jacquy
Mary Shelley ist den meisten vermutlich als Autorin von Frankenstein ein Begriff. Wie viel weiß man aber über ihre Hintergründe? Oder ihre Herkunft? Mir selbst war nicht bekannt, dass ihre Mutter überhaupt einflussreich war, aber dass ihr wichtigstes Werk "A Vindication of the Rights of Woman" ist, hat mein Interesse an Mary Wollstonecraft geweckt. Sie war politisch sehr aktiv, ist nicht vor schlechtem Feedback und Rufverlust zurückgeschreckt und hat zahlreiche Bücher veröffentlicht. Das gleiche gilt auch für Mary Shelley, die nach "Frankenstein" noch viel geschrieben hat, dafür aber zu Lebzeiten wenig Anerkennung bekam. Als Frau war es zu dieser Zeit generell sehr schwierig, ernstgenommen zu werden, aber das galt besonders in der Literatur und erst recht im politischen Bereich, in dem Frauen einfach keinen Platz hatten. Ich fand es spannend, mehr über die Umstände zu erfahren, unter denen die beiden Frauen gelebt haben und was sie jeweils im Leben erreichen wollten und was ihnen wichtig war. Besonders interessant finde ich die Überschneidungen, denn Mary Shelley hat sich stark von den Glaubenssätzen ihrer Mutter beeinflussen lassen und hat einiges so gemacht wie sie. Das Buch erzählt in abwechselnden Kapiteln immer ein paar Jahre im Leben der Autorinnen nach und beginnt dabei ganz am Anfang mit der Geburt und frühen Kindheit. Diese Kapitel haben mir den Einstieg direkt etwas schwer gemacht, denn natürlich passiert währenddessen noch nicht viel, auch wenn die Umstände einen dann besonders signifikant prägen. Hätte die Autorin der Biografie nicht schon im Vorwort angedeutet, was noch kommen würde, hätte ich vielleicht nicht durchgehalten, bis es für mich richtig interessant wurde. Das ist nämlich bei beiden vor allem die junge Erwachsenenzeit, zu der die ersten wichtigen Werke geschrieben und veröffentlicht wurden. Im späten Mittelteil und gegen Ende ist mein Interesse leider wieder abgeflaut, weil es zeitweise mehr um Liebes- und Familiendrama ging als um Literatur. Natürlich gehört das gerade bei einer umfassenden Biografie dazu, aber an meinem Interessensschwerpunkt ging das leider vorbei und das machte das Lesen etwas zäh. Insgesamt gibt es sehr viele Details, die ich um ehrlich zu sein nicht gebraucht hätte, die aber vermutlich einfach dazugehören. Schön fand ich dafür die Erwähnung von anderen berühmten Autoren, die entweder Kontakt zu den Wollstonecrafts/Godwins oder Shelleys oder zumindest eine Meinung über sie hatten. Das macht es noch mal leichter, alles in einen Kontext einzuordnen. Fazit Eine interessante Erzählung über die Leben zweier beeindruckender Frauen, die für meinen Geschmack aber etwas zu detailliert war. Objektiv betrachtet ist es aber eine umfassende und vollständig wirkende Biografie, die angenehm geschrieben ist und die ich wirklich empfehlen kann.