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SternchenBlau

Posted on 12.2.2020

Klimawandel kann man nicht nur ein bisschen erzählen! Hm, dieses Buch lässt mich tatsächlich ratlos zurück, wie ich es bewerten soll. Die Bilder sind traumhaft und als hübsche Geschichte für mehr Umweltschutz hätte auch der Inhalt seine absolute Berechtigung. Aber auf dem Cover steht „Inspiriert von Greta Thunberg“, und das ist schließlich auch der Grund, warum ich das Buch lesen wollte: Mein fast 8jähriger Sohn ist begeistert von der schwedischen Umweltaktivistin und von Fridays for Future. Aber mit beidem hat das Buch viel zu wenig zu tun. Hier geht leider die Vereinfachung auf zu vielen Ebenen schief: Im Buch sind es die Tiere des Waldes, die Greta, die auch noch im Häuschen im Wald lebt, darum bitten, etwas gegen die Zerstörung ihres Lebensraumes zu übernehmen. Schon das stellt die außergewöhnliche Leistung von Greta Thunberg in Abrede. Und wenn es halt „nur“ der Wald wäre, um den es beim Klimaschutz gehen würde. Die Zerstörung gerade des Regenwaldes, nicht nur im Amazonas sondern bspw. auch im Kongo (#SaveCongoRainforest) trägt real zur Klimakrise bei. Aber selbst für ein Kinderbuch ab 4 ist mir das zu sehr vereinfacht, und Vereinfachungen solcher Art führen schon die letzten 40 Jahre dazu, dass es mit dem Klimaschutz nicht wirklich vorangeht. Dann sind es ganz simpel „die Großen“, die den Wald zerstören und nicht auf Greta und ihre Unterstützer*innen hören. Natürlich sind es ganz simpel die Erwachsenen, die alles verbocken, aber ich denke, dass auch schon 4jährige verstehen können und müssen, dass es eine Gemengelage aus Politik und Wirtschaft ist, die auf die Klimakrise nicht reagiert, und der Teufelskreis des Konsums, zu dem wir als Konsumenten alle leider beitragen. Und dass es leider viele böse Kräfte in dem Spiel gibt, die das Klima zerstören, und man eben an viele Fronten für das Klima kämpfen muss. Ich verstehe ja den Impuls, die Kinder zu schützen. Schließlich wurden nicht wenige Grundschüler*innen wie Greta Thunberg depressiv, angesichts der größten Katastrophe der Menschheit, der drohenden Klimakrise. Aber die Klimakrise lässt sich leider nicht damit lösen, dass man, wie das Buch, so einfache Lösungen vorschlägt, wie wir nehmen uns einfach alle mehr Zeit für die Kinder und stricken. Leider sind die meisten einzelne Erwachsene keine „Giganten“ (wie die Großen im englischen Original heißt) und können die Klimakrise nicht im Alleingang lösen. Ein kleineres Kind als mein Sohn würde es nach diesem Buch aber vielleicht von mir erwarten. Man kann die Klimakrise halt nicht nur ein Bisschen erzählen, auch Kindern nicht, ohne auf Kohlekraftwerke, Flugverkehr oder Massentierhaltung einzugehen. Weil so nimmt man das Problem und schließlich auch die Kinder und ihre Zukunft nicht ernst. Anstatt des zugekleisterten Happy-Ends hätte es auch ein positiver Schluss sein können, die Kinder zur Mithilfe aufzufordern. Das geschieht nun zwar nachgelagert in einem Textbrett am Ende, aber konterkariert die Geschichte doppelt. Als Lesende dürfen wir nicht mal im Traumland bleiben, nein, auf einer Doppelseite werden die Kinder mit der Realität konfrontiert, ohne, dass diese wirklich eingeordnet wird. Das Buch erscheint im Dezember 2019, Fridays for Future in Deutschland ist gerade ein Jahr alt geworden. Wie Greta Thunberg bei der Klimakonferenz COP25 sinngemäß sagte, hat FFF bei der Politik noch leider nicht wirklich erreichen können, so dass derzeit das 1,5 Grad-Ziel auch nur annähernd eingehalten werden könnte. Wie sollen wir den Kindern, die heute vielleicht dieses Buch lesen, die Diskrepanz zwischen dessen märchenhaftem Ende und den harten Fakten erklären? Nun muss ich also dieses Buch bewerten. Ich habe wirklich lange überlegt, aber ich habe mich dabei auch wirklich geärgert. Und mein Sohn auch. Vielleicht wäre ich milder geblieben, wenn auf dem Cover nur „Inspiriert von Greta Thunbergs Geschichte“ in der Unterzeile stehen würde. Aber wenn es nur die Inspiration gewesen wäre, warum muss man das Mädchen dann auch noch unbedingt Greta nennen und sie zur Titelfigur machen? Das ist letztendlich viel zu viel dafür, dass dieses Buch die Klimakrise nur ganz am Rande schrammt. Kein Wunder, dass dieses Buch von Greta Thunberg nicht direkt autorisiert, lizensiert oder freigegeben wurde. Auch, wenn 20 Cent des Verkaufspreises an Greenpeace gehen: Gut gemeint ist halt leider lange noch nicht gut gemacht. Fazit Ich bleibe bei meinem „hm“ vom Anfang. Als Kindergeschichte über Umweltschutz im Allgemeinen ganz hübsch, aber leider nimmt sich das Buch selbst Greta Thunberg zum Vorbild – und scheitert meiner Meinung nach daran fast komplett. Darum leider nur 2 von 5 Sternen.

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