loewenzahnmaedchen
Ich wusste, als ich das Buch im Buchladen entdeckte, gar nicht, dass es diese Geschichte in der Buchreihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ gibt, genauso wenig wusste ich wer Signe Munch war. Ihr Name, ihre Herkunft, ihr Leben und ihre Bilder waren mir bis dahin völlig unbekannt. Dennoch war für mich klar dieses Buch zu kaufen, denn zum einen liebe ich Künstlerinnen, den Beginn des 20. Jahrhunderts und insbesondere Skandinavien. Dahin möchte ich auch unbedingt einmal reisen, am liebsten mit einem Van quer durch die Länder und die Natur genießen, das wäre toll und kommt meiner Definition von Freiheit und Unbeschwertheit ziemlich nahe. Allein der Titel lässt unzählige Bilder in meinem Kopf abspielen, Naturphänomene, die zu sehen unbezahlbar sein muss. Der Name des Buches passt so gut zur Geschichte, sowie zur Künstlerprotagonistin Signe. Das Cover gefällt mir richtig gut, ich mag Bilder an Seen und dann trägt die Frau auf dem Bild auch noch ein Outfit, das total mein Geschmack ist. Der Koffer löst bei mir etwas Melancholie aus, da es bedeutet, dass die Frau von etwas weggeht und es hinter sich lässt. Überträgt man das auf Signe merkt man, dass dieses Fortgehen für sie total positiv ist und ein bedeutender und schöner Lebensabschnitt für sie beginnt, den sie sich nach all den Strapazen ihres Lebens redlich verdient hat. Ich informierte mich vor Beginn des Lesens überhaupt nicht über Signe Munch, das ermöglichte es mir, dass Buch unvoreingenommen zu lesen. In der Mitte der Geschichte fragte ich jedoch Ecosia und erfuhr einige kleine Details aus ihrem Leben, die mich das Buch natürlich nicht spoilerfrei beenden ließen. Von ihrem Onkel Edvard Munch hatte ich bis zu dieser Geschichte ebenfalls noch nichts gehört, nachdem ich mich jedoch auch über sein Leben informierte, merkte ich, dass ich sein Bild „Der Schrei“ sehr wohl kenne, nämlich von den Socken einer Freundin. Mit seinem Leben werde ich mich aber nochmal intensiver auseinandersetzen, einfach weil es spannend ist die Persönlichkeit in Verbindungen mit ihren Bildern und Gemälden kennenzulernen. Im Nachhinein der Geschichte ist mir klar, weswegen Signe Munch kein Begriff oder Name ist, bei dem die Alarmglocken schrillen, da man sie kennt. Ihre Bilder gelten bis heute als verschollen, einige beschriebene Gemälde aus dem Buch entspringen der Fantasie der Autorin und nichtsdestotrotz gewährt sie dadurch mögliche Einblicke in die Kunstwelt, die für uns nachfolgende Generationen verborgen bleibt. Aber wer weiß vielleicht hat jemand ein Gemälde von ihr im Wohnzimmer hängen und weiß es nur nicht? Signe ist zu Beginn der Geschichte deutlich älter als alle anderen Protagonistinnen aus der Reihe, man könnte meinen sie hat deswegen viel Lebenserfahrung, doch da täuscht man sich. Ihr bisheriges Leben bestand aus Entbehrungen, selbst schon ihre Kindheit, die sie nach der Scheidung ihrer Eltern bei ihrem Vater verleben musste. Ihre Mutter opferte die Familie, um weiterhin ihre Karriere als Autorin vorantreiben zu können, wäre sie in eine andere Zeit geboren, hätte sie vielleicht bei ihrer Familie bleiben können. Der Schmerz und die Sehnsucht der Kindheit begleiten die Künstlerin ihr Leben lang. Auf Wunsch der Familie heiratet sie früh einen Mann, den sie gar nicht liebt, im Buch fast verachtet. Er war sicherlich kein schlechter Mann, hatte aber für Signe eine zu konservative Ansicht, die sich einfach nicht mit ihren deckten. Sie lassen sich scheiden. Nach der Scheidung beginnt, so jedenfalls mein Gefühl, erst richtig Signes Leben. Sie kann ihren Träumen folgen und wird Künstlerin. Nach einiger Zeit trifft sie dann auf Einar, der sie total umhaut, denn an die wahre Liebe hat sie schon lange nicht mehr geglaubt. Signe ist eine starke Protagonistin. Ihre Ansichten und ihr Streben würde ich als sehr fortschrittlich beschreiben, auch wenn ich aus ihrem Verhalten oft nicht schlau geworden bin. Wahrscheinlich tobten in ihrem Kopf noch Klischees, denen sie ihr Lebtag nie gerecht wurde und es trotzdem immer wieder versuchte. Ansonsten lebte sie ziemlich in ihrer eigenen Welt, vom Krieg bekam sie Anfangs nichts mit, beziehungsweise wollte es nicht, das passte nicht in ihre Blase, für mich reiner Selbstschutz. Trotzdem würde ich sie stellenweise als naiv und zu gutgläubig beschreiben. Mir war Signe Munch von Beginn an sehr sympathisch, ich mochte ihre Art, auch wenn ich sie oftmals nicht nachvollziehen konnte, aber das störte mich bei diesem Buch nicht. Einar war richtig goldig, so einen bräuchte jede Frau an ihrer Seite und die Welt wäre eine bessere. Glaubt mir, ein absoluter Traummann. Ich schätzte seine liebevolle, einfühlsame Art und konnte mich mit ihm gut identifizieren, da er für seine Liebsten auch viele Kompromisse einging, damit es ihnen gut ging und dann war er auch glücklich. Man könnte meinen Edvard Munch spielt in der Geschichte auch eine große Rolle, dem ist jedoch nicht so. Es wird zwar viel von ihm gesprochen, aber viel mehr als wäre er eine Art „Gott“, etwas „Übernatürliches“. Im wahren Leben und im aktiven Handlungsverlauf tritt er jedoch kaum auf. Er wurde im Laufe der Erzählungen immer weiter idealisiert, bis er noch magischer wirkte. Der Ausgang der Geschichte machte mich traurig, ich hätte mir für alle Beteiligten ein Happy End gewünscht. Aber so spielt nun mal nicht immer das Leben. Im Grunde genommen, war es für die handelnden Personen ein Happy End auf dem zweiten Blick. Jetzt würde ich jedoch gern viel mehr über Signe erfahren, da vieles im Buch auch fiktiv war, aufgrund dessen, dass es kaum noch etwas aus ihrem einstmaligen Leben gibt. Der Schreibstil gefiel mir unfassbar gut. Er war oft nicht tiefgründig, aber dann doch an den richtigen Stellen. Am meisten gefielen mir die detaillierten Beschreibungen von Norwegen. In vielen Büchern hätten mich die großen Zeitsprünge gestört, hier war es nicht der Fall, ich fühlte mich weiterhin in der Geschichte willkommen. Wie du sicherlich gemerkt hast, gefiel mir das Buch super gut, sodass ich ihm 5 von 5 Schweinchen gebe und es dir nur empfehlen kann!!