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bella5

Posted on 12.2.2020

der Autor Erwin Javor war mir vor der Lektüre leider unbekannt. Er war lange Jahre Kolumnist und Herausgeber der jüdischen Zeitschrift über Politik und Kultur »NU« und ist Gastautor verschiedener Zeitschriften. Er ist Herausgeber der »Brauer Haggada« (Amalthea 2014), für die der Maler Arik Brauer eigens Gemälde geschaffen hat. Erwin Javor engagiert sich zudem seit Jahren als Gründer und Herausgeber von »MENA Watch«, dem unabhängigen Nahost- Thinktank. Erwin Javor ist der Gründer von »Frankstahl«, einem Unternehmen, das er in jungen Jahren als kleine Firma gekauft und vierzig Jahre lang zu einem in neun west- und osteuropäischen Ländern tätigen Konzern aufgebaut hat. Er lebt in Wien und Tel Aviv, hat drei Kinder und ist in zweiter Ehe mit der Sängerin und Schauspielerin Anita Ammersfeld, der Mutter seines jüngeren Sohnes, verheiratet. In „Ich bin ein Zebra – eine jüdische Odysee“ erzählt Erwin Javor die Geschichte seiner Familie. Vor der Lektüre hatte ich keine spezifischen Erwartungen. Umso überraschter war ich von der Tiefe des Geschriebenen. Doch nie ist das Buch todtraurig, denn Javor baut immer wieder die herrlichen jüdischen Witze ein, die hintergründig und sehr selbstironisch sind. Ich müsste oft schmunzeln und ich habe mich amüsiert, bin aber auch zum Nachdenken angeregt worden. Am besten gefiel mir das Kapitel über Israel. Völlig zurecht kritisiert Javor den neuen Antisemitismus, die teils pauschale Israelkritik, die nach dem Motto „Das wird man wohl noch sagen dürfen“ daherkommt. Die Staatsgründung Israels ist für die jüdische Diaspora von zentraler Wichtigkeit gewesen – endlich ein Refugium, nie wieder Opfer sein! Besonders berührt hat mich in diesem Kontext das Verhalten von Erwins Vater. Doch lest selbst! Obwohl der Autor richtigerweise betont, dass der Staat Israel von Feinden umgeben ist, die die Israelis „am liebsten ins Meer treiben würden“, ist er nie unkritisch oder unreflektiert in seinen Ausführungen. Er zeigt die Diversität und Heterogenität der Israelis auf, kleine Animositäten (Stichwort: Sepharden) und hinter der Stacheligkeit die große Herzlichkeit. Die Israelis seien unorganisiert, aber Meister im Improvisieren. Den Feuerwehr – Witz müsst ihr unbedingt lesen! Als er schreibt, dass er „zum Leidwesen aller“ als Jugendlicher zum begeisterten Kibbuznik wurde, musste ich herzlich lachen. Besonders gefreut habe ich mich über das Glossar am Ende. Viele Infos zum Jiddischen und zum Hebräischen gibt es, manche Wendungen gibt es auch heute noch im Deutschen („Tachles reden“). Und die Erklärungen kamen mir auch beim Gucken der Serie „The Marvelous Mrs. Maisel“ zugute. Ich sag‘ nur : „Schickse“. Fazit: Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, da es mit viel Herzenswärme und Humor durchzogen ist. Gerne spreche ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung aus!

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