loewenzahnmaedchen
Ein Buch von Juli Zeh wollte ich schon seit langem lesen, aber meist legte ich das Buch im Buchladen doch wieder an seinen Ort zurück und ging nach Hause, ohne es zu kaufen. Als ich es jedoch beim Stöbern im Bücherregal meines Onkels gefunden hatte, habe ich es mir direkt ausgeliehen und es begonnen zu lesen. In der Zukunft werde ich noch andere Bücher der Autorin lesen, da sie zur Oberstufenlektüre gehört, ich bin schon gespannt. Bisherige Meinungen zu dem Buch „Unterleuten“ sind super zwiegespalten, über totale Begeisterung bis totale Enttäuschung war alles dabei. Während dem Lesen überlegte ich auch immer, was ich von der teilweise sehr überspitzten Handlung halten soll. Ich kam jedoch zu dem Entschluss, dass diese Geschichte ohne ihre Übertreibungen längst nicht so viel beim Leser auslösen würde, man soll beginnen Tätigkeiten zu hinterfragen. Ein Querschnitt von einem Teil der Bevölkerung, würde man dabei nicht übertreiben, würden sicherlich viele den Ernst der Lage nicht erkennen. Aber ich beginne mal von ganz vorn und zwar mit dem Cover und dem Titel. Das Cover ist nicht überfüllt, sogar ziemlich minimalistisch. Das gesamte Buch wirkt auf den Leser sehr hochwertig, irgendwie stellte ich mir deswegen auch eine eher anspruchsvolle Geschichte vor, die sicherlich nicht jedermann gefallen wird und stellenweise auch schwierig zu lesen ist. Dies bestätigt sich dann auch beim Lesen. Der Titel faszinierte mich von Beginn an. Ich dachte anfangs nicht, dass es sich dabei um das kleine Dorf Unterleuten handelt, sondern viel mehr den Zusammenhalt und die Interagierung unter den Leuten. Vielleicht war dies auch gewollt, um den Leser erst einmal hinter das Licht zu führen, aber egal, ob man in dem Titel nur das Dorf sieht oder eine Beschreibung der Dorfbewohner, fängt man schon bald an, noch intensiver darüber nachzudenken. Die Geschichte ist meiner Meinung nach etwas wirr aufgebaut. Ich hatte ziemliche Probleme die einzelnen Personen und deren damit einhergehenden Geschichten auseinanderzuhalten. Natürlich war diese Wahl des Erzählens der Geschichte sinnvoll, aber mich verwirrten dennoch die einzelnen Erzählungen, insbesondere, weil manchmal nur die Vornamen und dann wieder nur die Nachnamen genannt wurden. Es dauerte länger bis ich die Vornamen mit den dazugehörigen Nachnamen in Verbindung bringen konnte, als mir das dann jedoch gelang, wurde das Lesen einfacher. Bei diesem Buch wäre eine Personenübersicht mit den wichtigsten Fakten sehr schön gewesen, das hätte meinen Lesefluss positiv beeinflusst und ich hätte einige Passage nicht öfter lesen müssen. Spannend war, dass mir einige Personen aus den Erzählungen von den Anderen unsympathisch waren, als ich dann aber ihre eigene Sicht der Dinge gelesen habe, verstand ich deren Handlungsweisen besser und konnte diese gut nachvollziehen. Daran habe ich mal wiedergesehen, wie schnell falsche Bilder entstehen, weil man nur die eine Perspektive geschildert bekommen hat. Das hat mich ermutigt nicht immer gleich alles zu glauben und mir noch viel mehr Mühe zu geben ohne Vorurteile auf Menschen zuzugehen. Anhand der Dorfbewohner konnte gut gezeigt werden, dass jeder von ihnen eine ganz eigene Geschichte und ein eigenes Päckchen zu tragen hat. Im Dorf wohnten Alteingesessene und Zugezogene, aufgrund der dadurch oft unterschiedlichen Ansichten prallten förmlich unterschiedliche Welten aufeinander. Untereinander gab es viele kleine und größere Konflikte, die im Endeffekt, wenn darüber gesprochen worden wäre, unnötig waren. Das fiktive Unterleuten liegt in Brandenburg, abseits von der ehemaligen Westgrenze. Das Bauerndorf gehörte in der DDR zur LPG, nach der Wende kam es zu Startschwierigkeiten und zur ungewollten Umstrukturierung aufgrund des neuen Systems. Doch auch wenn die Geschichte über 20 Jahre nach dem Mauerfall erzählt, merkt man schnell, dass die Grenze zwischen Ost und West immer noch existiert. Das merke ich auch in meinem Alltag, ich habe die Teilung Deutschlands in keinsterweise miterlebt. Ich kenne das alles nur aus Erzählungen und doch, wenn wir irgendwohin fahren, ertappe ich mich dabei zu sagen, dass wir ab jetzt im Westen sind. Bei Besuchen von Freunden, stellen wir fest, dass es einige andere Dinge im Osten gibt. Die Ungleichheiten existieren auch noch, von denen bekomme ich jedoch nicht so viel mit. Zu den einzelnen Handlungsträgern werde ich bewusst nichts sagen, da ich sonst zu viel vorwegnehmen würde und dich mit den vielen Informationen verwirren würde. Der Schreibstil gefiel mir sehr gut. Ich mochte die detailreiche Sprache, die mich ein Teil von Unterleuten sein lassen hatten. Nach Beendigen des Buches erfuhr ich außerdem, dass das Buch verfilmt wurde und in diesem Jahr noch der Mehrteiler im Fernsehen ausgestrahlt wird. Darauf bin ich schon gespannt und freue mich!