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Mila

Posted on 11.2.2020

Kennt ihr das Wort "spinster"? Auf Englisch bedeutet das sowas wie "alte Jungfer", die über das gewöhnliche Heiratsalter hinaus ist, weil sie niemanden "abbekommen" hat. Jetzt fristet die alte Schrulle ihr einsames, trauriges Leben und füttert ihre dreizehn Katzen. Stop! In Holly Bournes Roman wird der Begriff neu besetzt: Ein Spinster Girl verändert sich nicht für die anderen, schon gar nicht für die Jungs! Und es stellt sich auch mal gegen die Masse und widerspricht, wenn es nötig ist. Ich bin ein Spinster Girl! Dieses Buch hat mich immer wieder erstaunt und ich musste immer wieder heftig zustimmend nicken. (Zumindest gedanklich.) Warum, das erfahrt ihr in dieser Rezension. Die Spinster Girls, das sind Evie, Amber und Lottie. Evie: von der besten Freundin sitzen gelassen, weil der neue Freund so toll ist und jetzt nur noch an ihm klebt, sich piercen lässt und die Haare erst schwarz, dann rot färbt und zu "Stirb, Schlampe, stirb" abfeiert, einer Misshandlung für die Ohren. Evie konzentriert sich aufs Normalsein. Bedeutet das wirklich, von allen Typen verarscht zu werden? Amber: fühlt sich zu groß und zu rothaarig und ist unsicher. Doch sie ist meinungsstark und schlagfertig. Lottie: einst die beste Freundin von Evie bis sie wegen eines Stipendiums auf eine Privatschule wechselte und der Kontakt abbrach. Die Jungs meinen es mit dem frechen Mädchen nicht gerade besser, auch sie wird enttäuscht. Bei ihren Spinster-Girls-Treffen werden feministische Themen diskutiert: Rollenzwänge, Gender-Fragen und komplizierte Herzensangelegenheiten. Diese Treffen öffnen nicht nur den drei Mädchen die Augen, sondern auch mir, die immer wieder dachte: "Genauso ist es! Stimmt! Krass, diese Seite hab ich noch nie betrachtet. Aber ihr habt so was von recht!" Wenn wir von jedem Mann erwarten, dass er einen Waschbrettbauch und Bizeps mitbringt, können wir ihnen auch nicht übel nehmen, wenn sie sich uns als Strichmännchen mit Riesentitten wünschen. Versuch, anständige Männer mit anständigen HERZEN gut zu finden statt Schwanzgesichter mit Muckis. (S. 327) Die drei haben keine perfekten Jugendbuchleben. Ihnen passieren Fehler, die wirklich peinlich sind und die sich nicht von selbst lösen. Die Protagonistinnen tragen jede ihr Päckchen, ihre Sorgen und negativen Gedanken und ich hab bemerkt: Ich bin nicht die Einzige, die so denkt, so ratlos und verwirrt ist, der solche Fauxpas unterkommen. Ich fühle mich verstanden! Neben den Liebesproblemen spielt das Thema Mental Health eine wichtige Rolle. Evie hat eine Zwangsstörung, war deshalb schon einige Zeit in der Psychiatrie und nimmt immer noch Medikamente und geht zur Therapie. Holly Bourne ist es gelungen, Evies Krankheit und somit insgesamt manche psychische Krankheiten nachvollziehbar darzustellen. Schriftstellerisch gefallen hat mir die Abwechslung vom aktuellen Geschehen und kurzen erläuternden Rückblicken. Hätte ich mich getraut, mir so viel Zeit am Stück zu nehmen, dann hätte ich das Buch in Nullkommanix durchgehabt. Fazit: Ein echter Pageturner! "Spinster Girls – Was ist schon normal?" behandelt lebensechte, gravierende Themen und zeigt: "Du bist nicht die einzige Person, die diese Gedanken denkt!" Holly Bourne schafft es, zwischen den ernsten Diskussionen über mangelnde Gleichberechtigung und Sexismus zu unterhalten und mich zu fesseln. Gelacht werden kann oft bei diesem Buch, das die Jugendlichen einfach versteht.

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