papierfliegerin
Die erste Szene ist schon voller Drama, denn wir lernen Harper, die Hauptfigur, inmitten eines Streits mit ihrer Mitbewohnerin Theresa kennen. Man spürt direkt, dass die beiden nicht auf einer Wellenlänge sind; was noch für eine Menge Zündstoff sprach. Auch auf die eigentliche Handlung, also auf Alec, musste ich nicht lange warten und der Hauptplot, nämlich der Drogenkonsum, wurde auch sehr zügig dann aufgenommen und thematisiert Mir persönlich gefiel der Einstieg gut, denn obwohl ich ansonsten gern mal meckere, wenn man keine Zeit bekommt, um die Figuren kennen zu lernen, fand ich das hier durchaus passend und stimmig. Alles in allem ein gelungener Start in die Geschichte, der dazu animiert, weiterlesen zu wollen und neugierig zu sein. Meine Meinung zu den Charakteren ist ziemlich durchwachsen; und ich bin jedem gegenüber eher zwiegespalten. Doch erstmal kurz zum Allgemeinen: Die Dynamik zwischen Harper und Adam ist so glaubhaft, so echt und greifbar und so emotional, während mir die Dialoge wie auch die Interaktionen zwischen Harper und Alec überhaupt nicht gefallen haben und teils wirklich gestellt und platt gewirkt haben. Mir persönlich mangelte es stellenweise an Glaubwürdigkeit und Lebendigkeit, an Details, die essentiell gewesen wären, um mir ein klares Bild von ihnen zu machen; und obwohl ich trotz aller Kritik gern mit Harper und Co. zusammen, die Geschichte durchlebte, gab es auch einiges was mir sauer aufstieß. Gerade in Bezug auf die weibliche Protagonistin gab es einige Probleme. Anfangs noch fand ich sie äußerst sympathisch und durchaus glaubwürdig; eben wie eine junge Frau, die es nicht leicht im Leben hat. Doch bald schon bekam ich das Gefühl, dass ihr Helfersyndrom überhand nahm. Irgendwann handelte sie nur noch völlig selbstlos, unbedacht, überhaupt nicht mehr nachvollziehbar oder realistisch. Sie büßte einen Großteil ihrer Glaubwürdigkeit ein und verlor immer mehr Sympathie-Punkte. Dazu kam, dass ich auch ihre Gedanken oft als viel zu sprunghaft empfand, regelrecht flatterhaft und ihre Launen sich dementsprechend an dieses Hin und Her anpassten. Eine Entwicklung konnte ich dabei lange Zeit auch nicht feststellen und erst gen Ende wurde meine Hoffnung auf eine einleuchtende Entscheidung von Harper’s Seite aus erfüllt – zum Glück, denn das hat dann doch nochmal zu meiner Besänftigung beigetragen und ich konnte Frieden mit ihr schließen. Adam hatte ich dabei nicht ganz so schwer bei mir, immerhin war er der erwachsenere und somit wirkte er alles in allem schon reifer und bedächtiger; wusste, was er wollte und stand mitten im Leben. Doch er hatte gewisse Anwandlungen von flatterhaften Launen und so manch Entscheidungen und Gedankengang war für mich ebenso wenig nachvollziehbar wie bei Harper – aber es hielt sich hier definitiv in Grenzen. Kurz um: er war mir der liebste der drei Hauptakteure. Alec, der dritte im Bunde. Fangen wir mal beim positiven an; ich glaube, die Autorin hat diesen jungen, drogensüchtigen Mann wirklich gut getroffen und realistisch dargestellt. Für jemanden, der nie näher mit dieser Thematik in Berührung kam, ist es einfach schwer zu beurteilen, ob es glaubhaft ist, was in Alec’s Kopf so vor sich ging, weswegen ich mir darüber eigentlich kaum ein Urteil bilden möchte. Auch dass ich ihn nicht besonders mochte, ist kein Indiz dafür, dass er wirklich kein guter Mensch war, sondern ist einfach meinem persönlichen Empfinden geschuldet. Ansonsten fand ich die anderen Charaktere, die Nebenfiguren alle ausreichend gut beleuchtet, sodass ich zwar auch von ihnen kein Bild vor Augen hatte, aber durchaus Anti,- oder Sympathien entwickeln konnte. Molly hatte es mir dabei ja noch am meisten angetan, doch auch Theresa war ziemlich interessant und brachte stets Drama in die Geschichte. Der Stil von Sarah Stankewitz war soweit gut. Nicht sonderlich poetisch, nicht wahnsinnig detaillreich, aber einnehmend und mitreißend. Das Buch ließ sich trotz eBook-Format sehr schnell von mir lesen und war leicht verständlich. Die Geschichte ist dabei in drei Teile unterteilt, die es meines Erachtens nach nicht gebraucht hätte; gerade zwischen Teil 1 und 2 gibt es keinen nennenswerten Zeitsprung oder etwas, das eine Unterteilung rechtfertigen würde – von Teil 2 zu 3 allerdings schon; was ich dann wieder passend fand. Kurz um: diese Unterteilung störte mich nicht, wäre aber auch nicht nötig gewesen. Was dafür wieder umso positiver auffiel, war die allgemeine Gliederung. Wir lesen sowohl aus Harper’s, als auch aus Adam’s Sicht, doch genau so auch aus Alec’s Sicht – die meiner Meinung nach definitiv die interessanteste der drei war. Wir erhalten Einblicke in Gedankenwelten, zu denen wir ansonsten wohl nie Zugriff hätten und das gefiel mir außerordentlich gut! Auch die Atmosphäre, die die Autorin hier geschaffen hat, war etwas besonderes, wenn auch sehr düster und irgendwie erdrückend – teils sogar richtig niederschmetternd; aber eben auch gefühlvoll und emotional. Wenn es allein um den Stil gehen würde, wäre es sicher nicht das letzte Buch von Sarah Stankewitz. Die Handlung an sich hat mich total neugierig gemacht. Ich konnte mir nicht so richtig vorstellen, dass man den Spagat zwischen der Drogen-Thematik und den Gefühlen wirklich gut hinbekommen kann; und umso gespannter war ich, wie weit sich die Autorin vorwagt, was sie sich traut und wie viel Aufmerksamkeit sie welchem Plot widmet. Am Ende lief es jedoch darauf hinaus, dass ein stetiges Hin und Her entstand, ein typisches Liebes-Dreieck, das mich einige Nerven kostete. Die einzelnen Plots an sich waren gut umgesetzt, und durchaus mitreißend, aber die Kombination hat mir persönlich nicht mehr wirklich gut gefallen. Die Geschichte tappte größtenteils auf der Stelle, es passierte mehrmals das selbe und gerade im mittleren Drittel kam Langeweile auf und es zog sich ordentlich. Gen Ende wurde es nochmal spannend und es wartete die wohl größte Überraschung überhaupt auf mich. Das hat mich wirklich aus den Socken gehauen und ich ziehe meinen Hut vor der Autorin, vor so viel Mut und Courage. Endlich mal ein Ende, ganz nach meinem Geschmack und weit weg von jeglicher Norm. Was genau da passiert, müsst ihr natürlich selber lesen; aber ich verspreche euch; ihr rechnet nicht damit. FAZIT: „Am Ende nur Du“ von Sarah Stankewitz lässt mich ganz schön verwirrt und zwiegespalten zurück. Einerseits war es eine super interessante Handlung, die uns mal ganz offen und in aller Deutlichkeit zeigt, wie gefährlich und zerstörerisch Drogen sind und wie wichtig da der Halt von Freunden und Familie ist. Auf der anderen Seite haben sich Szenen teils wiederholt, es zog sich und die Eigenheiten der Protagonistin haben vieles zunichte gemacht. Im Endeffekt war es dann das grandiose Ende und Adam, die mich doch etwas milde stimmten und eben die wichtige Botschaft hinter dem Buch.