Ladybug
Fantasy vom Feinsten! Fantasy ist nicht immer mein Ding, aber wenn eine Story mich gefangennimmt, dann kann ich mich fallen lassen. Das ist hier geschehen. Es macht Spaß, sich von Atticus O'Sulivan lockerflockig erzählen zu lassen, wie er die Menschen an der Nase herumführt, wenn er sagt, er ist 21 - dabei ist er 2100 Jahre alt. Der Leser erfährt von allerlei Feen, Werwölfen und anderen Wesen - als sei das völlig normal und Alltag. Atticus ist also im Herzen wirklich erst 21. Nach und nach steigert sich die Story immer mehr. Erfährt man anfangs zunächst nur „so nebenbei“ etwas über Atticus und sein Schwert Fragarach, steckt man urplötzlich in einer großangelegten Intrige gegen den Druiden. Wer ist wirklich Freund, wer ist Gegner? Die Spannung ist auf jeder Seite vorhanden, auch wenn sie hin und wieder ein klein wenig nachlässt. Und dann ist man auf direkter Zielfahrt zum Showdown, bei dem nichts bleibt, wie es war! Der Autor, Kevin Hearne, ist Englischlehrer an eine High School. Mir ist aufgefallen, dass ich immer wieder an Bücher von Englischlehrern gerate und sie mir bisher alle sehr gefallen haben. Hearne versteht es außerdem, die Story in einem Stil zu erzählen, der ein genial gelungener Mix aus Terry Pratchett und „Doctor Who“ ist. Actionreich und doch mit Gefühl und gerade genug Tiefgang, um nicht schnulzig oder kitschig zu werden. Grandioser Wortwitz in Kombination mit erstklassiger Erzählkunst, das macht Spaß zu lesen und unterhält exzellent. Ein uralter Druide, der wie ein Young Adult aussieht und irischer Abstammung ist, den alle akzeptieren und mögen und dessen Nachbarin sich über nichts wundert, weil Atticus so nett ist und die Briten nicht mag: wer hier nicht ganz breit grinst, der geht zum Lachen doch sicher in den Keller! Kevin Hearne ist in den USA mit seiner Druiden-Saga schlagartig unter den Fantasy-Lesern bekanntgeworden. Dort erschienen bereits die Bände unter den Titeln „Hounded“, „Hexed“, „Hammered“ und „Tricked“. Sicher werden die deutschen Übersetzungen der drei Folgebände bald ebenfalls erscheinen. Fazit: Endlich mal ein Fantasy-Roman, der nicht in ausgefahrenen Bahnen verläuft. Die Personen sind überzeugend gezeichnet und die Story spielt in unserer ansonsten völlig normalen Welt. Dazu kommt – wie bei Klett-Cotta eigentlich immer – hochwertige Verarbeitung von hochwertigem Material. Es macht Freude, solch ein Buch in Händen zu halten und kräftige Papierseiten umblättern zu können. Ein kleiner Wermutstropfen: der Lektor/Korrektor hat sich ein paar Fehler geleistet, die mir leider immer so heftig ins Auge stechen.