papierfliegerin
Emma Sternberg stellt uns in diesem Buch eine etwas ältere Protagonistin an die Seite; nämlich die 34-jährige Isa. Isa steht vor dem Scherbenhaufen ihres Lebens und mein erste Befürchtung ist bei sowas immer, dass die Figuren vor lauter Selbstmitleid beinahe zerfließen – zum Glück war das bei Isa nicht der Fall. Obwohl ihre gesamte Zukunft plötzlich ungewiss ist, ist sie dennoch glaubhaft und ihre Gedankengänge nachvollziehbar. Auch die Glaubwürdigkeit leidet nicht unter ihren Gefühlen. Sie sammelt von Anfang an alle erdenklichen Sympathiepunkte und verdient sich so schnell einen Platz in meinem Herzen. Mit ihr mitzufiebern fiel mir dann prompt auch ganz leicht und ich hatte großen Spaß, sie auf ihrer Reise in ein neues Leben zu begleiten. Auch eine gewisse Entwicklung fällt deutlich ins Auge. Es gab natürlich auch die ein oder andere Reaktion bzw. Handlung, die ich nicht 100%ig guthieß, doch im Endeffekt blieben das absolute Ausnahmen. Auch die zweite Hauptperson, nämlich Mitzi Hauptmann mit ihren 75 Jahren ist ein wahrer Segen für die Geschichte. Diese elegante Lady, die auf der einen Seite so herzlich ist, auf der anderen Seite aber auch typisch für ältere Menschen ziemlich schnippisch und barsch sein kann, ist total glaubhaft und realistisch. Ich mochte die Gran Dame unheimlich gerne, konnte sie mir herrlich leicht vorstellen und sah in ihr nicht nur eine einfache Buchfigur sondern als eine gute Bekannte, die ich ins Herz geschlossen habe und die ich bis heute sehr vermisse. Wer hingegen mir nicht so gut gefallen hat, war Luca – der männliche Hauptpart. Ich weiß noch nicht mal, was mich an ihm gestört hat; denn er war ganz typisch für Italiener sehr herzlich und offen, aber mir fehlte es an Glaubwürdigkeit und Realitätsnähe. Das kann aber auch gute Gründe haben, die ich aber später erläutere. Alle anderen Figuren gefielen mir aber wieder weitestgehend gut – Massimo ist ein so ein toller Charakter und auch Bettina hat so viel Frische und Liebenswürdigkeit in das Buch gebracht. Es gab; jetzt rückblickend betrachtet, keinen einzigen, den ich nicht mochte; wenn dann gab es, wie bei Luca, kleinere Ecken und Kanten, die mir nicht zusagten; aber im Groben und Ganzen traf ich hier auf total interessante, sympathische Personen, an die ich sicher noch das ein oder andere Mal denken werde. Der Stil der Autorin ist wirklich lockerleicht und bietet sich perfekt an für gemütliche Stunden auf dem Balkon. Die Insel Capri ist so wunderschön beschrieben, dass die Beschreibungen richtig Fernweh bei mir wecken konnten; und das obwohl ich es ja im Urlaub gelesen habe. Mir gefielen auch die Dialoge, die Sprache und die sehr kurzen, knackigen Kapitel. Natürlich ist der Stil im allgemeinen nichts besonderes oder gar hochtrabendes, aber das hatte ich auch gar nicht erwartet; immerhin kenne ich Emma Sternberg bereits und schon damals gefiel mir ihre Art, Personen und Kulissen; und auch erotische Szenen darzustellen und die Geschichte in lockerem Stil zu erzählen. Die Idee hinter dem Buch hat mich von Anfang an angesprochen – logisch; sonst hätte ich es nicht gekauft; aber mir gefiel die Vorstellung, Isa auf ihrer Reise nach Capri zu begleiten und zu sehen, wie sie sich langsam aber sicher wieder von ihren Schicksalsschlägen erholt und zu sich selbst zurückfindet. Der EInstieg war auch noch sehr vielversprechend und auch die Ankunft auf Capri und die Arbeit mit Mitzi konnte mich durchweg überzeugen; leider aber nicht die Liebesgeschichte. Das wirkte alles so überstürzt, gehetzt und unglaubwürdig. Gefühlt haben die beiden keine 5 Sätze miteinander gewechselt, ehe sie sich ihre endlose Liebe gestanden haben. Es gab dann auch einen kleinen Nebenplot, der durchaus bedeutend ist für den Ausgang, aber ich hatte so riesige Angst davor, dass die Autorin noch eins drauf setzt und regelrecht übertreibt – zum Glück kam dann am Ende die Erleichterung; nur riss die das ganze auch nicht mehr herum. ich finde es so schade, dass man nicht auf diese eine Liebesgeschichte verzichtet hat; denn es gibt ja noch eine zweite, viel bedeutendere – da hätte man die eine nicht zwingend gebraucht. Es wirkte einfach eingeschoben und nicht nachvollziehbar und auch im Rahmen dieser Lovestory haben die Figuren Entscheidungen getroffen, die ihnen nicht gut taten. Da schließt sich auch der Kreis mit Luca – denn gerade diese Liebe und seine Aussagen teilweise empfand ich als total schmalzig und unglaubwürdig. Er widerspricht sich auch selbst das ein oder andere Mal. Ich bin jetzt rückblickend froh, dass sonst keiner einen wirklich tragenden Schaden davon getragen hat. Das Ende war dann also an sich rund; es wurden alle Fragen beantwortet; es gab für jeden eine Rolle im großen Finale und ich kann doch sagen; dass es eine schöne Urlaubslektüre war; eine Urlaubslektüre mit gewissen Schwächen. FAZIT: „Azurblau für zwei“ bleibt doch hinter „Fünf am Meer“ zurück, konnte mir aber doch auch ein paar schöne (Lese)Stunden bescheren. Die Charaktere waren größtenteils extrem sympathisch und liebenswert; der Stil liest sich superleicht und locker und die Grundidee ist durchaus mitreißend.