Sunny
Das Buch war für mich vieles, aber ganz sicher nicht das, was ich erwartet hatte. Es war viel besser. Zuerst einmal handelt es sich hier um eine Geschichte, die uns das Geschehen (eine vermeintliche Selbstmordwelle junger Mädchen, die in Wahrheit perfide geplante Morde sind) aus verschiedenen Sichtweisen - die der jeweiligen Opfer und die des Täters - präsentiert, was für mich die erste Überraschung war. Erst war ich etwas skeptisch, weil ich mir Sorgen machte, dass die unterschiedlichen Sichtweisen in der Kürze des Buches viel zu kurz kommen würden und ich so nicht mit den Figuren würde mitfühlen können. Aber Mel Wallis de Vries hat einen so angenehmen Schreibstil, der mich dennoch gnadenlos in die Geschichte(n) hineinzog. Ab etwa der Hälfte des Buches dachte ich, dass ich den Täter entlarvt hätte, aber letzten Endes habe ich bis fast zum Ende wirklich keine Ahnung gehabt! Und genau das verspreche ich mir von einem Thriller. De Vries hat also auch hier in keiner Weise enttäuscht. Ebenfalls überrascht und begeistert hat mich die Einbindung der Jugendsprache, die mit vielen englischen Begriffen arbeitet und äußerst authentisch wirkt. Es macht einfach Spaß, den Dialogen der Teenager und ihren Gesprächen mit Erwachsen zu folgen. Kernthema des Buches (und somit auch das Motiv, das ich an dieser Stelle nicht ausführen werde), ist ebenso zeitnah und zeitlos wie es nur geht. Die Auflösung ließ mich jedenfalls schwer schlucken und vieles überdenken. Alles in allem ist dies also ein kurzweiliges, interessantes und mitreißendes Buch, das mir sehr gut gefallen hat.