Minze
Wenn es um ausgestorbene Tiere geht, denkt man wohl als allererstes an Dinosaurier. Vor allem bei einem Kinderbuch liegt das nahe. Doch "Ausgestorben" ist zum Glück viel mehr als ein weiteres Dinobuch. Stattdessen erhält man einen Überblick über fast 400 Millionen Jahre Erdgeschichte und die Tiere, die in den verschiedenen Zeitaltern lebten. Natürlich kann ein Buch mit einer Länge von 63 Seiten dabei nicht groß ins Detail gehen. Doch ich finde, die Autorin Nikola Kucharska hat hier einen guten Mittelweg gefunden: Es gibt zunächst jeweils einen Überblick über das Erdzeitalter, danach werden einige interessante Tiere näher betrachtet. Wenn es dann Richtung Neuzeit geht, werden einzelne ausgestorbene Tiere dann auf Einzel- oder Doppelseiten vorgestellt. Ehrlicherweise war ich auch froh, als die ersten Seiten mit den Dinosauriern gelesen waren - während das Kind quasi ein halber Paläontologe ist, breche ich mir gerne einmal die Zunge beim Vorlesen der wissenschaftlichen Namen. Um so spannender fand ich dann die zweite Hälfte des Buches, in dem bekanntere Tiere wie Mammut, Auerochse oder Dodo vorgestellt werden. Begeistert haben uns die großen Doppelseiten der einzelnen Tiere wie tasmanischer Wolf oder Moa und Haastadler. Wunderbar kindgerecht werden zu den letzten beiden die Zusammenhänge ihres Aussterbens erklärt: wie die Moas verschwanden und damit der Haastadler seine Hauptnahrungsquelle verlor. Eine Seite dieser Doppelseiten ist dabei wie ein Wimmelbild gestaltet. Wir haben wirklich lange jede dieser Wimmelseiten betrachten können und auch der fast 3-jährige konnte hier viel entdecken. Empfehlen würde ich das Buch tatsächlich erst ab 8 Jahren. Sehr interessierte Kinder ab 6 Jahren haben hier aber auch schon ihren Spaß. Allerdings muss dann etwas mehr erklärt werden beim Vorlesen, da doch viele Fachbegriffe verwendet werden. Diese werden zwar oft beim ersten Erwähnen erklärt - wie zum Bespiel der Begriff "endemisch" - aber das Kind muss dann einige Seiten später immer noch wissen, was das Wort bedeutet. Denn später werden diese Begriffe dann meist nicht mehr erklärt. Auf den letzten Seiten werden Gründe für das Aussterben von Arten genannt und kürzlich ausgestorbene Tiere vorgestellt. Ein Buch mit dem Thema Artensterben hätte jetzt hier natürlich die Chance gehabt, den Holzhammer hervor zu holen und dem Leser ein schlechtes Gewissen zu machen. Das hätte ich für ein Kinderbuch allerdings völlig unpassend gefunden, Kinder können schließlich nichts dafür, wie wir Erwachsenen mit unserer Umwelt umgehen. Natürlich kommen auch Klimawandel und Umweltzerstörung zur Sprache. Allerdings in einem neutralen Ton und ohne Ängste zu schüren. Alles in allem sind wir sehr begeistert von "Ausgestorben". Es ist ein schönes Buch zum einfach einmal Durchblättern und Anschauen, zum Vorlesen und Selberlesen und um immer wieder etwas Neues zu entdecken. Ein Buch für Dinofans, aber auch für naturbegeisterte Kinder, die mehr wissen wollen über Evolution, Erdgeschichte und Zusammenhänge in der Umwelt.