papierfliegerin
» 4.5 von 5 Sternen « Die Atmosphäre, die in den Büchern rund um die Abbotts herrscht, ist einfach einzigartig. Bisher hat es noch kein Autor geschafft, dieses gediegene Dorfleben so authentisch und einnehmend mit den ganz großen Gefühlen zu verbinden wie Marie Force. Sie fängt die Stimmung sehr gut ein und gibt sie ungefiltert an den Leser weiter, sodass es einem keineswegs schwer fällt, sich fallen zu lassen und wohl zu fühlen. Der Stil ist nichts besonderes, und trotzdem liest er sich lockerleicht und flüssig und ich kam sehr zügig voran. Die erotischen Szenen, von denen es nicht zu wenige gab, waren prickelnd und realistisch und weder zu kurz, noch unnötig in die Länge gezogen. Sprachlich betrachtet empfand ich die heißen Phasen aber doch als etwas „derb“ beschrieben. Im Vergleich zu den romantischen anderen Momenten und der Idylle, die permanent herrscht, war das meines Erachtens nach vielleicht eine Spur zu viel des Guten. Nichts desto trotz störte mich das im Groben und Ganzen aber nicht genug, um es wirklich an Kritikpunkt zu sehen – es ist mir lediglich aufgefallen. Christiane Marx liest auch hier wieder wahnsinnig gut. Ich empfinde als die perfekte Wahl für die Lost in Love, denn ich bin der festen Überzeugung, dass keine Stimmfarbe so gut zu diesen Geschichten passen kann, als die ihre. Authentisch und echt, klar und deutlich und trotzdem stimmungsvoll. Ihre Betonungen und die verschiedenen Stimmlagen setzt sie wunderbar passend ein und verleihen dem Geschehen noch mehr Leben, als es ohnhin schon zwischen den Seiten zu finden ist. Der dritte Abbott-Sprössling, den wir nun begleiten dürfen, ist Colton. Ich muss gestehen, dass ich mir in den Vorgänger-Bänden eigentlich nie richtig aufgefallen ist und sich allgemein nur hat selten blicken lassen in den Geschichten von seinen Geschwistern Hannah und Will. Doch nun verschafft uns die Autorin ein klareres Bild von ihm und schnell wurde auch klar, warum er sich in Band 1 und 2 eher rar gemacht hat. Colton lebt nämlich nicht wie die restliche Familie in Butler, sondern in einer Hütte auf dem Berg, wo er sich um die Produktion des Ahornsirups kümmert und einfach sein Ding macht. Ohne fliessendes Wasser, ohne Strom und nur mit dem nötigsten genießt er sein Leben in der Abgeschiedenheit in vollen Zügen. Kein Wunder also, dass der Rest der Abbott’s erst einmal an eine Verwechslung glaubt, als Gerüchte über Colton, er solle sich seit geraumer Zeit mit einer Frau treffen, kursieren. Colton ist wirklich ein wenig eigen, gerade weil er bei mir schnell das Bild des Almöhi wachrief und so schnell auch nicht mehr loswurde. Ich tat mir etwas schwer damit, eben besagtes Bild mit dem in Einklang zu bringen, wie er beschrieben wurde – das widersprach sich einfach in meiner Vorstellung komplett. Trotzdem war mir Colton enorm sympathisch und sein Humor war einfach wunderbar unterhaltsam und sorgte für einige Schmunzler bei mir. Er wirkt älter, ist unheimlich verantwortungsbewusst und reif und hat trotzdem ein so großes Herz, dass es manchmal richtig wehtat. Colton war definitiv eine Steigerung zu Nolan, den wir ja im vorherigen Teil begleiten durften – zwar durchaus auch etwas triebgesteuert, aber auf eine viel realistischere Art und Weise. Lucy wurde von der Autorin ebenfalls gut getroffen. Das zierliche, kleine, graue Mäuschen, das ständig rot wird und parallel dazu eine so taffe Karrierefrau abgibt, bereicherte die Geschichte enorm. Zu erleben, wie sie immer mehr auftaut und aus sich herauskommt, hat mir riesigen Spaß bereitet und ich konnte immerzu problemlos mit ihr mitfühlen. Allgemein waren sie und Colton für mich das bisherige Highlight der Reihe. Kein Pärchen, konnte mich so von sich überzeugen; und das sage ich, nachdem ich schon Cameron und Will sehr gefeiert hatte. Mir gefiel einfach die Harmonie hier zwischen diesen beiden mehr; der Funke sprang ganz anders auf mich über und ergriff mich viel mehr, sodass ich mitfiebern und mitfühlen konnte, und das bedingungslos. Zu den Randfiguren, wie beispielsweise Colton’s Familie oder andere Bewohner von Butler, brauche ich nun nichts mehr sagen – ich würde nur wieder ins Schwärmen geraten. Wie kann man nur eine solch tolle, herzliche, offene und harmonische Familie erschaffen, ohne dass es unglaubwürdig wirkt? Großes Kompliment an dieser Stelle. Die Handlung unterschied sich doch grundlegend vom vorherigen, zweiten Band. Besonders der Umstand, dass hier nicht alles von Anfang an schon in trockenen Tüchern war, beeindruckte mich. Hier konnte ich endlich wieder richtig mitfiebern, hoffen und bangen und es blieb von der ersten bis zur letzten Seite spannend und driftete nicht derart ins kitschige ab. Colton und Lucy sehen sich einigen Hindernissen gegenüber und ob sie es gemeinsam schaffen können, steht sehr lange in den Sternen. Obwohl die heimelige Atmosphäre und der Wohlfühl-Faktor wieder gegeben war, gab es eben auch eine gute Portion Drama, das weder aufgesetzt noch zu überspitzt wirkte. Ebenso gefielen mir die Kulissen-Wechsel, von denen es einige gab. Wir sind hier nicht nur in Butler direkt, sondern machen auch Abstecher in ganz fremde Welten (zumindest im Vergleich zu dem süßen kleinen Dörfchen), nämlich nach New York, und eben auf Colton Berg. Schon alleine diese beiden Settings könnten unterschiedlicher nicht gewesen sein, wodurch jede Menge Abwechslung aufkam und es nie langweilig oder gar eintönig wurde. Doch trotz aller Abwechslung gab es eben auch wieder Momente des „nach Hause kommens“. So erfahren wir natürlich wieder, wie es den anderen beiden Pärchen aktuell geht und wie sich ihre Beziehungen entwickeln; was genau so schön eingewoben wurde und wieder genug, aber nicht zu viel Platz einnahm, wie ich es schon in Band 2 gelobt habe. Marie Force versteht es einfach, die ganz großen Gefühle beim Leser zu wecken und ihn neugierig darauf zu machen, was nun aus der Zukunft der „alten“ Pärchen wird. Deshalb tue ich mir auch immer ein wenig schwer zu bestätigen, dass jeder Band für sich abgeschlossen ist. Die Liebesgeschichte eines jeden Paares, vielleicht, doch gibt es auch genügend Spoiler auf vorhergegangene Bände. Außerdem gehen die Geschichten in den Nachfolgern immer noch ein wenig weiter, sodass „abgeschlossen“ für mich eigentlich der falsche Begriff ist. Nichts desto trotz – oder gerade deswegen – gefiel mir das Ende hier auch besonders gut. Es gibt nicht nur Happy End; es bleiben doch einige offene Fragen und obwohl alles in allem total emotional und gefühlvoll insziniert ist, ist für mich die Sache mit Colton und Lucy noch nicht zu Ende. Ich bin gespannt, wie sie mit all den Problemen umgehen werden und das erfahre ich wohl nur, wenn ich Band 4 umgehend lese. FAZIT: „Mein Herz gehört dir“ von Marie Force ist für mich der bisher stärkste Band der Reihe. Authentische Gefühle, ein realistischer Ablauf und nichts überstürzt. Colton und Lucy sind zwei unsagbar sympathische Figuren, deren Glück mir persönlich am Herzen lag und denen ich einfach in all den Stunden stets das Beste wünschte. Ob es das gab oder nicht, das erfahrt ihr nur, wenn ihr selbst einen Blick in das Buch werft. Ich kann es euch jedenfalls nur wärmstens ans Herz legen. Wunderbar romantisch, heimelig und so humorvoll. Für das absolute Highlight fehlte mir natürlich noch eine Brise, aber doch gibts von mir verdiente 4.5 Sterne.