travlinbone_nika
Mit "Das Haus der Verlassenen" gelingt Emily Gunnis ein gefühlvoller Roman über grausame Zustände, die noch Generationen später eine Rolle spielen. Welche Auswirkungen Erlebnisse in der Kindheit auf das spätere Leben haben können, fasziniert mich schon immer. In dieser Geschichte wird gleich von mehreren beeinflussten Leben berichtet. Die Autorin springt nachvollziehbar durch die Zeiten und Perspektiven hindurch. Der Leser fühlt sich jeder Zeit voll integriert in die Geschichte. Besonders wie die Briefe und Tagebucheinträge als zusätzliches Stilmittel eingebaut wurden, hat mir sehr gut gefallen. Die riesige Spanne der lebenden Generationen hat mich immer wieder ins Grübeln und nachrechnen gebracht. Egal wie sehr ich diese Vielzahl an Figuren mehrerer Generationen liebe, umso verwirrender kann die richtige zeitliche Einordnung für den Leser sein. Hier wäre ein kleiner Stammbaum, der sich zwischendurch immer weiter füllt und verändert ein schönes Extra gewesen. Lediglich eine Stelle hat mich mehr als verwirrt, den scheinbar dazugehörigen Brief wie es heißt habe ich wohl übersehen. Darüber hinaus wurde für mich die Erkenntnis über die entscheidende Verbindung zu kurz behandelt. Da das in diesem Fall durchaus ein wichtiger Verknüpfungspunkt ist und den große Aha!-Moment einläutet, empfand ich das leider als zu wenig beachtet. Ansonsten empfand ich das Werk als sehr lesenswert & wichtig. Allein die Vorstellung solcher Abläufe in Mutter-Kind-Heimen ist schrecklich, dass sie keine Fiktion sind umso grauenvoller.