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eulenmatz

Posted on 13.2.2020

MEINUNG: Die Autorin Isabel Bogdan war mir zunächst nur als Übersetzerin bekannt. Dann habe ich von ihr Der Pfau gelesen (für mich immer noch eines das schönste Buchcover, die ich je gesehen habe) und war zunächst angetan, aber noch nicht restlos überzeugt von der Autorin. Die Ich-Erzählerin hat vor ungefähr einem Jahr ihren Lebensgefährten verloren und befindet sich immer noch in der Phase mit dem Verlust fertig zu werden. Neben der Trauer spielen natürlich auch Schuldgefühle eine große Rolle, denn er litt unter Depressionen und sie hängt immer wieder den Gedanken nach bestimmte früher hätte erkennen zu müssen. Diesen Gedanken hängt sie beim Laufen nach, mit dem zu Anfang des Romans beginnt. Das Laufen stellt hier den Rahmen der Geschichte her und steht analog auch für die Entwicklung, die sie in der Zeit macht. Mit dem Fortschritt des Laufens kämpft sie sich Stück für Stück wieder zurück ins Leben, welches für sie auch lebenswert und vor allem freier von Schuldgefühlen ist. Die Ich-Perspektive sind wir als Leser ganz nah an ihren Gedanken, die sich natürlich um das Hier und Jetzt und damit dem DANACH spielen, aber um das DAVOR. Wir erfahren, wie die beiden sich kennen gelernt haben, wir ihr Leben zusammen war, was sie aneinander geliebt und gehasst haben. Wir erfahren, dass sie keine Kinder hatten und wir dabei lässt die Protagonistin uns immer an ihren Gefühlen teilhaben. Natürlich reflektiert sie auch immer bei gewissen und betrachtet einige Dinge nun aus einer anderen Perspektive. Es ist für sie nicht immer ganz einfach, wenn dabei auch Gefühle der Erleichterung oder gar Freude aufkommen, denn jemand der trauert, dem stehen solche Gefühle nicht zu oder könnten als Verrat gewertet werden. Ich fand diese sehr ehrliche Darstellung des Trauerprozesses sehr intensiv, aber sehr ehrlich und authentisch. Man merkt, dass Trauer immer wieder in Schleifen verläuft und es Tage gibt, die sie wieder weit zurückwerfen. Auch für ihr Umfeld ist es nicht einfach, sie dort aufzufangen. Von manch einem bekommt sie mehr Rückhalt und darf ganz sie selbst sein und von anderer Seite gibt es Unverständnis und auch Berührungsängste. Auch das sind meiner Meinung nach zwei völlig authentische Muster. FAZIT: Mit Laufen hat mich Isabel Bogdan restlos überzeugt. Die Trauerarbeit einer Frau, die ihren Lebensgefährten verloren hat, verpackt mit dem Thema des Laufens war für mich großartig und vor allem sehr einfühlsam umgesetzt. Besonders gefiel mir, dass sie auch Gedanken und Gefühle angesprochen hat, die man glaubt in so einer Phase nicht haben zu dürfen. Selten so eine Geschichte in der Art gelesen, die so sehr mein Herz berührt hat und die auch wichtig ist, weil hier auch Tabu-Themen angesprochen werden über die viel mehr gesprochen werden müsste. Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

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