papierfliegerin
„Invisible“ von Poznanski und Strobel handelt, wie schon erwähnt, von Nina Salomon und Daniel Buchholz; zwei Ermittler der Hamburger Kriminalpolizei, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Diese Tatsache stach schon beim vorherigen Fall des Duos ins Auge und wurde in diesem Buch hier noch einmal ein wenig deutlicher gemacht. Daniel Buchholz ist der gesetzestreue Polizist, der sich stets an jede Dienstvorschrift hält, sein Team zusammenhält und den nichts aus der Bahn werfen kann. Nina Salomon ist dafür der Wirbelwind, die ehrgeizige, gefühlskalte Polizistin, die auch gern mal Wege einschlägt, die an der Grenze der Legalität liegen und diese durchaus auch mal überschreitet. Allein die großen Unterschiede waren herrlich interessant zu verfolgen; ebenso wie die weiteren Aspekte, die hier ins Spiel kamen: die jeweiligen Privatleben. Beide Ermittler genossen meine vollste Sympathie, nicht zuletzt, weil sie als Team nahezu unschlagbar sind. Auch Handlungen, Gedankengänge und Schlussfolgerungen waren einleuchtend und nachvollziehbar und zogen sich nicht unnötig in die Länge. Beide glänzten durch Emotionen an den richtigen Stellen und es wurde klar gemacht, dass Polizisten eben doch auch nur Menschen und keine Maschinen sind. Sogar der Humor kam trotz des schwierigen Falls nicht zu kurz, was sowohl Nina als auch Daniel nochmal eine ordentliche Portion Leben einhauchte. Auch bei den Nebenfiguren gab es nichts zu kritisieren. Es gab undurchsichtige Charaktere, bei denen ich nicht den Hauch einer Ahnung hatte, was ich von ihnen halten sollte; es gab aber auch altbekannte Gesichter, bei denen die Wiedersehensfreude groß war. Wie bereits erwartet, konnte mich auch der Stil komplett und ohne Vorbehalte von sich überzeugen. Die Schreibweisen der beiden Autoren harmonieren zusammen enorm gut, und obwohl ich im Allgemeinen finde, dass beide Stile nichts herrausragendes sind, spürt man doch ganz klar den Unterschied, ob das Kapitel aus Frau Poznanski’s oder Herr Strobel’s Feder entsprungen ist. Dadurch, dass wir sowohl aus Nina’s Sicht als auch aus Daniel’s Sicht lesen, haben beide Autoren quasi eine eigene Figur. Auch die jeweilige Note des ensprechenden Autors hat sehr gut zu „seiner“ Hauptfigur gepasst und ich war rundum wieder mal begeistert, wie authentisch und atmosphärisch die Geschichte an sich, allein durch den Stil, wirkt. Auch die Passagen aus der Sicht eines „Fremden“ taten der Spannung definitiv gut und sorgten für eine Menge Stoff zum Miträtseln; dass der dann quasi verpufft und sich als ziemlich unnötig herausstellt, ist aber nicht dem Stil geschuldet. Die Idee, die hinter dem Buch steckt, bzw. die der Klappentext schon offen legt, klingt dermaßen vielversprechend, dass es jeden Thriller-Fan wahrscheinlich sofort in den Fingern kribbelt. So war es bei mir jedenfalls. Meine Erwartungen waren also dementsprechend hoch, wohl auch, weil mir der vorherige Fall der beiden Ermittler so gut gefallen hat. Die Geschichte beginnt ziemlich schnell und gibt dem Leser nur wenig Zeit, sich wieder mit den Begebenheiten vertraut zu machen; das ist aber auch gar nicht nötig, denn kaum sind die ersten Seiten gelesen, fühlt man sich direkt wieder zurecht und wohl. Leider nimmt die anfängliche Spannung auch relativ schnell wieder ab und die einzelnen Morde werden ziemlich schnell gewöhnlich und rissen mich nicht mehr so richtig vom Hocker. Dafür war ich natürlich weiterhin neugierig, wer und was wohl dahinterstecken würde. Man fiebert also, trotz abflachender Rasanz immer noch ordentlich mit; das ist also nicht das Problem. Viel mehr störten mich die kleinen Zwischenaspekte, wie zum Beispiel diese kurzen Kapitel eines „Fremden“; oder die Andeutungen im Privatleben der Hauptfiguren – völlig sinnlos. Man wartet ständig auf den großen Knall, was natürlich einerseits schon fesselt, auf der anderen Seite aber dann auch die Enttäuschung umso größer werden lässt, weil es besagten Knall schlicht und ergreifend nicht gibt. Allgemein fand ich das Ende, den großen Showdown viel zu flach. Die Geschichte läuft einfach aus und das ersehnte Feuerwerk ist quasi nicht existent. Es gibt am Ende natürlich eine Auflösung, aber die ist wenig imposant oder überraschend und meiner Meinung nach viel zu schnell abgehandelt und zu emotionslos geschrieben. Die gesamte Idee, wie am Schluss alles zusammen läuft, war vielleicht einfach zu komplex und zu groß, um sie in einen Thriller einzubauen und der Aufbau „to much“ für diese simple Erklärung. FAZIT: „Invisible“ von Ursula Poznanski und Arno Strobel kann bei weitem nicht mit seinem Vorgänger mithalten und weist alles in allem doch einige Schwächen auf, die ich nicht ignorieren kann. So zum Beispiel unnötige Passagen, die einzig und allein dazu da sind, die Spannung nach oben zu treiben. Oder das, im Vergleich, sehr schwache Ende. Dafür gefielen mir die Figuren und die Polizei-Arbeit an sich wieder total gut und auch der Stil konnte mich überzeugen. Schade, dass es für keine bessere Bewertung reicht.