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bloggingrenate

Posted on 13.2.2020

Mit einer sehr interessanten Recherche und einer gelungenen Erzählungkunst, führt Nora Bossong den Leser in die Tiefen des Rotlicht Milleus, sowie auch in die der eigenen Gedanken. Als sensible und etablierte Autorin traut sich Nora Bossong, angespornt von ihrer Neugierde, in einen gesellschaftlichen Bereich, der trotz Legalisierung sich noch von archaischen Ordnungen und Regeln leiten lässt. Diese Reportage entwickelt sich zunehmend mit jeder gelesenen Seite zu einer klugen Reflexion über Macht, Abhängigkeit, Freiheit und Geld. Die Autorin beschreibt die heutige Prostitution ausführlich, anschaulich und differenziert. Sie fasst in zehn Reportagen die Welt des Sex zusammen, über die Erotikmesse, den Tabledance, über Swingerclubs und Sexshops bis in die Sauna im Bordell. Nora Bossong hat in alle möglichen Bereiche hineingeschaut und beschäftigt sich mit dem Geschehnissen vor Ort. Aber mehr noch mit dem, was sie selbst und ihre Begleiter fühlen. Dabei schont sie sich selbst nicht, aber auch nicht ihre Leser, was sich als äußerst interessant und tiefsinnig festellen lässt . In einem hervorragenden Schreibstil berichtet die Autorin fast schon in Romanform, doch ihre Stories sind nicht erdichtet oder erfunden, sondern brandaktuell. Stellenweise sehr essayistisch, mutig, einfühlsam, respektvoll und vor allem fesselnd geschrieben, stellt die Autorin den Leser vor eine sozialkritische Expedition. Ihr äußert beachtliches Schreibvermögen, die Gesprächen mit den Prostituierten auf Augenhöhe und der sensible Hinblick auf die Szene des Rotlichts, macht aus der Reportage nicht nur einen aufklärerischen Anstoß, sondern ein außergewöhnliches Schreibprojekt, dem man mit hohen Interesse folgt. Nora Bossong beweist in ihrem Buch nicht nur einen bemerkenswerten gesellschaftspolitischen Anspruch an die Literatur sondern auch das hohe Niveau ihres Schreibens. Man folgt der feinsinnigen Autorin, den Logos und dem Wort, gespannt und gerne in die Welt des Triebes und der Macht.

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