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„ ,Gott‘, sagt Lavinia. ‚ Du siehst so schön aus. Ich ertrage es nicht. Ich könnte Dich umbringen. Los, wir machen ein Foto.‘ “ Dieser Roman entfernt erinnert entfernt an den „talentierten Mr Ripley“ und an „You – Du wirst mich lieben“, wenn es um Social Media geht. Der englische Originaltitel „Social Creature“ ist dabei so treffend wie aussagekräftig. Patricia Highsmith und Caroline Kepnes lassen grüßen, und eine ähnliche Geschichte ist sicher schon erzählt worden. Soll man von Sozialneid sprechen? Nein, vielmehr geht es um soziale Ungerechtigkeit und eine gesellschaftliche Erwartungshaltung, und um die Frage, ob man stark genug ist, äußeren Erwartungen zu widerstehen oder ob man diese gar verinnerlicht. Der Zweck heiligt mitnichten die Mittel. Die Rahmenhandlung ist schnell zusammengefasst, ein auktorialer Erzähler führt durch das Geschehen. Dreh – und Angelpunkt der story ist New York, ein Moloch und Sehnsuchtsort zugleich, im Zentrum der Handlung stehen zwei Frauen: Louise und Lavinia. Louise wollte eigentlich Autorin werden, aber sie muss sich damit begnügen, mit schlecht bezahlten Jobs gerade so über die Runden zu kommen, auch in Brooklyn kann man nicht von Luft und Liebe leben. Die junge Frau ist unglücklich und von Selbstzweifeln zerfressen. Haste was, biste was? Doch eines Tages scheint sich das Blatt zu wenden, als Lavinia in Louises Leben tritt. Lavinia hat alles, was man sich nur wünschen kann - sie wohnt auf der Upper East Side, sie ist natürlich wohlhabend, sonst könnte sie sich das gar nicht leisten. Ihr sozialer Status hat natürlich Einfluss auf ihr Selbstbewusstsein, Zweifel kennt sie so gut wie gar nicht. Gerne zeigt sie, was sie hat – natürlich online! Und sie freundet sich mit Louisa an, die mit ihr eigentlich nichts gemeinsam hat. Louisa taucht ein in die Welt der Schönen und Reichen, sie zieht sogar bei Lavinia ein, Lavinia lässt sie in den inneren Kreis, und irgendwann kennt Louisa keine Grenzen mehr … Manchmal musste ich während der Lektüre an einen Psychothriller aus den 1990er Jahren denken – „weiblich, ledig, jung …“ oder auch an den Klassiker „Vanity Fair“. „So schöne Lügen“ lässt sich flott lesen, ist sprachlich und stilistisch eher einfach gehalten, dies unterstützt aber den Eindruck, dass sich der Roman am Puls der Zeit befindet. Vom eigentlichen Handlungsverlauf will ich an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Nur soviel : Der Roman hat mich gut unterhalten! Für „So schöne Lügen“ von Tara Isabella Burton vergebe ich vier von insgesamt fünf möglichen Sternen.