weinlachgummi
Vor Jahren habe ich den Märchenerzähler gelesen und fand ihn besonders, nicht unbedingt super, aber er war sehr speziell und so war ich neugierig auf das neue Buch von Antonia Michaelis. Und auch wenn es unterschiedliche Geschichten sind, so gibt es in meinen Augen viele parallelen, der Stil ist ähnlich und auch die Intensität. Ein harmloses Theaterstück wird zu einem gefährlichen Spiel mit der Realität. Die meisten Schüler der Theatergruppe kennen sich schon seit Jahren. Doch dann kommt Lilith neu dazu, Zufall? Sie passt perfekt in die Tolle der „la bruja“, einer mexikanischen Hexe. Sie ist zwar auch schon lange auf der Schule, doch niemand kennt sie richtig, sie ist ein typischer Außenseiter. Doch wenn sie auf der Bühne steht und ihre Rolle spielt, dann verschwimmt die Realität. Es ist, als wäre das Stück echt. Doch birgt dies auch Gefahren, denn niemand weiß wie das Stück enden wird und wie weit das ganze noch geht.... Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Tim. Man merkt schnell, er ist kein typischer Teenager, auch wenn er versucht sich anzupassen, um nicht aufzufallen. Lilith hat dies schon lange aufgegeben, am Anfang hat sie es noch versucht, doch mittlerweile macht sie einfach ihr eigenes Ding. Lilith ist nun nicht gerade ein Charakter, den man sofort ins Herz schließt. Sie ist sehr undurchsichtig und man wird nicht so richtig schlau aus ihr. Aber ich mochte sie, durch ihre authentische Darstellung viel es mir leicht mit ihr mitzufühlen und mich in sie hineinzuversetzen. Tim fand ich auch interessant, er war gut dargestellt und mit der Zeit hat er sich auch weiter entwickelt. Der Schreibstil von Antonia Michaelis ist besonders, oft poetisch, aber auch eher distanziert und kühl. Es wird nichts in flauschige Wölkchen gepackt, manchmal geht es ins Grausame. Hier auch die Anmerkung, dass im Buch Tiere verletzt / gequält werden. Falls jemand so etwas nicht lesen mag / kann. Ich mochte ihren Schreibstil sehr, da er auch so ungewöhnlich ist und aus der Maße sticht. Die Geschichte ist klasse. Ich hing nur so an den Seiten, musste aber öfters Pausen machen, da die Geschichte meine Aufmerksamkeit gefordert hat. So nebenbei lesen ist nicht ratsam. Sehr spannend und fesselnd und zum Story Verlauf möchte ich gar nicht zu viel verraten, da gerade diese Ungewissheit viel ausmacht. Fazit: Ein Theaterstück, Realität und Illusion verschwimmen. Ein Haufen Schüler, eine zarte Romance, eine einsame Berghütte und eine vermeintliche Hexe. Und vor allem menschliche Abgründe. Und das sind nur einige Elemente aus Hexenlied. Würde ich das Buch jedem blind empfehlen? Nein, der Schreibstil von Antonia Michaelis ist speziell, schaut euch die Leseprobe an. Mir hat er wahnsinnig gut gefallen, die Mischung aus poetisch und kühl, ja schon grausam. Außerdem ist die Atmosphäre besonders, düster, bedrückend, es entsteht ein Sog und von einer leichten Theatergeschichte wird man immer mehr hineingerissen, bis man am Ende völlig in der Geschichte hängt. Nicht alles ist realistisch, normalerweise stört mich so was extrem, doch hier passte es einfach in das Gesamtkonzept. Für mich ein geniales Buch.