sommerlese
Sommer 1904. Sarah ist noch immer eine gefragte Opersängerin in San Francisco. Die Liebe zu Peer wird von ihrer Mutter nicht akzeptiert und zusätzlich noch auf eine Probe gestellt, denn ihn zieht es aufs Meer und nach Schweden zu seiner Familie. Als ein verheerendes Erdbeben die Stadt verwüstet, folgt Sarah dem Nordstern und reist nach Schweden ins Fischerdorf Mollösund, um Peer zu überraschen. Allerdings sorgen unerwartete familiäre Geheimnisse für einige Überraschung, denn für Peer hat sich mittlerweile einiges verändert. Hat ihre gemeinsame Liebe eine Zukunft? Den ersten Band "Die Sehnsucht der Albatrosse" kenne ich nicht, die bisherigen Vorgänge werden jedoch geschickt in einem Gespräch von Sarah an Peers Freund vorgestellt. Sarahs Leben an der Oper ist von Erfolg gekrönt, doch es gibt auch Neider und nachfolgende Talente, die ihr den Rang streitig machen wollen. Peer zieht es als Seemann hinaus aufs Meer und er reist nach Schweden, dort möchte er sich fortbilden und ein Steuermannpatent erwerben. Was ihn in Mollösung erwartet, ist eine Überraschung, die ihn vor große Probleme stellt. Als pflichtbewusster Mann entscheidet er sich für einen Weg, der ihm innerlich zutiefst aufwühlt und die Liebe zu Sarah auf den Prüfstand stellt. Wir lernen die Familie Peers kennen und erkennen, wie hier die Zustände von ganz anderen Dingen abhängen als von Lebenswünschen und Liebesheiraten. Für die Fischer und ihre Frauen ist das Leben um die Jahrhundertwende hart und entbehrungsreich und der Lengfischfang lenkt die Geschicke aller. Persönliche Gelange müssen sich dem Überleben der Familie unterordnen. Es entstehen viele Hindernisse und Widrigkeiten, denen die Liebe von Sarah und Peer ausgesetzt ist, es wird problematisch, auswegslos, romantisch und auch abenteuerlich und bei allem bleiben die Figuren lebendig und die Vorgänge nicht zu unrealistisch. Die Charaktere wirken sehr authentisch, interessant und sympathisch und haben mich sofort in ihren Bann gezogen, ihre Lebenswege und ihre Liebe sind für diese Zeit sehr ungewöhnlich und man erlebt eine romantische Geschichte, die mit abenteuerlichen Erlebnissen sehr berührt und fesselt. Was zu dieser Zeit völlig ungewöhnlich ist, eine Liebe zwischen völlig verschiedenen Gesellschaftsschichten, wird hier nachvollziehbar erzählt und mit reichlich unterhaltenden Elementen spannend aufgearbeitet. Karin Seemayer versteht es, ihre Leser auf einnehmende Weise wunderbar zu unterhalten. Sie findet die richtigen Beschreibungen für Stimmungen, für Sorgen und für romantische Szenen, die man einfach gern mitverfolgt und sich einen positiven Abschluss der Geschichte erhofft. Besonders gut finde ich das Eintauchen ins Zeitgeschehen um 1900. Man lernt die Entwicklung der Dampfschifffahrt kennen, erlebt die Auswirkungen des Erdbebens in San Francisco und wird durch die Opersängerin an einige Opernfiguren herangeführt. Die Geschichte der Madame Butterfly hat ihren Schatten auf diese Geschichte geworfen, wie man beim Lesen unweigerlich feststellen wird. Dieser Roman sorgt für fesselnde Lesestunden, für Einblicke in eine Zeit, als Liebe noch nicht der Hauptgrund für eine Ehe war. Wer historische Romane mit Gefühl und Widrigkeiten liebt, wird hier pures Lesevergnügen finden.