Bris Buchstoff
Ein Garten im Périgord Kochen ist für mich auf jeden Fall mehr als nur reine Bereitstellung von Nahrung. Wenn ich nach der Arbeit heimkomme, dann ist es meist eine Notwendigkeit für mich, ein wenig runterzukommen und das kann ich oft richtig gut, wenn ich ein leckeres Essen für uns zaubere. Meine Lieblingskochbücher sind die, in denen ich einfache, aber feine Gerichte finde, die vor allem auf gute Zutaten Wert legen. Natürlich darf auch hin und wieder etwas Außergewöhnliches oder Aufwendigeres dabei sein, aber wenn ich erst eine ellenlange Liste beim Einkauf abarbeiten muss, um ein Gericht nachkochen zu können, dann vergeht mir meist schon beim Fertigen des Einkaufszettels die Lust. Ganz großartig wäre es, könnte ich, wie Bruno Courrèges, einfach in meinen Garten gehen, um dort nach verwertbarem Gemüse oder gar Eiern meiner Hühner zu sehen und die Ernte im Anschluss gleich absolut frisch verarbeiten. Ja, Bruno Courrèges ist eine fiktive – nun ich würde sagen, nach allem, was man mittlerweile über die in einer der schönsten Gegenden Frankreichs angesiedelte Krimireihe weiß, halbfiktive – Figur, aber sein Erfinder Martin Walker lebt gemeinsam mit seiner Frau Julia Watson ganz ähnlich wie Bruno, auch was den eigenen Garten und den Umgang mit Lebensmitteln angeht. Die Rezepte, die Bruno so locker von der Hand gehen, stammen – so weiß man das aus Interviews – auch tatsächlich von Julia Watson und ich gebe zu, meinen Quicheteig und den Trick, Mozzarella durch mit Zitrone angedickter Sahne auf der Quiche zu ersetzen, habe ich Bruno abgeguckt. Mittlerweile ein Standard, wenn ich mal schnell was zaubern muss, was auch bei spontanen Essenseinladungen nie seine Wirkung verfehlt. Nach dem ersten Kochbuch, in dem Martin Walker Brunos Küchengeheimnisse gelüftet hatte, erscheint jetzt ein Buch, das zeigt, dass Brunos Garten tatsächlich der von Martin Walker und Julia Watson ist. Eingeteilt sind die wunderbaren, abwechslungsreichen, allerdings für eingefleischte Veganer nicht zu empfehlenden, Rezepte nach Saison – klar, es handelt sich ja um ein Gartenkochbuch und der Garten bietet eben je nach Saison andere Köstlichkeiten. Vorangestellt sind neben einem wunderbaren einleitenden Text über das Leben im Périgord im Jahreslauf, pro Monat des Quartals Tätigkeiten, die das Gartenjahr gut planen lassen. Ich werde mich daran halten und obwohl ich keinen Garten, aber zwei kleinere Balkone habe, hoffentlich für die nächste Saison zur richtigen Zeit Stecklinge ziehen, anderes aussäen und vorbereiten. Auf dass der Balkon zumindest selbstgezogene Kräuter, die dort in diesem Jahr aufgrund unseres ausgiebigen Gießens recht gut gediehen sind, hervorbringen möge. Die Rezepte sind vielfältig, gut beschrieben und deshalb auch ohne Probleme nachkochbar. Gleichzeitig werden sie dem Konzept der Nachhaltigkeit absolut gerecht, da wirklich alles verwertet wird, was nur irgendwie verwertet werden kann, nichts wird einfach weggeworfen und sei es, dass die hauseigenen Hühner des Ehepaars Walker/Watson sich über außergewöhnliche Leckerbissen freuen. Visuell werden die Rezepte nicht nur durch Bilder der Gerichte ergänzt, sondern auch von wunderbaren Aufnahmen, die den Garten im Wandel des Jahres und Walker und Watson bei der Gartenarbeit, Ernte, dem Vorbereiten von Einladungen und dem Feiern mit Freunden zeigen. Sowohl ein praktisches als auch ein sinnenreiches Buch. Eine Leseprobe vermittelt hier einen schönen Eindruck. Zu guter Letzt, als Dessert sozusagen, finden sich noch zwei exklusive Geschichten aus St. Denis – und natürlich spielt Bruno dabei eine große Rolle. Wer sich nicht selbst mit diesem schön gestalteten Buch beschenken möchte, sollte sich es auf jeden Fall für Freunde merken, die nach mehr suchen, als nach einer reinen Rezeptsammlung.