Scarlett
Das Wasser auf Ruann ist versiegt. Immer mühsamer muss es durch die Tunnelsysteme gefördert werden, und die Dürre verurteilt die Völker zu Hunger und Durst. Im Großreich Sapion ist das Wasser schon vor langer Zeit verschwunden. Um sich die letzten Ressourcen zu sichern, führt Sapion erbitterte Kriege gegen seine Nachbarreiche. Die Politikertochter Feyla, der Offizier Dorgen, die Sklavin Alia und der Soldat Tailin sind alle auf unterschiedliche Weise vom Krieg betroffen. Jeder versucht für sich einen Ausweg aus der hoffnungslosen Situation zu finden. Aber noch wissen die Vier nicht, dass ihre Schicksale miteinander verbunden sind und die Gründe für das Verschwinden von Wasser in einer Verschwörung ungeahnten Ausmaßen liegen . . . Meinung (Möglichst SPOILER-FREI verfasst!): Der Prolog gibt direkt eine grobe Einsicht in die brutale Welt. Er ist sehr blutrünstig und wirfst zu Anfang viele Fragen auf, die sich im Laufe des Buches beantworten werden. Trotz des krassen Einstiegs war ich dadurch ziemlich neugierig, wie das Buch seinen Lauf nehmen würde, und dann außerdem alle Vier Protagonisten so in den Vordergrund zu stellen, dass alle auf irgendeine Art miteinander verknüpft sind. In den ersten Kapiteln des jeweiligen Protagonisten verschafft man sich erstmal einen groben Überblick von seinem/ ihrem Leben, dass im Laufe des Buches einige krasse Überraschungen mit sich brachte. Durch diese „Einführungsphase“ fand ich es ein klein bisschen schwer in die Geschichte einzusteigen, da die Kapitel relativ lang und umfangreich waren. Mit der Zeit, umso mehr ich die einzelnen Protagonisten kennengelernt hatte, desto einfacher war es, nachher den Überblick über alle Vier und ihre Sichtweisen zu behalten. Und, weil einige Geschichten von ihnen sich immer mehr miteinander verknüpften. Was ich extrem gut fand, denn so entstand eine Verbindung. Zu Anfang musste ich mich beim Lesen sehr konzentrieren, denn es wurden sehr viele Informationen über Götter, die „Länder“ und die Lebensweise offenbart. Diese Informationen ließen mich das ein oder andere Mal fassungslos, denn die Autorin hat es definitiv geschafft, dass die Emotionen, die an diesen Stellen vermittelt werden, auf mich übergegriffen haben. Trotzdem muss ich dazu auch sagen, dass es einige Dinge gab, die ich ein bisschen verwirrend fand: unteranderem die Bedeutungen der Sonnen, der vielen Götter und ihre Geschichten und Gotteskinder, … und andere, kleinere Dinge. Dagegen fiel es mir umso leichter, mir die ganze Lebensweise und das Kastensystem, dass insbesondere bei Feylas Charakter deutlich wurde, vor Augen zu führen. ALIA: Direkt in ihrem ersten Kapitel (2) erfährt man relativ viel über ihre Leben als Sklavin im Bergwerk. Schnell wird deutlich, dass sie als Sklavin kein einfaches Leben hat, denn die Wärter, die auf diese achten, scheuen vor rein gar nichts zurück, um sie so hart wie möglich zu bestrafen. Anfangs hatte ich gedacht, dass nicht viel bei ihr passieren wird, doch dann wurden immer mehr Charaktere zu ihrem Leben hinzugefügt und umso weiter ihre Geschichte voranrückte, desto spannender wurde sie, denn plötzlich hatte sie etwas gefunden, dass alles verändern könnte … und dann waren da diese Träume, die sie auf einmal gar nicht mehr losließen ... und mich in einen Bann fesselten. TAILIN: Erst knapp ab der Hälfte des Buches taucht Tailin viel öfter auf, was mir im letzten Drittel immer besser gefallen hat. Während ich nach den ersten Seiten noch gedacht hatte, wie sollte sich sein Charakter noch entwickeln, wurde ich gegen Ende extrem positiv überrascht. Meiner Meinung nach hat Tailin die größte Entwicklung während des Buches gehabt, denn zu Anfang hätte ich niemals gedacht, dass seine Person wirklich so viele Geheimnisse umgeben. Aber besonders durch ihn erfährt man vieles über den „Feind von Sapion“ und das hätte ich nach den ersten zwei, drei Kapiteln seiner Sicht niemals gedacht. Außerdem werden viele Dinge zu seiner Person offenbart, die die ganze Welt verändern könnten, … und das war mit das interessanteste des Buches, sodass ich wegen den Ganzen verborgenen Geheimnissen gar nicht mehr aufhören konnte, das Buch aus der Hand zu legen. Die neuen Nebencharaktere die in sein Leben traten gefielen mir sehr gut, vor allem Leymon und ich war ziemlich gespannt wie sich die Beziehung zwischen ihm und Tailin langsam entwickelte. FEYLA: Gleich zu Beginn war ich am meisten interessiert, wie Feylas „Welt“ aussehen würde, denn ihre Kapitel machten direkt deutlich, dass sie ein ganz anderes Leben, ein ziemlich luxuriöses Leben führte, während die anderen Protagonisten für jeden Tropfen Wasser sehr dankbar waren. Ihr Vater, für mich ein typischer Charakter, den ich direkt nicht mochte, spielte zunehmend stärker eine ziemlich entscheidende Rolle. Über ihre Schwestern hegte ich mehrmals gemischte Gefühle, denn ihre Verhaltensweisen konnten nicht unterschiedlicher sein, insbesondere, da sie sich alle einen Mann teilen mussten … Obwohl ihr Leben an sich nicht sehr „hart“ war, wurde sehr deutlich, wie unwohl sie sich mit dem ganzen Luxus, für den ein Haufen Sklaven, unter anderem ihre Freundin, schwer arbeiten mussten. Ihre Ansichtsweise auf alles gefiel mir sehr gut. DORGEN: Es war von Anfang an klar, dass er im Heerlager als Offizier dient, doch mit einem Mal ändert sich sein Leben schlagartig, denn er lernte durch die „Auslese“ ein ganz anderes Leben voll von Geheimnissen und Intrigen kennen. Dadurch kommt er in Berührung mit Feyla und ihrer Sippe und muss sogar in diese einheiraten. Die Beziehung zwischen ihnen fand ich von Anfang an sehr … ich will nicht sagen vorrausschauend, denn am Ende passiert noch etwas womit niemand gerechnet hatte, doch es wird relativ schnell klar, um was es letztendlich geht. Ich hatte erst gedacht, dass dieses Buch keine Liebesgeschichte enthält, doch durch diese beiden verschwand dieser Gedanke. Trotzdem muss ich leider sagen, dass mir diese Gefühle zu abrupt und zu plötzlich kamen, denn man konnte Dorgens Standpunkt seinen Frauen gegenüber nach der Hochzeit klar deuten. Und das dann in einem Kapitel ein paar Andeutungen gemacht wurden und ein paar Seiten/ Absätze später schon von richtigen Gefühlen gesprochen wurde, ging mir einfach zu schnell. (Vielleicht lag das aber auch an der Erzählperspektive, denn somit muss man viel Gedanken selbst hineininterpretieren …) Schreibstil: Mir persönlich fällt es immer schwierig mich in Protagonisten hineinzuversetzen, wenn das Buch aus der dritten (Er; Sie) Perspektive geschrieben ist. Deshalb musste ich mich beim Lesen ziemlich konzentrieren, was nicht nur an dem facettenreichen Inhalt lag. Trotzdem muss ich aber sagen, dass je länger ich mich in diese Geschichte hineinversetzt habe, mich der Schreibstil angenehm überrascht hat, denn er war oftmals so flüssig, dass ich nur so über die Seiten geflogen bin. Cover: Das Cover an sich verrät gar nichts, was ich gut finde, denn so konnte ich unvoreingenommen (natürlich hatte ich den Klapptext gelesen) an den Inhalt angehen. Es breitete eine Neugier aus, in Bezug auf die Blutgöttin und auf die Quellen von Malun. Bezüglich zur Göttin wurde relativ schnell etwas erwähnt, doch die Quellen wurden erst später erwähnt. Was ich aber im Nachhinein gut finde, denn somit bleibt die Neugier lange erhalten. (Nebenbei bemerkt: Die Ortsangaben über den einzelnen Kapiteln fand ich sehr hilfreich) Fazit: Insgesamt riss mich dieses Buch, trotz kleinen Anfangsschwierigkeiten, mit in eine so fremde Welt, die unvorstellbar grausam ist. Die Autorin nimmt kein Blatt vor dem Mund, wovon ich positiv überrascht war und das führt dazu, dass die Neugierde immer erhalten bleibt. Ich würde das Buch allen empfehlen, die gerne in eine ferne Welt abtauchen und sich in diese problemlos fallen lassen können. Trotzdem würde ich dazu raten, das Buch möglichst ohne langtägige Pausen zu lesen, denn die Geschichte benötigt viel Konzentration durch die verschiedenen Sichtweisen und sonstigen Legenden und Hintergründe.