auf ihrer Reise begegnen Mireille, Astrid und Hakima den unterschiedlichsten Charakteren, doch auf eines treffen sie während all dieser anstrengenden Kilometer nicht ein einziges Mal: auf Ablehnung. Die Fahrt nach Paris ist in vielerlei Hinsicht auch eine Reise zu sich selbst, auch wenn die Beweggründe der einzelnen Protagonisten ganz unterschiedlich aussehen. Der Leser wird Teil einer wunderbaren Entwicklung von drei jungen Mädchen, die aus der Not heraus Freundinnen werden. Man kann hier, wenn man zwischen den Zeilen lesen möchte, auch viel für das eigene Leben lernen. Fazit: Mit einer gehörigen Portion Humor, aber auch einer anständigen Prise Einfühlungsvermögen bringt Clémentine Beauvais das Thema Mobbing zur Sprache, ohne dabei mit dem erhobenen Finger zu arbeiten. Sowohl Charaktere als auch Story sind möglicherweise etwas gewöhnungsbedürftig, deshalb aber nicht weniger liebenswert – und einmal ins Herz geschlossen, möchte man Die Königinnen der Würstchen am liebsten nie mehr gehen lassen. Eine Geschichte über eine Freundschaft, die aus der Not heraus wächst, und über den Mut, sich von einer oberflächlichen Gesellschaft nicht kaputt machen zu lassen. Wertung: 4 / 5 Handlung: 4 / 5 Charaktere: 5 / 5 Lesespaß: 4 / 5 Preis/Leistung: 4 / 5

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