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ankasgeblubber

Posted on 12.2.2020

Meine Rezension bezieht sich auf die Hörbücher. Die sechs Bände rund um die junge Frau Tatyana (genannt Tanya) spielen unter einer Kuppel, die kurz nach dem 2. Weltkrieg in Russland errichtet wurde. Das Königreich „Viterra“ ist in etwa so groß wie Österreich und scheint die perfekte Welt widerzuspiegeln. Während außerhalb der Kuppel während des 3. Weltkrieges, in dem es eine regelrechte Atombombenschlacht gab, alles Leben vernichtet wurde, haben die Menschen unter der Kuppel überlebt. Hier herrschen weder Kriminalität noch Unzufriedenheit. Waffen sind grundsätzlich verboten und die Menschen sind glücklich. Natürlich ist für den/die Leser/Leserin von Anfang an klar, dass hier der Schein trügt. Irgendwo muss doch ein Haken sein und ich freute mich darauf ihn aufzuspüren. Doch vordergründig geht es nicht um die Kuppel, sondern um ein TV-Spektakel, auf das die Bürgerinnen und Bürger schon viele Jahre hingefiebert haben. Der Prinz von Viterra soll vermählt werden. Dazu werden zahlreiche junge Frauen gecastet, die in einem TV-Wettstreit gegeneinander antreten, um das Herz des Prinzen zu erobern. Die Mädchen treffen jedoch auf vier verschiedene junge Männer, von denen jeder der Prinz sein könnte. Erst am Ende der Show wird enthüllt, welcher der vier der tatsächliche Thronfolger ist. Tanya hält eigentlich nichts von diesem TV-Event, ganz anders als ihre Tante, bei der sie aufgewachsen ist. Schließlich lässt sie sich auf einen Deal ein und tritt beim Casting an, zumal sie nicht im Traum damit rechnet, dass sie wirklich eine Runde weiterkommt. Aber – ihr habt es sicher schon geahnt – natürlich erreicht sie sogar als Erste die nächste Runde und wird auf das königliche Schloss eingeladen, wo sie auf die vier jungen Männer Phillip, Fernand, Charles und Henry trifft. Anders als die anderen Kandidatinnen hat sie nicht vor, um das Herz des Prinzen zu buhlen, fühlt sich aber doch schnell geschmeichelt von der Aufmerksamkeit, die ihr die Männer schenken. Da diese Reihe aus sechs Bänden besteht, könnt ihr sicher schon erahnen, dass Tanya auch nach der zweiten Runde noch nicht nach Hause fahren muss. Alle vier jungen Männer scheinen sie sehr zu mögen und auch beim Volk ist sie unheimlich beliebt. Zudem ist sie selbstverständlich unglaublich eloquent, begabt, witzig und hübsch – lediglich beim Zuordnen des richtigen Bestecks hat sie Probleme. Die perfekte Tanya – eigentlich müsste sie mir zunehmend auf den Wecker gehen. Das tat sie auch, vor allem ihre Naivität und ihr ständiges Zweifeln trieben mich zeitweise zur Weißglut. Trotzdem hörte ich weiter. Lasst mich diese Reihe mit den gängigen Trash-TV-Formaten wie z.B. „Der Bachelor“ oder den oftmals überdramatisch-kitschigen Seifenopern und Telenovelas vergleichen. Auch hier haben wir meist stereotype und optisch/oberflächlich perfekte Charaktere (die morgens mit einem makellosen „I woke up like this“-Gesicht aus dem Bett steigen), deren Naivität nicht zu verleugnen ist und denen es definitiv an Substanz fehlt. Die Handlung ist, wenn überhaupt vorhanden, gähnend langweilig, vorhersehbar und/oder überdramatisiert. Aber wisst ihr was? Trotzdem schaut man sich solche Formate an. Trotzdem kann man nicht wegschalten. Trotzdem bleibt man dran. Und genau so ging es mir mit der ROYAL-Serie von Valentina Fast. Sie hat mich auf seichtem Niveau unterhalten, ja, ich habe sogar mitgefiebert. Ich habe mich aufgeregt, war genervt und im nächsten Moment doch wieder total vertieft. Eine Reihe, die in die Schublade „Guilty Pleasure“ passt. Hätte ich die Bücher gelesen und einen Rotstift gezückt, wann immer mir etwas auffiel, was mich in anderen Büchern massiv stört, hätten die Seiten ziemlich wüst ausgesehen. Komischerweise wollte ich hier diesen Rotstift aber nicht zücken. Würde ich nüchtern an die Bewertung herangehen, würde sie nicht über 1,5/5 Sterne hinausreichen, doch da ich mich wirklich, und das muss ich peinlicherweise gestehen, die meiste Zeit gut unterhalten gefühlt habe, erhält die komplette Reihe 3/5 Sterne. Aber Moment… war da nicht noch etwas mit der Kuppel? Durch die kompletten Bände zieht sich im Hintergrund ein leichtes Donnergrollen und ich hoffte so sehr, dass diese für mich so spannende Thematik mehr in den Vordergrund rücken würde. Diesen Gefallen tat mir die Autorin leider erst im finalen sechsten Band. Vorher musste ich mich noch durch endloses „Hin und Her“, unzählige Aufenthalte im Krankenzimmer und nervige Dreiecksgeschichten kämpfen. Der sechste Band wartet nun mit einer völlig neuen Entwicklung auf, die Geschichte wird sogar erstmalig aus verschiedenen Perspektiven erzählt und muss sich schlussendlich einem Showdown beugen, dessen Ausgang ich so in dieser Art niemals erwartet hätte. Grundsätzlich mag ich es, wenn es am Ende nicht immer heißt „Sie lebten glücklich und zufrieden…“, sondern auch „Blessuren“ davon getragen werden, die das realistische Leben eben so mit sich bringt. In diesem Fall jedoch passt dieser Knaller zum Schluss nicht wirklich zu der sonst so kitschigen Geschichte und unserer perfekten Tanya. Mutig von der Autorin, ja – aber in diesem Fall, in meinen Augen, zu übertrieben.

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