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miaslesezeilen

Posted on 11.2.2020

Cainstorm Island ist das Ghetto der Neuen Welt. Wer in Asaria nicht zu den Reinen zählt und vom überschießenden Reichtum profitieren kann, ist hier zu Hause: Der Müllhalde der Welt, umzäunt von einer fetten Mauer. In dieser Armutsfalls lebt Emilio. Ein Junge, der bereit ist, für seine Familie alles zu geben. Und so lässt er sich, geködert von einem Talentscout, die neuste Unterhaltungstechnologie der asarischen Firma „Eyevision“ ins Gehirn pflanzen um fortan mit seinen Stunts zur Belustigung der dortigen Bevölkerung beizutragen. Der Deal: Eine halbe Stunde am Tag wird durch seine Augen alles gefilmt, die Videos auf einen Kanal geladen, dafür kann Emilio seine Familie über Wasser halten. Es erinnert an eine moderne Version unserer heutigen Social-Medias. Doch dann passiert eines Tages ein Missgeschick: Emilio mordet während seiner Hauptsendezeit in Notwehr ein ranghohes Mitglied der gefürchteten „Las Calebras“, Cainstorms gefürchtetster Motorad Gang und wird über Nacht zum gesuchtetsten „Gesicht“ der Insel. Ein Augenblick und die Einschaltquoten explodieren und ein tödliches Spiel beginnt. Das Buch hat mich von Anfang an gepackt und die detialreichen Erzählungen der Lebensumstände Emilios sehr beeindruckt. Es ist mir zu Beginn sehr leicht gefallen, mich in die Welt einzufühlen und die Darstellungen lösten eine ganze Bandbreite an Emotionen in mir aus. Nicht nur dass ich ganz oft an unsere heutige Gesellschaft, ihren steigenden Media-Trend und die stetig wachsend Schere zwischen Arm-und Reich, sowie den breiten Flüchtlingsstrom denken musste, auch die Umgangsweise der der Zuschauer ärgerte und schockierte mich. Zu sehr erinnerten mich „weinende Katzenemojis“ vor verhungernden Kindern und sensationeller, perverser Blutdurst an die heutige „Verkehrsunfallmentalität“ des Gaffens. Somit schafft die Autorin für mich mit Cainstorm Island ein sehr polarisierendes Werk: Ich find dieses Buch gleichzeitig gut, wie auch schlecht. Ein weiterer Kritikpunkt ist für mich der Handlungsverlauf. Den Einstieg in die Geschichte und den Hauptteil erlebe ich als wesentlich spannender als den Schluss. Zwar wird das gigantische Finale, auf das die einzelnen Handlungsstränge hinzielen erfüllt, doch fühlt es sich im Kontext zu dem Buch nicht stimmig an und erinnert mich ein bisschen zu sehr an übertriebene Teenie-Action. Ich hätte mir etwas mehr Authentizität gewünscht, ganz nach dem Motto: Manchmal ist weniger mehr. Fazit: Ein durchweg zweigeteiltes Buch, dass sich aus dystopischer Sicht mit Problemen unserer heutigen „Mehr- Klassen- Gesellschaft“ befasst und diese durch sympathische Hauptcharaktere transportiert. Ich glaube, dass dieses Buch Jugendliche gut erreichen kann.

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