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papierfliegerin

Posted on 10.2.2020

» 2.5 von 5 Sternen « Grundsätzlich ist es immer gut, wenn Autoren mit neuen Aspekten und Ideen experimentieren und diese in ihre Geschichten einbringen. Es sorgt meist für Abwechslung innerhalb der verschiedenen Werke und bringt ganz neues Potenzial mit. Kate Morton allerdings hat sich hier doch sehr weit aus dem Fenster gelehnt mit ihrem Einfall, auch Übernatürliches in dieses Familiendrama einzubauen. Allein dieser Aspekt sorgte bei mir dafür, dass es mir schwer fiel, Interesse für den Rest der Handlung aufzubringen. Der Grundgedanke verspricht zwar einiges an Spannung und ist an und für sich auch gut ausgearbeitet, doch alles in allem sprach mich weder der Aufbau noch die Abhandlung im Allgemeinen. Kate Morton setzt hier auf etliche, verschiedene Zeitebenen – um genau zu sein auf 8 verschiedene Jahreszahlen (wenn ich mich nicht verzählt habe), die miteinander zusammen hängen. Doch bereits nach dem ersten Sprung wurde mir klar, dass sich diese Geschichte grundlegend von anderen Familiensagen unterscheidet. Wir treffen auf den ersten Seiten auf unsere Hauptfigur Elodie, erfahren einiges über sie und werden dann in ein anderes Jahrhundert katapultiert, wo wir ebenfalls wieder jemanden kennenlernen, Details über denjenigen zugespeist bekommen und am Ende wieder durch einen weiteren Sprung verlassen müssen. So reihen sich die verschiedenen Perspektiven aneinander und die Jahre sich völlig willkürlich zusammen gesetzt. Sie waren weder chronologisch geordnet noch erkannte ich ein anderes Schema dahinter. Desweiteren, und das finde ich wohl am negativsten: die Zeit, in der die eigentliche Protagonistin keine Rolle spielte. Es vergingen rund 300 Seiten, ehe ich Elodie überhaupt mal wieder traf. In der Zwischenzeit spielen dann unzählige andere Figuren eine Rolle, aber nie lang genug, um mir Gedanken über die Zusammenhänge machen zu können. Das nahm mir jede Möglichkeit, mich mit einem Charakter wirklich anzufreunden oder zu identifizieren, was wiederum dafür sorgte, dass ich mich nicht gefesselt fühlte und mich nicht nur streckenweise, sondern durchgehend, beinahe langweilte. Es spielten hier so viele Faktoren eine Rolle, weswegen die Spannung aus blieb und letzten Endes gebe ich vor allem den Zeitsprüngen die Schuld. Manche ganz interessant, andere hingegen total unnötig und überflüssig und viel zu sehr in die Länge gezogen. Was mir aber wirklich positiv auffiel, was die Recherche-Arbeit, die hinter dieser Geschichte steckte. Das sollte – nein das muss – man unbedingt honorieren; denn das was Kate Morton hier auf die Beine gestellt hat und wie viel Nachforschungen dafür nötig war, ist nicht greifbar. Gerade die Malerszene aus der damaligen Zeit ist ein Thema, das einem Fass ohne Boden gleicht. Es gibt so viel darüber zu sagen, und das tat die Autorin auch. Zwar ein weiterer Punkt, der Langatmigkeit mit sich brachte, doch den ich nicht unerwähnt lassen möchte. Schlussendlich überzeugte mich dann auch die Auflösung nicht mehr. Es gab die Krimi-Elemente, die oft erwähnt werden in Hinsicht auf das Buch; doch so richtig interessant fielen die nicht aus. Die Verstrickung der einzelnen Perspektiven, ergaben für mich nicht das große Ganze, auf das ich so sehnsüchtig gewartet hatte. Mir erschloss sich teilweise nicht mal der Zusammenhang zwischen den Strängen, sodass das Ende zwar rund, nicht aber besonders zufriedenstellend war. Schade. Die Hauptfigur in dem Geschehen soll Elodie sein – eine junge Archivarin aus London, die durch Zufall auf eine Sepia-Fotografie stößt, die ihr vage bekannt vor kommt. Leider aber war besagte Frau in nur wenigen Momenten wirklich präsent. Ich traf sie zu Beginn der Geschichte und dann erst viele Seiten später wieder. Für mich waren es andere Charaktere, die die Hauptrolle in diesem Drama spielten: nämlich Edward Radcliffe und sein Umfeld. Der Maler war nicht nur unheimlich interessant dargestellt, sondern auch eine Besonderheit. Wahrscheinlich liegt es auch daran, dass ich selten mit solch Charakteren zu tun habe in Büchern, doch wenn Edward ins Spiel kam, konnte man sicher sein, dass es interessant blieb. Auch die Geschichte um ihn herum ist der Autorin gut geglückt, sie war greifbar und seine Handlungen und Gedankengänge, für die damaligen Verhältnisse und seine doch sehr eigenen Eigenschaften nachvollziehbar. Genau so verhielt es sich mit seiner Familie und seinen Freunden. Sie unterschieden sich nicht nur sehr von anderen Figuren aus anderen Büchern, sondern auch untereinander. Es gab sowohl Sympathie-Träger wie auch Antipathie-Träger und es wirkte rund herum harmonisch und authentisch. Alle anderen blieben leider auf Distanz und waren zwar sehr eingehend und detaillreich beschrieben, erreichten mich aber einfach nicht – allen voran Elodie. Dafür kann ich wieder positiv berichten, dass ich den Stil von Kate Morton gerne mochte. Sie neigt zwar hier eher dazu, alles bis ins kleinste Detail platt zu treten und endlos zu beschreiben, doch Verständnis-Probleme oder dergleichen gab es nicht. Ich fand es unheimlich schade, dass das Tempo allein durch den ausschweifenden Stil herausgenommen wurde; hätte man auf einige Wiederholungen verzichtet, wäre das Buch nicht nur nicht so lang gewesen, sondern wäre auch flüssiger und rasanter erzählt worden. Aber ich möchte mich in der Hinsicht nicht beschweren. Die Autorin versteh was von ihrem Handwerk und überzeugt durch bildhafte Kulissen und realistische Szenen. Außerdem hat sie, wie oben erwähnt, die Malerszene und die ganzen Fakten rund um das Thema sehr gut recherchiert und in die Geschichte einfließen lassen Dafür erhält sie meinen größten Respekt und ein riesiges Lob. FAZIT: „Die Tochter des Uhrmachers“ von Kate Morton konnte mich leider auf keiner Ebene richtig überzeugen. Weder empfand ich die Storyline als strukturiert, noch gefiel mir die Gliederung des Ganzen. Die eigentliche Hauptfigur Elodie spielt nur eine untergeordnete Rolle und das Finale ist wenig rasant und noch weniger überraschend. Unnötige Perspektiven und sehr lang gezogene Passagen ruinieren die Spannung quasi gänzlich und machen das Buch eher zu einem Langzeit-Projekt als zu einem Pageturner. Dafür mich auch hier noch einmal die enorme Recherche der Autorin würdigen und das Talent, das sie definitiv hat in Bezug auf den Schreibstil. Schade, aber kein Grund für mich, es nicht weiter mit ihr und ihren Werken zu versuchen.

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