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Eric Pfeil Komm wir werfen ein Schlagzeug in den Schnee - Die Poptagebücher Lob & Hudel >„Stietenroth hat am Kiosk eine neue Frauenzeitschrift endeckt. Sie heißt, „meine Schuld“. Ich glaube alle anderen Indizien dafür, dass die Welt vollkommen aus den Fugen ist und mit Pappnasen gen Abgrund tanzt, sind nur noch Zuckerguss auf der Torte der Doofheit.“ < Eric Pfeils Poptagebücher sind das unschlagbar beste und amüsanteste was mir bisher im Genre Musikliteratur untergekommen ist. Wirklich jede Seite hat zitierenswerte Bonmots oder zumindest herrliche Wortschöpfungen und Musikbeschreibungen aufzuweisen. Sein trockener unaufgeregter Stil ist cool, eben weil man merkt es zielt nicht auf diese Coolness ab. Der Mann schreibt schlicht was er denkt. Und er drückt es erhebend (also Mundwinkel und Laune erhebend) aus. Seltenst geschieht es mir, dass ich einen Autor persönlich kennenlernen möchte, nicht einmal bei meinen Lieblingsautoren hätte ich da Interesse (Ausnahme Douglas Adams um ihm verschüchtert und wortlos zu huldigen, zu spät......) Eric Pfeil hat sich derart in mein Herz und Hirn geschrieben, dass ich dem Manne ewig andachtsvoll und kichernd lauschen könnte. Peinliche Vorstellung. Egal ! Ich habe mich beim Lesen weggeschmissen, penetrant meinen an Popmusik eher uninteressierten Mann verfolgt, um ihm Sätze vorzulesen ( sorry, es ging nicht anders und die Ehe ist nicht immer ein Lolly, ich sag nur Jon Krakauer! ) Da dies Tagebücher sind und sich über Geschmack nicht streiten lässt ist hier natürlich etliches Material zusammengekommen dem man entweder beigeisternd kopfnickend zustimmt, oder sich böse Wörter denkend weiterliest. Bei seiner Björk Einschätzung, noch befriedigt gackernd blieb mir bei der Paul Simon Lobhudelei das Verständnis weg und seine Einschätzung zu der Kölner Band „The Piano has been drinking“ halte ich für völlig verfehlt. Tom Waits auf Kölsch gecovert ist geil! Aber wie gesagt Geschmack ist privat und es dürfte wirklich für jeden etwas dabei sein, sogar für Nichtmusikliebhaber, da er sich nicht zu schade ist modische Feinheiten von Musikliebhabern detailgetreu in warmen Worten zu erwähnen. Nett: „....Männer deren ästhetisches Empfinden durch die Kombination Weste T-shirt nicht beeinträchtigt wird...“ Da entstehen Bilder, die man so schnell nicht mehr aus dem Kopf kriegt. Sogar musikalisch schafft er es mit diesen feinen Beschreibungen unbekannte Bands vor das innere Ohr zu bringen. Chapeau! Den erhebendsten Satz fand ich über die Beatles: „Die Musik der Beatles ist wunderbare Erübrigungsmusik: Sie erürbrigt fast jede andere Musik.“ Bevor ich jetzt hier weiter schamlos, emotional schwärme besorgt euch „Komm wir werfen ein Schlagzeug in den Schnee“ (Titel wird erklärt) holt euch Höranregungen und gute Laune ins Haus, geniesst, verfolgt eure Lebenspartner und macht es zur Regalzierde, auch wenn die Umschlaggestaltung etwas schlichtes, aber blasphemisches hat. Es finden sich Höranregungen, Hintergründe, herrlicher Humor, leichte Gesellschaftstrendkritik und sollte er eine seiner drei guten Ideen vom 9.12.2007 verwirklichen, nämlich das Buch mit dem Titel „Einiges über das meiste - Ein paraphilosophisches Feelgood-Buch von einem Ahnungslosen für noch Ahnungslosere“ Ich werde es umgehend kaufen! Ach ja und an alle die glauben während eines Konzertes die ganze Zeit Bilder mit ihrem Smartphone machenzu müssen. Spart Geld, bleibt daheim und schaut euch das Ganze auf Youtube an und nervt nicht die Leute die einfach nur Spass haben wollen. ;)